Immer mehr Bauern gehen neue Vertriebswege

Immer mehr Bauern gehen neue Vertriebswege. Hintergrund ist, dass die Preise im Großhandel schwanken und teilweise sehr niedrig sind. Über die Direktvermarktung können hingegen höhere Erträge erzielt werden.

Landwirtschaftliche Produkte

ORF / Claudia Schubert

Die Produktpalette ist breit

Die Bedingungen in der Landwirtschaft veränderten sich in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten stark. Schon der Beitritt Österreichs zur EU 1995 läutete einen Wandel ein. Teilweise niedrige und auch sehr schwankende Preise für landwirtschaftliche Produkte stellen die Bauern seither vor Herausforderungen. Viele sind deshalb auf der Suche nach neuen Vertriebswegen.

Direktvermarktung immer beliebter

Bio etwa ist längst keine Nische mehr, und immer öfter entscheiden sich Landwirte auch, in die Direktvermarktung einzusteigen. „Bereits etwas mehr als ein Viertel der Bauern verkaufen ihre Produkte direkt an die Konsumenten“, erklärt Christine Zimmermann, Obfrau-Stellvertreterin der Direktvermarkter Niederösterreich. Das Interesse an Direktvermarktung steige sowohl bei Bauern als auch bei Konsumenten deutlich.

Christian Radl, Landwirt in Probstdorf (Bezirk Gänserndorf), eröffnete 2013 einen Hofladen am Betrieb seiner Eltern. Begonnen hat alles sehr klein, die Produktpalette umfasste vor allem Erdäpfel und Gemüse. Mittlerweile gibt es auch diverse verarbeitete Produkte, die Radl für andere Bauern verkauft. So könne er den Kunden ein breites Angebot machen, sagt er gegenüber noe.ORF.at: „Die Kunden nehmen das sehr gut an. Sie kommen vor allem aus der näheren Umgebung, aber langsam erweitert sich der Kundenkreis“, sagt Radl.

31.000 Arbeitsplätze in der Direktvermarktung

Derzeit verkauft Familie Radl nur einen kleinen Teil ihrer Produkte im Hofladen, das meiste geht über den Großhandel, was schwankende Preise mit sich bringt: „Das ist von Jahr zu Jahr unterschiedlich. Man kann nicht sagen, dass eine Produktgruppe immer funktioniert. Genau da wollen wir mit der Direktvermarktung versuchen, dass wir faire Preise haben, die für uns Produzenten auch ein gewisses Einkommen absichern können“, sagt Radl.

Landwirtschaftliche Produkte

ORF / Claudia Schubert

Christian Radl eröffnete 2013 einen Hofladen in Probstdorf

Eine Ansicht, die offenbar immer mehr Bauern teilen. „Die Direktvermarktung ist eine Chance. Es werden zur Zeit 31.000 Vollarbeitsplätze in der Direktvermarktung in Österreich gesichert“, sagt die Obfrau-Stellvertreterin der Direktvermarkter, Christine Zimmermann.

Höhere Preise durch alternative Produkte

Vor allem im Waldviertel erhoffen sich Landwirte bessere Ertragschancen über die Vermarktungsgesellschaft Waldland. 914 Bauern nutzen deren Vertriebsmöglichkeiten. Das Unternehmen verkauft sogenannte Alternativpflanzen, die zum Beispiel für Arzneimittel verwendet werden.

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Die Produktpalette ist breit und reicht von Ginkgo über Schnittlauch bis hin zu Mohn. „Wir haben momentan eine sehr große Nachfrage nach Vermarktungsmöglichkeiten seitens der Landwirte. Wir bieten ihnen Verträge mit Mindestpreis und Abnahmemenge an“, erklärt Gerhard Zinner, Geschäftsführer von Waldland. Höhere Preise für die Landwirte bedeuten allerdings auch mehr Aufwand. Doch den nehmen offenbar viele gern in Kauf, denn die Nachfrage bei Waldland ist so groß, dass das Unternehmen nicht alle Bauern, die Interesse hätten, unter Vertrag nehmen kann, so Zinner.

Claudia Schubert, noe.ORF.at

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