Nachfrage nach Notschlafstellen steigt

Gerade im Winter suchen viele Menschen, die kein Dach über dem Kopf haben, Schutz in einer Notschlafstelle. In Niederösterreich werden diese immer voller. Die Zahl der Nächtigungen steigen seit Jahren kontinuierlich an.

In St. Pölten führt die Emmausgemeinschaft drei Notschlafstellen, eine für Männer, eine für Frauen und eine für Jugendliche. 2007 waren es jährlich etwa 155 Menschen, die hierher gekommen sind. 2015 waren es fast doppelt so viele. Etwa 300 Menschen haben im Vorjahr mehr als 9.000 Mal in den Notschlafstellen geschlafen. Derzeit zählt man 18 Betten. Auf jedes dieser Betten kommen allerdings gleich zwei Menschen in Not, die es zum Schlafen im Warmen brauchen würden.

Notschlafstelle St. Pölten

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Obdachlosigkeit trifft auch viele Berufstätige

Auch in Baden und Wiener Neustadt gibt es Notschlafstellen der Emmausgemeinschaft. Nicht jeder, der hierher kommt, ist arbeitslos. Auch viele, die berufstätig sind, haben oft kein Dach über dem Kopf, weiß Walter Steindl von der Emmausgemeinschaft. Sie zählen zur sogenannten „Working Poor“-Gesellschaft, also jenen Menschen, die trotz Berufstätigkeit etwa Schulden haben und sich keine Wohnung leisten können.

Untertags ist die Notschlafstelle der Emmausgemeinschaft am Kalvarienberg in St.Pölten leer. Sie wird erst abends und nur zum Übernachten aufgesperrt. Herkommen kann hier jeder, der einen Platz zum Schlafen braucht, egal welche Geschichte er mitbringt. „Die Leute müssen sich nicht ändern. Sie können hierherkommen, hier schlafen und in der Früh gehen sie wieder“, sagt Werner Stöß, der Leiter der Notschlafstelle. „Wenn sie sich ändern wollen, was Sinn machen würde, denn es ist ja nicht angenehm obdachlos zu sein, dann können wir sie weitervermitteln, zum Kalvarienberg oder an eine andere Betreuungseinrichtung.“

Viele Betroffene mit ähnlichen Geschichten

Der Kalvarienberg, zu dem die Notschlafstelle gehört, ist ein Tages- und Wohnheim für Obdachlose. Hier wohnen Männer und Frauen, die bereit sind, sich helfen zu lassen. Andere kommen nur untertags zum Essen oder um Gesellschaft zu haben. „Ich habe mich von meiner Freundin getrennt, das hat nicht mehr funktioniert. Ja, und dann bin ich ausgezogen und hatte keine Wohnung mehr. Und dann bin ich hierher gekommen“, erzählt Andreas. Er kommt regelmäßig ins Tagesheim.

Notschlafstelle St. Pölten

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Ob im Notschlafzentrum oder im Tages-und Wohnheim, die Geschichten, die man hört, sind oft sehr ähnlich. „Die Geschichten der Leute drehen sich oft um Trennungen oder Scheidungen, die oft auch mit Körperverletzungen und Wegweisungen zusammengehen, die Leute sind oft in prekären finanziellen Situationen“, weiß Walter Steindl, Bereichsleiter im Wohnheim Kalvarienberg. Andreas ist aber zumindest optimistisch: „Ich werde mein Leben schon wieder in den Griff bekommen und eine Wohnung finden, denn auf Dauer hier bleiben ist nichts für mich“, sagt er.

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