Zahl der Brände stark gestiegen

In Niederösterreich ist die Zahl der Haus- und Wohnungsbrände zuletzt stark gestiegen: Die Monate September, Oktober und November 2016 zählen laut Feuerwehr zu den einsatzreichsten Monaten der vergangenen zwei Jahre.

180 Feuerwehren mussten seit September mit 2.500 Einsatzkräften zu 78 Wohnungs- und Hausbränden in Niederösterreich ausrücken. „Das sind um 30 Prozent mehr als im selben Zeitraum des Vorjahres“, sagt Landesfeuerwehrkommandant Dietmar Fahrafellner. Alleine in der vergangenen Woche sind drei Menschen in den Flammen ums Leben gekommen. „Diese Brandtoten hätten vielleicht noch eine Chance gehabt, wären die nötigen Sicherheitseinrichtungen wie zum Beispiel ein Brandmelder installiert gewesen“, so Fahrafellner.

Blitzschlag ist häufigste Brandursache

Als Brandursache Nummer eins gilt nach Angaben des Landesfeuerwehrkommandos der Blitzschlag, gefolgt von Elektrounfällen, die sowohl fehlerhafte Elektroleitungen als auch den unsachgemäßen Umgang mit Elektrogeräten beinhalten. In der Zeit um Weihnachten häufen sich hingegen Brände, die auf offenes Feuer zurückgehen - von einer glühenden Zigarette bis zu einer brennenden Kerze, die nicht ausgeblasen wurde. Diese Brandursache liegt über das ganze Jahre gesehen in der Statistik laut Feuerwehr auf Platz drei.

Brand in Willendorf

Einsatzdoku/Lechner

Bei einem Brand in Willendorf (Bezirk Neunkirchen) kam für die Bewohnerin jede Hilfe zu spät, sie dürfte an Rauchgasen erstickt sein

„Die meisten Brandtoten ersticken“

„Wir haben das Problem, dass die meisten Brandtoten nicht verbrennen, sondern ersticken“, sagt Landesfeuerwehrkommandant Dietmar Fahrafellner im Gespräch mit noe.ORF.at. „Ein Brandmelder ist so etwas wie ein besserer Wecker, der die Gefahr erkennt und Sie aus dem Schlaf reißt. Das ist ein wesentlicher Faktor, um bei Bränden in der Nacht überleben zu können.“ Seit Februar 2015 sind Brandmelder bei allen Neubauten verpflichtend zu installieren.

noe.ORF.at: Wie viele Rauchmelder braucht man pro Haus bzw. pro Quadratmeter?

Fahrafellner: Wesentlich ist in jeder Ebene des Hauses und überall dort, wo es zu einem Brandrisiko kommen kann - im Saunabereich oder in unmittelbarer Nähe der Küche zum Beispiel. Alle 25 Quadratmeter sollte man einen Rauchmelder installieren, ein Gerät kostet zwischen 25 und 30 Euro. Das ist nicht das große Geld, sie haben aber eine enorme Wirkung, wenn es zu einer Gefahr kommt. Empfehlenswert ist auch ein Rauchmelder nicht im, aber vor dem Schlafzimmer, damit man im Brandfall noch reagieren kann. Es besteht auch die Möglichkeit, bis zu zwölf Melder zu vernetzen. Wenn einer anschlägt, fangen alle im Haus zu piepsen an.

noe.ORF.at: Was soll man tun, wenn es in der eigenen Wohnung oder im eigenen Haus brennt? Soll man überhaupt versuchen, selbst zu löschen?

Fahrafellner: Wenn der Brand in der Entstehungsphase ist, hat man noch eine gute Chance, ihn mit einem Feuerlöscher in den Griff zu bekommen. Wesentlich ist dabei natürlich, dass man einen Feuerlöscher hat und dieser überprüft ist. Wenn es nicht mehr geht, ist es wichtig, die Feuerwehr unter der Nummer 122 zu alarmieren und so schnell es geht, den Brandraum zu verlassen, die Türen und Fenster geschlossen zu halten und die Feuerwehr beim Eintreffen einzuweisen.

Dietmar Fahrafellner

Landesfeuerwehrverband NÖ

Landesfeuerwehrkommandant Dietmar Fahrafellner

noe.ORF.at: Was ist zu tun, wenn es im Stiegenhaus brennt und man sich in einem oberen Stockwerk befindet?

Fahrafellner: Grundsätzlich sollte ein Stiegenhaus ohnehin brandlastfrei sein und es dürfte dort gar nicht brennen. Meistens gibt es im Stiegenhaus eine Verrauchung durch andere Wohnungen. In diesem Fall sollte man sich nach den Notausgängen umsehen - die grünen Männchen mit den Richtungspfeilen. Wenn es geht, sollte man immer diese Fluchtwegorientierung wahrnehmen und verfolgen. Wenn ich zum Beispiel in ein Hotel komme, schaue ich immer sofort, wo der Notausgang und Fluchtweg ist. Das macht auch Sinn und kann im Ernstfall vielleicht das Leben retten.

noe.ORF.at: Was sollte man auf keinen Fall tun, wenn es brennt?

Fahrafellner: Auf keinen Fall sollte man die Fenster öffnen oder Löschversuche unternehmen, wenn man sieht, dass die Lage aussichtslos ist. Wesentlich ist außerdem, die Tür zum Brandraum bzw. zum Stiegenhaus zu schließen, um eine Verrauchung des Stiegenhauses und ein Abschneiden des Fluchtweges für andere zu vermeiden.

noe.ORF.at: Als gefährliche Zeit gilt die Vorweihnachtszeit sowie die Zeit zwischen Weihnachten und Silvester? Worauf sollte man in dieser Zeit Acht geben?

Fahrafellner: Gefährlich sind jetzt einmal die Adventkränze, die - wenn man sie länger in einem trockenen Raum hat - austrocknen. Meistens sind die Kerzen außerdem mit Draht befestigt. Wenn das Feuer bis zum Draht durchbrennt, kann dieser aufgrund der Hitze die Kerze auslösen, sodass der Docht runterfällt. Hier kann es sehr schnell zu Bränden kommen. Wenn man den Christbaum jetzt schon kauft, sollte man ihn einwässern und im Freien aufbewahren, damit er in der Weihnachtszeit nicht schon so trocken ist, dass man in den ersten Tagen nach dem Heiligen Abend schon einen Entstehungsbrand hat.

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