Auf der Suche nach Rohstoffen in der Stadt

Brigitte Kranner sucht ständig nach alten Heizkörpern oder Kochtöpfen. An ihren Altmetallplätzen in Stetten (Bezirk Korneuburg) und Wien verwertet sie diese Altmetalle wieder zu Rohstoffen und betreibt damit „Urban Mining“.

Im Konzept von „Urban Mining“, das Brigitte Kranner an ihren drei Altmetallplätzen seit Jahren gemeinsam mit ihrem Ehemann betreibt, geht es konkret um die Rohstoffgewinnung in der Stadt. „Bei ‚Urban Mining‘ geht es um Rohstoffe, die in Gebäuden, in Geräten und in Fahrzeugen vorkommen. Das sind die drei großen Gruppen, wo Rohstoffe verbaut sind und wo wir sie zurückgewinnen können“, sagt Kranner im Gespräch mit noe.ORF.at.

Mit Rohstoffen sind vor allem Erdöl, Glas, Kunststoff und Metalle gemeint. Das Recycling ist aber nur ein Teil von „Urban Mining“, auch die Dokumentation spielt eine Rolle. „Im Zuge eines Neubaus dokumentiert man auch schon, wo beispielsweise das Kupfer liegt und wie viel dort vorhanden ist. Auch hält man fest, wie viel Aluminium und Eisen verbaut ist, sodass zukünftige Generationen auf diesen Rohstoffschatz zurückgreifen können“, so Kranner.

„Nutzungsdauer von Geräten verlängern“

Eine weitere Säule von „Urban Mining“ bildet das „smarte Design“. „‚Denke das Ende‘, sage ich immer. Ich muss ein Produkt so bauen, dass ich es am Ende der Lebenszeit nicht sehr aufwendig recyceln muss, sondern es eventuell auseinandernehmen kann und die einzelnen Komponenten sofort wieder als Rohstoffe in der Hand habe“, sagt Kranner.

Auch die Forschung ist ein Teilbereich von „Urban Mining“. Hier wird vor allem danach gefragt, wie Rohstoffe gefunden und gewonnen werden können und welche Technologien können dazu verwendet werden. Bereits jeder Einzelne kann einen Beitrag zu „Urban Mining“ leisten, sagt Kranner: „Das einfachste ist einmal die Nutzungsdauer einzelner Sachen zu verlängern, wie beispielsweise von Geräten, Häusern oder Fahrzeugen. Das ist ein erster Schritt.“

Internet-Blog, um Bewusstsein zu stärken

Neu ist dieser Ansatz aber nicht: „Auch vor 9.000 Jahren wurde Kupfer recycelt, weil es viel einfacher war, das vorhandene Kupfer wieder einzuschmelzen und wiederzuverwenden, als wieder in die Mine zu gehen“, sagt Kranner.

Brigitte Kranner rief auch einen Internet-Blog ins Leben, um das Thema bekannter zu machen. Mit Beiträgen aus der Praxis und Wissenschaft will sie damit Bewusstsein für die Materialen schaffen, die uns umgeben. Mit ihrem Blog gewann sie auch beim sechsten Urban-Mining-Award: Der Preis steht für besondere Verdienste rund um Konzepte für die Umwelt- und Rohstoffwirtschaft.

Martina Gerlitz, noe.ORF.at

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