Ansturm auf Immobilien in Groß-Enzersdorf

Groß-Enzersdorf (Bezirk Gänserndorf) wird als Wohnort immer beliebter. Die Gründe dafür sind etwa die Nähe zu Wien und die immer besser ausgebauten Verkehrsanbindungen. Das Angebot an Immobilien ist allerdings geringer als die Nachfrage.

Der 26A-Autobus der Wiener Linien bringt die Groß-Enzersdorfer mittlerweile in kurzer Zeit von der U-2-Station in der Seestadt Aspern bis nach Hause. Die Endstation des Busses befindet sich vor dem Rathaus, direkt im Stadtzentrum. Früher verkehrte hier noch eine Straßenbahn, der 317er, seit 1970 sind diese Zeiten allerdings vorbei. Und trotzdem: Die Verbindung zwischen Wien und dem Tor zum Marchfeld, wie Groß-Enzersdorf auch genannt wird, ist seit damals noch enger geworden und nicht nur, was die Verkehrsanbindung betrifft.

Groß-Enzersdorf

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In Groß-Enzersdorf im Marchfeld wohnen - inklusiven den sieben Katastralgemeinden - knapp 10.500 Menschen

Immer weiter wächst die große Bundeshauptstadt an die Marchfeldgemeide heran. Zwischen Wien-Floridsdorf und Groß-Enzersdorf, wo man früher von der Straßenbahn aus Gemüsestände und Felder betrachten konnte, setzte die Urbanisierung Anker, breitete sich Wien aus, mit Betrieben, Geschäften, großen Wohnbauten. Erst an der Grenze zu Niederösterreich, dem Kreisverkehr, über den man in den Ortskern von Groß-Enzersdorf fährt, macht die pulsierende und immer weiter wachsende Großstadt Halt - und es wird beschaulich.

Das Tor zum Marchfeld ist ein ruhiger Ort, es finden sich wenige Geschäfte im Ortskern, ein großer Einkaufstempel dominiert bei der Ortseinfahrt. Die Lobau ist zum Greifen nahe, sie bringt Natur, Ruhe und Erholung direkt an den Grenzen Wiens. Groß-Enzersdorf ist zu einem beliebten Wohnort im sogenannten Speckgürtel rund um die Bundeshauptstadt geworden.

Der Bevölkerungszuzug kommt vor allem aus Wien

Die Nachfrage nach Immobilien, nach Häusern, Wohnungen und Grundstücken, ist mittlerweile allerdings deutlich größer als das Angebot. Wer in der rund 10.000 Einwohner zählenden Stadtgemeinde Fuß fassen möchte, braucht einen langen Atem oder ein ansehnliches Bankkonto. Die Grundstückspreise und auch die Preise für Häuser und Eigentumswohnungen schnellten in den letzten Jahren in die Höhe.

„Wir liegen momentan bei etwa 300 bis 350 Euro pro Quadratmeter Grund“, sagt Georg Hofbauer, Immobilienmakler in Groß-Enzersdorf. „Dabei wird es aber nicht bleiben. Die Preise steigen weiter, weil die Nachfrage sehr groß ist.“ Für Wienerinnen und Wiener ist das trotzdem ein attraktives Angebot. Die Preise für Wohnungen und Häuser liegen bis dato etwa 20 Prozent unter jenen im 22. Wiener Gemeindebezirk.

Groß-Enzersdorf

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Durchschnittlich 300 bis 350 Euro kostet derzeit ein Quadratmeter Baugrund in Groß-Enzersdorf

Keine große Freude hat der Bürgermeister, Hubert Tomsic (SPÖ), mit den stetig steigenden Immobilienpreisen. „Das führt so weit, dass die Einheimischen selbst sich keine Grundstücke und Wohnungen mehr leisten können“, beklagt er. Die Gemeinde habe allerdings ein Vergaberecht von rund einem Drittel der neu aufgeschlossenen Grundstücke, sagt der Bürgermeister, und das zu „moderaten Preisen“. Grundstücke im Ort sind allerdings Mangelware, es werden hauptsächlich Wohnungen und Häuser verkauft.

Zum Einkaufen und Arbeiten fährt man nach Wien

Ein Großteil der Bevölkerung der Marchfeldgemeinde pendelt zum Arbeiten und auch teils zum Einkaufen nach Wien. Die Wege sind kurz, das Angebot, das die Millionenstadt bietet, ist nur einen Katzensprung entfernt. Die fehlenden Konsumenten im Stadtzentrum von Groß-Enzersdorf machen es für die Geschäftstreibenden allerdings schwierig. Erst vor einem Monat hat ein alteingesessenes Blumengeschäft, gleich gegenüber vom Rathaus, zugesperrt. „Es gab einfach zu wenige Kunden“, sagt Bürgermeister Tomsic.

Das Einkaufen wurde vor wenigen Jahren ausgelagert, ins sogenannte Marchfeld Center am Rande des Ortes direkt an der Grenze zu Wien, das mit Namen großer Ketten, Diskontern und einem ausladenden Parkplatz lockt. Und damit ist der Charakter der Großstadt, über die Stadtgrenze hinaus, auch schon ein wenig in den Ort Groß-Enzersdorf hineingewachsen.

Barbara Tschandl, noe.ORF.at

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