Internationaler Schlepperring ausgehoben

Aufgrund von Ermittlungen der Landespolizeidirektion NÖ ist eine Schlepperorganisation ausgeforscht worden. Diese soll in den letzten zehn Jahren mit 10.000 geschleppten Menschen einen Umsatz von 15 Millionen Euro gemacht haben.

Zehn Personen des türkischen Schlepperrings wurden bereits festgenommen und teilweise auch schon verurteilt, drei führende Mitglieder sind noch flüchtig. Auch ein spanischer Schlepperring wurde ausgehoben, hieß es am Montag bei einer Pressekonferenz in Wien.

In beiden Fällen seien „nicht nur die Schlepper, sondern auch die dahinterliegenden Organisationen aufgedeckt worden“, berichtete Innenminister Wolfgang Sobotka (ÖVP). Derartige Schlepperorganisationen lukrierten mittlerweile Gewinne, die „weit über das Volumen der Suchtgiftkriminalität hinausgehen“. „Wir müssen den kriminellen Elementen die Grundlage ihres Geschäftsmodells entziehen“, sagte Sobotka und forderte einmal mehr die völlige Schließung der Balkan-Route.

Pressekonferenz mit Franz Prucher, Wolfgang Sobotka und Gerald Tazgern

APA/Helmut Fohringer

Landespolizeidirektor Franz Prucher, Innenminister Wolfgang Sobotka und Gerlad Tazgern vom Bundeskriminalamt (v. l.) bei der Pressekonferenz in Wien

„Diese Ermittlungserfolge zeigen, dass unsere Strategie zur nachhaltigen Bekämpfung von Schlepperei die richtige ist. Das Joint Operational Office ist eine Informationsdrehscheibe, der enge nationale und internationale operative Austausch steht im Mittelpunkt. Ein Fixteam von rund 40 Ermittlern arbeitet gemeinsam mit inländischen und ausländischen Ermittlern Schulter an Schulter“, sagte Gerald Tatzgern, Leiter der Zentralstelle zur Bekämpfung der Schlepperei und des Menschenhandels im Bundeskriminalamt.

Polizei nahm zehn Verdächtige fest

Beim türkischen Schlepperring habe es bereits zehn Festnahmen gegeben, berichtete der niederösterreichische Landespolizeidirektor Franz Prucher. Die drei führenden und noch flüchtigen Mitglieder der Schlepperorganisation seien Türken im Alter von 30, 48 und 50 Jahren. Sie sollen von Istanbul aus die Schleppungen nach Europa organisiert haben, auf drei verschiedenen Routen. Den Großteil des Entgelts behielten sie als Gewinn.

Ein 39-jähriger Kosovare rekrutierte für die jeweiligen Etappen Schlepperfahrer und kundschaftete neue Routen aus. Er wurde bereits in Mazedonien festgenommen und befindet sich in Auslieferungshaft, gegen die drei Türken erwirkte das Landesgericht Korneuburg internationale Haftbefehle. „Die Täter kümmern sich um keine Grenzen, um keine Gesetze, ihnen geht es um den Profit, menschliches Leid ist ihnen völlig gleichgültig“, sagte Prucher.

Weitere Schlepperbande in Spanien ausgeforscht

Bei der Pressekonferenz wurde auch ein weiterer Ermittlungserfolg gegen Schlepper in Spanien präsentiert. Auf die Spur dieser Bande sei man nach einem Unfall eines Transporters mit Flüchtlingen auf der A1 bei Amstetten im Jahr 2015 gekommen, schilderte Prucher. Damals kam ein Ford Transit infolge eines Reifenschadens ins Schleudern, ehe er gegen eine Leitschiene krachte. Im Laderaum befanden sich 36 Flüchtlinge, die von Ungarn über Österreich nach Deutschland geschleppt werden sollten. 24 wurden verletzt, zwölf davon schwer. Der Lenker flüchtete - mehr dazu in Unfall mit Schlepperauto: 24 Verletzte.

Das Landeskriminalamt Niederösterreich führte die Ermittlungen. In Zusammenarbeit mit spanischen Polizeibehörden konnte der Lenker ausgeforscht werden. Bei ihm handelt es sich um einen 40-jährigen Pakistani, der sich in Spanien aufhielt. Am 25. Oktober 2016 wurde er nach Österreich ausgeliefert. Er ist geständig und gab Mittäter und weitere Taten zu Protokoll. Der Mann sitzt in der Justizanstalt St. Pölten in Untersuchungshaft. Vier weitere Täter wurden ermittelt, darunter auch der Organisator der Gruppe, der sich in Spanien befindet. Nach diesen Verdächtigen wird gefahndet.