Wenn das Weihnachtsfest zu Depressionen führt

Die Vorbereitungen sind vorbei, die Verpackungen im Altpapiercontainer. Wenn Weihnachten vorbei ist, macht sich bei manchen eine Katerstimmung breit, die nichts mit Punsch und Glühwein zu tun hat.

Weihnachten ist anstrengend. Körperlich anstrengend, weil geputzt, gekocht, gebacken und eingekauft werden muss. Der emotionale Stress, der mit Weihnachten verbunden ist, ist oft auf das Zusammentreffen mit sämtlichen Familienmitgliedern zurückzuführen, zu denen man vielleicht monatelang mit gutem Grund kaum Kontakt hatte. Auch der Druck, „so wie alle anderen“ eine harmonische, freud- und friedvolle Zeit zu verbringen, sorgt für emotionalen Stress. Auch der Seele wird zu Weihnachten einiges zugemutet: Erinnerungen an früher tauchen wieder auf, als man noch unbeschwerter, gesünder oder jünger war.

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dpa/Peter Steffen

Immer mehr Menschen haben Schwierigkeiten, sich zu entspannen und abzuschalten

Maria Werni, Vorsitzende des Niederösterreichischen Landesverbands für Psychotherapie: „Wenn Ruhe einkehrt und man nicht mehr durch Äußerlichkeiten abgelenkt wird, ja fast zum Nichtstun gezwungen ist, wird manchen Menschen oft erst bewusst, wie anstrengend die Vorweihnachtstage waren, ganz besonders psychosozial. Und bei manchen schleicht sich die Frage ein, ob all das, was sie vorher getan haben, tatsächlich zu der erhofften Erfüllung geführt hat.“ Dann spüre man, was man sich in den Wochen davor selbst zugemutet habe, so Werni.

Statt Entspannung wird Leere empfunden

Dieses Krankheitsbild wird als Entlastungsdepression bezeichnet und ist nicht zu verwechseln mit einem Burnout, das während der Belastung entsteht. Typisch ist das Gefühl der Leere, wenn nach der Hektik des Advents nun tatsächlich Stille einkehrt. Diese Form der Depression kann auch nach Prüfungen oder beim Wechsel in den Ruhestand eintreten - Stichwort „Pensionsschock“.

Studien zufolge entwickeln etwa drei Prozent aller Menschen, mehrheitlich Frauen, eine solche Depression, wobei vor allem besonders ehrgeizige, übermotivierte Menschen betroffen sind. Maria Werni empfiehlt, zuerst einen Psychotherapeuten aufzusuchen. Denn Zuwarten lasse die Problematik eher chronifizieren, sagt sie.

In Niederösterreich gibt es mehr als 1.300 Psychotherapeuten und Psychotherapeutinnen. Eine Liste der fachlich befugten Personen steht auf der Website des Bundesministeriums für Gesundheit. Information zu Psychotherapie und psychotherapeutischer Behandlung bietet außerdem der Niederösterreichische Landesverband für Psychotherapie.

Ursula Köhler, noe.ORF.at

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