Prozess um Banküberfälle: Ehefrau belastet Mann

In einem Prozess um sechs Banküberfälle sind am Dienstag ein 42-Jähriger und seine Frau (44) in St. Pölten vor Gericht gestanden. Der Mann bekannte sich nicht schuldig, wird aber von seiner mitangeklagten Noch-Ehefrau belastet.

Bei den Raubüberfällen von Ende 2013 bis März 2016 in den Bezirken Amstetten und Melk sollen 300.000 Euro erbeutet worden sein. Der 42-Jährige soll laut Anklage bei den sechs Coups eine Spielzeugwaffe verwendet haben. Seine Noch-Ehefrau - ein Scheidungsverfahren ist anhängig - hatte demnach bei drei Überfällen als Fahrerin fungiert. Sie bekannte sich schuldig und belastete damit den 42-Jährigen, der eine Beteiligung an den Überfällen bestritt. Die zweitägige Schöffenverhandlung wird am Donnerstag fortgesetzt.

Die Beziehung der beiden Angeklagten war von häufigen Streitereien geprägt, es gab auch finanzielle Schwierigkeiten. Der 42-Jährige habe sehr viel Geld für seine Drogen- und Spielsucht gebraucht, sagte die Verteidigerin der 42-Jährigen. Der Erstangeklagte gab zu, seit mehreren Jahren Kokain genommen zu haben: „Zwei bis drei Gramm pro Woche waren es sicher.“

Bankangestellte benötigten psychologische Hilfe

Mehrere Bankangestellte berichteten, dass sie der Täter bei den Überfällen mit einer Waffe bedroht hatte, die sie für echt hielten. Einige Mitarbeiter benötigten danach psychologische Hilfe. „Ich habe mich extrem gefürchtet“, schilderte eine Bankangestellte den Überfall in Mauer-Öhling (Bezirk Amstetten).

In Kemmelbach (Bezirk Melk) fesselte der Täter die Putzfrau mit einer Eisenkette und sperrte das Opfer im Obergeschoß ein. Den Tresor ließ er sich von einem Mitarbeiter öffnen und sperrte diesen und einen Kollegen ebenfalls in ein Zimmer ein. Der Täter entkam jeweils unerkannt. Ob es sich beim Räuber um den 42-jährigen Angeklagten handelt, konnten die Zeugen nicht mit Sicherheit sagen, weil der Mann jeweils maskiert war.

Banküberfall Ferschnitz

LPD NÖ

Der Angeklagte soll - wie hier bei dem Überfall in Ferschnitz - jeweils maskiert gewesen sein

Überfälle seit Dezember 2013

Tatorte waren Banken am 30. Dezember 2013 in Amstetten-Allersdorf, am 18. April 2014 in Viehdorf, am 11. Juli 2014 in Mauer-Öhling (jeweils Bezirk Amstetten), am 31. Juli 2014 in Kemmelbach, am 7. Dezember 2015 in St. Martin am Ybbsfelde (jeweils Bezirk Melk) und am 25. März 2016 in Ferschnitz (Bezirk Amstetten).

Die 44-Jährige gab zu, in Mauer-Öhling, St. Martin und - nach der Trennung - in Ferschnitz das Fluchtauto gelenkt zu haben. „Er hat mich dazu gedrängt. Ich habe mich vor ihm gefürchtet“, sagte die Angeklagte. Festgenommen wurde das Duo heuer am 20. April. „Ich habe gehofft, sie erwischen uns einmal, ich habe es nicht mehr ausgehalten“, erzählte die Frau. Motiv für die Banküberfälle dürften Geldprobleme und die Drogensucht ihres Mannes gewesen sein.

Links: