Haugsdorf: Schwieriges Leben im Grenzland

Vor exakt 27 Jahren fiel der Eiserne Vorhang zwischen Österreich und der Tschechoslowakei. Den Grenzort Haugsdorf verbindet aber bis heute kaum etwas mit den Nachbarn. Der Ort kämpft gegen wirtschaftliche Konkurrenz und Abwanderung.

Das Grenzgebiet bei Kleinhaugsdorf ist immer noch eine Art Niemandsland. Am 18. Dezember 1989, vor genau 27 Jahren, durchschnitten der damalige Österreichische Außenminister Alois Mock (ÖVP) und sein tschechoslowakischer Amtskollege Jiri Dienstbier an der Staatsgrenze den Eisernen Vorhang. Ein echtes Zusammenwachsen der Regionen gelang trotz der Grenzöffnung aber bis heute nicht so recht, sagt der Bürgermeister von Haugsdorf Andreas Sedlmayer (ÖVP): „Wir haben noch keinen richtigen Anschluß an unseren Nachbarn gefunden. Es gibt zwar Verkehrswege, die uns verbinden und auch der Verkehr hat zugenommen, aber sonst sind die wirtschaftlichen Beziehungen realtiv klein geblieben.“

Bilder von 1989: Alois Mock schneidet den Eisernern Vorhang durch

ORF

Billig-Angebote sind Fluch und Segen zugleich

Vor allem zum Shoppingangebot jenseits der Grenze zu Tschechien hat man in Haugsdorf ein ambivalentes Verhältnis, denn die Konkurrenz ist groß. Die 1994 gegründete Excalibur City lockte bereits in den 90er Jahren die Massen an. Und auch heute wirbt man dort vor allem mit günstigen Preisen. Für die Bewohner von Haugsdorf ist das Segen und Fluch zugleich. „Natürlich nutzt auch unsere Bevölkerung die Möglichkeiten, die es beim nördlichen Nachbarn gibt, aber diese Kaufkraft geht hier verloren. Wir bemühen uns, dass die Leute nach wie vor im Ort kaufen“, sagt Sedelmayer.

Mit der Neugründung von kleinen Unternehmen im Ort setzt man gezielt Akzente. Erst vor kurzem wurde im Ortszentrum von Haugsdorf eine neue Buchhandlung eröffnet, in der man auch Spiel- und Schreibwaren erhält und die gleichzeitig auch als Postpartner fungiert. Das neue Angebot wird gut angenommen, sagt Buchhändler Wolfgang Alexowsky: „Es war uns ein Herzensanliegen, hier im Pulkautal für die Gemeinden an der Grenze wieder ein Kommunikationszentrum zu schaffen.“

Günstige Bauparzellen gegen die Abwanderung

Dass in Haugsdorf derzeit viel passiert, zeigt auch die ungewöhnliche Übersiedelung des Dämmstoffherstellers Naporo. Der Betrieb verlegte vor einigen Jahren seinen Standort von Tschechien nach Auggenthal. Dadurch wurden 20 Arbeitsplätze für die Region geschaffen. Jobs wie diese sind wichtig, denn die Gemeinde kämpft wie viele andere gegen die Abwanderung. Die junge Winzerin Barbara Pletzer baut derzeit ganz bewusst ein Haus in Haugsdorf. 2018 will sie hier mit ihrer Familie einen Heurigenbetrieb eröffnen, denn sie habe den Eindruck, dass immer mehr Touristen die Region entdecken, sagt sie.

Derzeit leben etwa 1.600 Menschen in Haugsdorf. Die Marktgemeinde, zu der auch die Orte Auggenthal, Jetzelsdorf und Kleinhaugsdorf zählen, versucht deshalb auch als Wohnort zu punkten. Südöstlich des Ortszentrums werden derzeit 30 Bauparzellen geschaffen. Der Quadratmeter kostet 15 Euro, etliche Flächen sind noch zu haben.

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