Pröll und seine Nachfolgerin im Gespräch

Was macht Landeshauptmann Erwin Pröll (ÖVP) nach seinem Rückzug aus der Politik? Wie groß hingegen sind die Fußstapfen, in die seine Nachfolgerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) treten wird? noe.ORF.at hat beide zum Gespräch gebeten.

noe.ORF.at: Johanna Mikl-Leitner ist im Vorjahr nach Niederösterreich gewechselt. Hatten Sie damals schon die Absicht, dass sie Ihre Nachfolgerin werden soll?

Erwin Pröll: Nein, damals ist die Entscheidung aus einem ganz einfachen Grund gefallen. Wir haben, als Mikl-Leitner ins Innenministerium gegangen ist, gespürt und gemerkt, dass sie so etwas wie ein Aderlass für die niederösterreichische Politik sein wird, und ich habe damals schon klar und deutlich angemerkt, dass der Zeitpunkt kommen wird, wo ich die Bitte äußern werde, dass sie in die Landespolitik zurückkommt.

Mikl-Leitner hat im Innenministerium einen äußerst harten Job zu bewältigen gehabt, den sie exzellent gemacht hat, wo - sowohl in Österreich als auch auf europäischer Ebene - wahrscheinlich jetzt erst sichtbar wird, welch große Entscheidung sie im Zusammenhang mit der Balkan-Route, die sie blockiert hat, getroffen hat. Das hat Europa und Österreich vor größeren Schwierigkeiten in der Flüchtlingsfrage bewahrt, und daher war für mich nach diesem harten Job klar, dass wir sie wieder zurück nach Niederösterreich holen müssen.

Mikl-Leitner, Robert Ziegler und Erwin Pröll

ORF / Gernot Rohrhofer

Johanna Mikl-Leitner (l.) und Erwin Pröll (r.) im Gespräch mit dem Chefredakteur des ORF Niederösterreich, Robert Ziegler (M.)

noe.ORF.at: Was qualifiziert Mikl-Leitner für die Aufgabe, zunächst die ÖVP Niederösterreich zu übernehmen und dann relativ rasch an der politischen Spitze des Landes zu stehen?

Pröll: Sie hat langjährige Erfahrung im Politmanagement, aber auch im Nationalrat, in der niederösterreichischen Landesregierung und in der Bundesregierung. Was sie besonders auszeichnet, ist unglaublich harte Arbeit, ein unkomplizierter Zugang zu den Menschen - das ist gerade in der Landespolitik wichtig - und vor allem die Liebe zur politischen Arbeit im Land, und das sind wesentliche Grundlagen, auf denen man aufbauen kann.

noe.ORF.at: Was reizt Sie, als erste Frau an der politischen Spitze Niederösterreichs zu stehen, Landeshauptfrau zu werden?

Johanna Mikl-Leitner: Jeder weiß, dass ich mit Leib und Seele Niederösterreicherin bin und dass ich sehr gerne im intensiven Kontakt mit der Bevölkerung stehe, dass es mein Herzblut ist, in den Regionen unterwegs zu sein, die Sorgen der Menschen einzufangen und dann die notwendigen Schlüsse und Maßnahmen zu setzen. Das reizt mich.

noe.ORF.at: Sie haben heute, Mittwoch, davon gesprochen, dass es große Fußstapfen sind, in die Sie treten. Wie realistisch ist es denn, dass Sie an die Erfolge von Erwin Pröll anschließen können?

Mikl-Leitner: Ich glaube, wir sind uns alle einig, dass Pröll große Fußstapfen hinterlässt - sowohl in Niederösterreich als auch in Österreich. Umso mehr habe ich mich über das Vertrauen gefreut, das mir im Landesparteivorstand ausgesprochen worden ist, dass ich als seine Nachfolgerin als Landesparteiobfrau nominiert worden bin. Das ist für mich natürlich aber auch eine große Verantwortung.

Mikl-Leitner und Pröll

APA / Helmut Fohringer

noe.ORF.at: Wie werden Sie weiter vorgehen? Es ist notwendig, dass es eine Personalrochade gibt. Wird Landesrat Stephan Pernkopf Ihr Stellvertreter in der Landesregierung? Und wer kommt denn noch in die Regierung?

Mikl-Leitner: Jetzt geht es darum, einen Schritt nach dem anderen zu setzen. Der nächste Schritt ist der Landesparteitag am 25. März. An diesem Landesparteitag werde ich um das Vertrauen werben, damit ich dort auch gewählt werde. Und dort werde ich dann auch meine Ziele präsentieren.

Jeder weiß: Erwin Pröll geht aus der Regierung, und somit braucht es eine neue Persönlichkeit in der Regierung. Die werden wir rechtzeitig bekanntgeben, beziehungsweise geht es jetzt darum, umfassende Gespräche zu führen. Diese Gespräche nutze ich auch, um mich auf meine großen Aufgaben vorbereiten zu können.

noe.ORF.at: Herr Pröll, wie wird Ihre Zukunft aussehen? Werden Sie sich völlig aus der Öffentlichkeit zurückziehen oder ab und zu präsent sein?

Pröll: Wenn man sich aus der ersten politischen Reihe verabschiedet, ist das natürlich mit einem deutlichen Rückzug aus der Öffentlichkeit verbunden. Zunächst geht es aber darum, dass wir die Arbeit ganz normal weiter verrichten, bis die Funktion des Landeshauptmannes übergeben wird, denn es ist wichtig, dass wir signalisieren, dass eine unkomplizierte Stafettenübergabe stattfindet. Das ist auch für eine kontinuierliche Arbeit im Land wichtig.

Dann kommt die Zeit, wo ich das Privatleben wesentlich intensiver genießen kann. Das wird damit verbunden sein, dass ich mehr Zeit mit meiner Familie - wir haben vier Kinder und sechs Enkelkinder - verbringe. Den Enkelkindern bin ich als „der Opsi“ in der Familie ans Herz gewachsen. Und natürlich haben meine Frau und ich Reiseziele, die wir bis jetzt nicht ansteuern konnten, weil die Zeit gefehlt hat, und dann hoffe ich, dass die eine oder andere Stunde dazukommen wird, die ich auf dem Rad verbringe.

Mikl-Leitner und Pröll

APA / Helmut Fohringer

noe.ORF.at: Erwin Pröll hat Ihren politischen Werdegang wesentlich mitgeprägt. Wenn Sie jetzt Landeshauptfrau sind: Was wird denn vom Stil und auch von den Inhalten anders sein als bisher?

Mikl-Leitner: Erwin Pröll und Johanna Mikl-Leitner sind zwei unterschiedliche Persönlichkeiten und sind beide in einer anderen Zeit groß geworden, und ich glaube, wir sollten uns mehr mit den Inhalten beschäftigen. Wir alle wissen, die Welt rückt immer mehr zusammen, und natürlich, die internationalen Ereignisse haben auch immer mehr Auswirkungen auf Europa, auf Österreich und auch auf Niederösterreich. Und da geht es darum, internationale Kontakte auch zu nutzen, die habe ich in den letzten Jahren auch knüpfen können.

Und wir stehen natürlich auch vor einem neuen Zeitalter der Digitalisierung, auch hier geht es darum, die Weichen zu stellen und die konkreten, richtigen Maßnahmen zu setzen. Ich glaube, entscheidend sind die Inhalte, mit denen wir uns jetzt beschäftigen.

Das Gespräch mit Erwin Pröll und Johanna Mikl-Leitner führte Robert Ziegler, noe.ORF.at.

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