E-Autos: Risiko für Feuerwehr und Pannenfahrer
Mehr als 2.700 Elektrofahrzeuge sind in Niederösterreich zugelassen. Die Umwelt soll dadurch geschont werden, die neue Technik birgt aber auch Gefahren. Bei Benzin- und Dieselautos liegt die Spannung zwischen 30 und 40 Volt. Bei Elektroautos kann die Spannung jedoch bis zu 20 Mal so hoch sein.
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„Wenn man nicht vom Fach ist, sollte man an einem Elektroauto nicht herumhantieren“, rät Maximilian Lang, Cheftechniker des ÖAMTC. Denn es bestehe die Gefahr, „dass es irgendwo einen Kurzschluss gegeben hat, und ein Teil, der normalerweise ungefährlich ist, auf einmal unter Spannung steht und somit lebensgefährlich ist.“
ÖAMTC: „Stromkabel sind gut versteckt“
Aus technischer Sicht gilt: Liegt die Spannung über 60 Volt, so kann nicht mehr gewährleistet werden, dass der menschliche Hautwiderstand bei Stromschlägen ausreichend schützt. Für gewöhnlich sind die starkstromleitenden Kabel im Auto aber gut versteckt, versichert Lang: „Normalerweise sind die Kabel natürlich nicht an der äußersten Front, sondern sie sind gut gesichert und gut verbaut."
Die hochstromführenden Bauteile sind auch am Unterboden ausreichend verkleidet. „Weil sie ja auch nicht steinschlaggefährdet sein dürfen. Das heißt, man kann nicht durch Zufall an den Kabeln ankommen“, sagt der Experte. Die Pannenfahrer werden für die neuen Elektromodelle jedenfalls speziell geschult.
Starkstromkabel sind orange gekennzeichnet
Ein erhöhtes Risiko besteht bei E-Autos auch für Mechaniker. Bei Arbeiten mit starkstromführenden Teilen gelten deshalb sehr strenge Vorgaben: Kabel, die mehr als 60 Volt Spannung führen, müssen orange gekennzeichnet werden und Gehäuseteile von stromführenden Komponenten mit Warnaufklebern versehen sein.
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Bei der Arbeit mit potenziell unter Spannung stehenden Teilen müssen eigene Elektrohandschuhe, isolierte Arbeitsschuhe und ein Helm getragen werden, erklärt Tobias Hillwig, Technikleiter bei Renault.
Bei Unfällen sind auch die Einsatzorganisationen mit der Gefahr von Stromschlägen konfrontiert. Alle Mitglieder sind daher speziell geschult, erklärt Feuerwehrsprecher Franz Resperger. Dennoch bestehe ein erhöhtes Einsatzrisiko: „Für uns ist das Elektrofahrzeug de facto eine elektrische Anlage. Brennt diese Anlage, dann sind Sicherheitsabstände einzuhalten.“ Zudem kann die Brandentwicklung etwas länger dauern: „Man braucht also auch genügend Löschwasser, aber das müssen wir vorher auch wissen.“
Grüne Kennzeichen für E-Autos
Damit Elektrofahrzeuge im Ernstfall leichter erkannt werden, bekommen alle neu angemeldeten E-Autos ab April ein grünes Kennzeichen. Die Rettungskarte, die für jedes Fahrzeugmodell kostenlos erhältlich ist, bietet Einsatzkräften und Pannenfahrern Informationen über die sensiblen Bereiche des Fahrzeuges.
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„Es werden damit Fragen beantwortet, wo etwa die stromführenden Kabel verlegt sind oder die Auslöser für den Airbag. Das sind für uns ganz wichtige Hinweise, denn wenn man beispielsweise in den mit Gas betriebenen Auslöser hineinschneidet, kann das eine lebensgefährliche Explosion ergeben“, so Resperger.
Stefan Sailer, noe.ORF.at
Links:
- Land gewährt 1.000 Euro Förderung für E-Autos (noe.ORF.at; 29.11.2016)
- E-Mobilität: Skepsis trotz neuer Förderungen (noe.ORF.at; 24.11.2016)
- E-Pkws: Höchster Anteil in Waidhofen/Thaya (noe.ORF.at; 13.11.2016)