Stromversorgung: Kritik an Losentscheid

Kann ein Stromanbieter nicht mehr liefern, entscheidet das Los, wer neuer Anbieter wird. Das kritisieren Niederösterreichs Arbeiterkammer (AKNÖ) und die EVN. Anlass ist, dass ein deutscher Stromversorger Insolvenz angemeldet hat.

Konkret geht es um den deutschen Stromversorger „Care Energy“, der in Österreich 12.900 Kunden mit Strom versorgt. Daran soll sich trotz des beantragten Insolvenzverfahrens nichts ändern. Das betonen sowohl der bestellte Insolvenzverwalter als auch der Geschäftsführer des Unternehmens. „Die Energieversorgung für österreichische Kunden ist sichergestellt, wir haben laufende Versorgungsverträge, wir haben den Bilanzkreis komplett ausgeglichen. Die österreichische Versorgung ist gesichert“, so Geschäftsführer Marc März.

AK und EVN kritisieren gesetzliche Regelung

Seit Bekanntwerden des Falls verzeichnen EVN und Arbeiterkammer jedoch vermehrt Anfragen von Kunden. Man biete nun Beratung, aber auch einen, wie die EVN sagt, „Heimkehrer-Tarif“ an, sollte ein Umstieg gewünscht sein. Für Unmut sorgt aber sowohl bei der AKNÖ als auch bei der EVN die allgemein gültige gesetzliche Regelung. Fällt ein Energieversorger komplett aus, werden die Kunden einem anderen Versorger zugelost. Dieser kann die Kunden aber auch ablehnen.

„Ich glaube, dass eine Daseinsvorsorge nicht auf irgendeiner Losentscheidung fußen soll, sondern dass es hier um die Sicherheit der Kundinnen und Kunden geht. Denn wer weiß, in welche Richtung die Entscheidung geht. Ist es vielleicht wieder nur ein Händler? Also diese Sicherheit ist hier nicht gegeben“, kritisiert Markus Wieser, der Präsident der Arbeiterkammer Niederösterreich.

Arbeiterkammer und EVN raten bei einem Wechsel, auf einen sicheren Versorger zu setzen. „Wer hat eigene Stromerzeugungsanlagen, eigene Kraftwerke, eigene Gasspeicher? Also hier ist schon ein Sicherheitselement drinnen. Die sicheren und guten sind eigentlich auch bekannt, weil sie schon seit Jahrzehnten am Markt Energie anbieten“, ergänzt der Vorstandssprecher der EVN, Peter Layr.

Regulierungsbehörde verteidigt Losentscheid

Bei der Regulierungsbehörde E-Control verteidigt man die Zuteilung der Kunden per Los, sollte ein Lieferant ausfallen. „Man muss eine faire Gleichbehandlung herstellen und das Los ist eines der fairsten Mittel, um die Gleichbehandlung zwischen allen Anbietern herzustellen“, argumentiert der Vorstand der E-Control, Andreas Eigenbauer.

Die theoretische Möglichkeit, dass alle Energieversorger die zugelosten Kunden ablehnen sieht man nicht. „Das ist sehr theoretisch, wir haben so viele Anbieter, dass ganz sicher ein neues Unternehmen die Kunden aufnehmen würde, denn gleichzeitig geben die Unternehmen sehr viel Geld aus, um neue Kunden zu bekommen“.

Ob durch den stärkeren Wettbewerb am Energiemarkt, mit mehr Anbietern, auch die Gefahr von Insolvenzen steigt, lasse sich nicht abschätzen, so Eigenbauer. Das hänge eher von der Stabilität der Marktpreise ab. Die Gefahr, dass man als Kunde von einem Tag auf den anderen daheim im Finsteren sitzt sei aber ohnehin nicht gegeben.