Islamisches Mädchenwohnheim in der Kritik

Ein türkisch-islamisches Mädchenwohnheim in Kematen an der Ybbs (Bezirk Amstetten) wird stark kritisiert. Laut dem Magazin „dasbiber“ würden die Mädchen dort anti-westlich und erzkonservativ erzogen werden.

Die Zeitungsjournalistin des Migrationsmagazins „dasbiber“ recherchierte unter dem Vorwand ihre Schwester anmelden zu wollen im Mädchenwohnheim in Kematen an der Ybbs. Sie schildert, dass es dort zwei Eingänge gibt, einen für Männer und einen für Frauen. Die Journalistin beschreibt im Artikel, dass die Mädchen schon ab neun Jahren ein Kopftuch tragen müssen und streng religiös erzogen werden. Sie können laut Artikel im Internat leben oder das Wohnheim nur in den Ferien besuchen.

Islamisches Internat Kematen an der Ybbs

ORF

Das islamische Internat in Kematen an der Ybbs im Bezirk Amstetten

Der Hodscha, der Lehrmeister, gab der Journalistin nicht die Hand und sprach sie nicht direkt an, sondern nur ihren männlichen Begleiter. „Die Zimmer sind sauber und renoviert, aber sie wirken kahl: Keine Bücher, keine Poster, keine PCs – nichts, was darauf hindeutet, dass hier Mädchen im Alter von sieben bis sechzehn Jahren leben“, schreibt die Journalistin.

Im Artikel spricht die Journalistin auch mit einem jungen Mann, der vor circa 20 Jahren das Wohnheim besuchte. Damals war es noch ein Buben-Wohnheim. Der Mann spricht im Artikel von Gehirnwäsche und, dass ein völlig verzerrtes Weltbild vermittelt werden würde: „Frauen sind zu meiden, der Westen ist der Feind und Juden sind böse.“

Islamforscher: „Sektenhafte Gruppierung“

Heute wird das Wohnheim im Mostviertel von der türkisch-islamischen „Süleymancilar“ betrieben, die zum drittgrößten Moscheedachverband Österreichs, der Union Islamischer Kulturzentren, gehört. „Die Süleymancilar sind eine sehr sektenhafte Gruppierung. Sie sind zwar sehr konservativ ausgerichtet, aber nicht offensiv politisch und auch nicht missionarisch“, erklärt der Islamforscher Thomas Schmidinger im Gespräch mit noe.ORF.at. Mit Dschihadismus hätte die Gruppierung nichts zu tun.

Islamisches Internat Kematen an der Ybbs

ORF

Bei der Islamischen Glaubensgemeinschaft wird die „Süleymancilar“ als traditioneller Islamverein bezeichnet. „Sie bringen den Kinder die Grundsätze des Islam bei und sie sind nicht politisch orientiert“, sagt Fuat Sanac von der Islamischen Glaubensgemeinschaft Österreich.

Wohnheim in der Gemeinde unaufällig

In der Gemeinde Kematen an der Ybbs sei das Mädchenwohnheim noch nie negativ aufgefallen, sagt der Vizebürgermeister Walter Lettner: „Wir haben nur positive Erfahrungen. Es gibt keine Beschwerden von Anrainern und wir haben auch noch nie etwas gehört von derartigen Vorfällen.“ Diese Unauffälligkeit sei nicht ungewöhnlich, sagt Islamforscher Schmidinger: „Das Problem ist nicht primär ein Problem für die Nicht-Muslime, die in der Gemeinde leben, sondern es ist eher ein Problem für Kinder und Jugendliche, die innerhalb dieser Gemeinschaft aufwachsen.“

Bei einem Lokalaugenschein haben Nachbarn gegenüber noe.ORF.at bestätigt, dass sie die Mädchen aus dem Wohnheim ausschließlich mit Kopftuch sehen. Die Union Islamischer Kulturzentren, die das Mädchenwohnheim im Mostviertel betreibt, war zu keiner Stellungnahme bereit. Der Integrationsbeirat im Außenministerium will sich das Mädchenheim jetzt genauer ansehen.

Link: