Betriebsübergabe wird oft unterschätzt

Vor einem Jahrzehnt wurden noch etwa 80 Prozent der Klein- und Mittelbetriebe innerhalb der Familie übergeben. Heute ist es nur noch jeder zweite. Doch den Betrieb an einen externen Nachfolger zu übergeben, birgt oft Risiken.

„Es war einfach Zeit“, sagt Gerhard Konlechner, ehemaliger Optiker und Juwelier aus Wilhelmsburg (Bezirk St. Pölten). Mehr als 38 Jahre führte er mit seiner Frau das Geschäft. Vergangenen November übergab der nunmehrige Pensionist den in dritter Generation geführten Betrieb an einen Mitarbeiter. Der Weg dahin war aber keineswegs einfach, denn „der ursprüngliche Plan war, dass eines meiner Kinder den Betrieb übernimmt“, erzählt Konlechner, „es hätte mich natürlich gefreut, aber es hat nicht sollen sein.“

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ORF

Nach langer Suche übergab Gerhard Konlechner (l.) den Betrieb im Vorjahr an seinen Mitarbeiter Christian Pfeiffer (r.)

In Niederösterreich ist diese Situation kein Einzelfall. Immer öfter müssen auch Familienbetriebe an Fremde übergeben werden. Einerseits bekommen Familien heute weniger Kinder, damit gibt es weniger potenzielle Nachfolger. Andererseits gibt es viel mehr Berufsmöglichkeiten, erklärt Dieter Bader vom Gründerservice der Wirtschaftskammer: „Die Kinder verwirklichen sich natürlich viel mehr als früher, schlagen andere Bildungswege ein, und dann ist der Weg zurück ins Unternehmen nicht mehr so leicht zu finden.“

Gemeinsame Übergangsphase entscheidend

Jedes Jahr werden in Niederösterreich 800 bis 1.000 Betriebe übergeben. Das wichtigste dabei sei, die Übergabe rechtzeitig zu planen, sagt Bader: „Der größte Fehler, mit dem wir immer wieder konfrontiert sind, ist, dass etwa jemand im Oktober zu uns kommt und schon mit Jänner übergeben möchte. Das ist zu kurzfristig.“ Darüber hinaus sollte man den Nachfolger langsam in den Betrieb einführen. „Der Betriebsübergeber hat viel Wissen, auf das der Betriebsübernehmer natürlich bauen kann.“ Dafür brauche es aber eine gemeinsame Übergangsphase, vor allem bei Personen, die nicht aus dem Unternehmen kommen. So könne man die internen Abläufe, die Kunden oder Lieferanten kennen lernen, schlägt Bader vor.

Auch Firmeninhaber Gerhard Konlechner musste sich nach einem externen Nachfolger umsehen. Der Optiker startete gemeinsam mit der Wirtschaftskammer einen intensiven Nachfolgeprozess. Einige Optikerketten lehnten jedoch nach anfänglichem Interesse ab. „Ich habe dann im Jänner 2016 meinen Mitarbeitern mitgeteilt, dass mein Betrieb verkauft wird. Und da hat Christian Interesse bekundet“, freute sich Konlechner. Einige intensive Gespräche und Beratungen später war die Übernahme fixiert. Der ehemalige Mitarbeiter Christian Pfeiffer war neuer Inhaber: „Uns war wichtig, dass wir unsere Kunden darauf einstimmen, weil sie seit Jahrzehnten gewohnt waren, dass Herr Konlechner immer im Haus ist.“ Zudem hätten auch die Mitarbeiter dazu beigetragen, dass der Übergang gut funktionierte und noch immer gut funktioniere, sagt Pfeiffer.

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