72-Jähriger hört nach ungewöhnlicher OP wieder

Am Universitätsklinikum St. Pölten ist eine außergewöhnliche Operation gelungen. Ein 72-Jähriger kann dank eines Implantats wieder hören. Dieses wurde ihm nicht unter Vollnarkose, sondern mit örtlicher Betäubung eingesetzt.

Anton Ulram trug jahrelang Hörgeräte, doch irgendwann reichten diese nicht mehr aus. Neun Monate lang konnte er gar nichts mehr hören. Zuletzt habe er es deshalb gemieden, auf Leute zu treffen, erzählt er. Wenn ihn jemand angesprochen habe, konnte er schließlich keine Antwort geben. Seine letzte Hoffnung war das Einsetzen eines Hörimplantats. Dieser Eingriff wird normalerweise unter Vollnarkose durchgeführt. Wegen Vorerkrankungen war das allerdings nicht möglich.

Anton Ulram und Arzt

ORF

Keine Rehabilitation in Österreich möglich

Die Elektrode, die in weiterer Folge den Hörnerv stimuliert und dadurch die Hörleistung wiederherstellt, musste ihm deshalb mit einer örtlichen Betäubung in die Hörschnecke eingesetzt werden. Für den Chirurgen bedeutet das, „dass natürlich mit Bewegungen des Patienten während der Operation zu rechnen ist“, erklärt Georg Sprinzl, Leiter der HNO-Abteilung des Universitätsklinikums St. Pölten. Als erfahrener Operateur sei es aber möglich, damit umzugehen.

Seit Oktober kann Anton Ulram dank des Implantats und eines mit einem Magnet außen fixierten Prozessors wieder normal an Gesprächen teilnehmen. Nur eine Narbe erinnert an den ungewöhnlichen Eingriff. Wichtig sei laut Experten aber die Rehabilitation, um die Hörfähigkeit wieder zu trainieren. Das ist für Patienten in Österreich derzeit aber nur in Deutschland möglich. Laut Georg Sprinzl sei es wünschenswert, dass man künftig auch hierzulande solche Reha-Maßnahmen durchführen könne. Immerhin habe Österreich das Hörimplantat auch miterfunden, gibt er zu bedenken.