„Ab Hof“: Direktvermarktung als Chance

Etwa ein Viertel der heimischen Bauern setzt mittlerweile auf Direktvermarktung. Für die Landwirtschaft bietet das neue Chancen, wurde bei der Eröffnung der 23. „Ab Hof“-Messe in Wieselburg betont. Die Messe findet bis Montag statt.

Wo kommt mein Essen her und wie wurde es produziert? Diese Frage hat für viele Konsumentinnen und Konsumenten in den vergangenen Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen. Der Verkauf ab Hof boomt. Immer mehr Leute würden die Nähe zum Produzenten schätzen und auch das Vertrauen spiele eine große Rolle, sagte der Präsident der Landwirtschaftskammer, Hermann Schultes, bei der Eröffnung der „Ab Hof“-Messe am Freitag in Wieselburg. „Ich bin mir sicher, dass die Direktvermarktung eine dauerhafte Zukunft hat“, so Schultes.

Bewusstsein der Konsumenten wird größer

In Anbetracht der Preisentwicklung in der Landwirtschaft sichert die Direktvermarktung bei vielen Familienbetrieben das Einkommen. Leopold Reikersdorfer etwa, der in Neuhofen an der Ybbs (Bezirk Amstetten) einen Mostheurigen betreibt, ist bereits seit 20 Jahren bei der „Ab Hof“-Messe dabei, wie er sagt. Er sei zu 100 Prozent Direktvermarkter: „Wir haben einen sehr kleinen Betrieb. Das ist natürlich sehr arbeitsaufwändig, aber wir haben dadurch einen Vollerwerbsbetrieb.“

Dass das Bewusstsein der Kunden für Qualität und Herkunft immer größer wird, merkt auch Christa Gruber vom Jeßnitzhof in St. Anton an der Jeßnitz (Bezirk Scheibbs), wo sie und ihre Familie eine Hochlandrinderzucht betreiben: „Die Nachfrage nach Bioprodukten ist sehr groß und in den letzten Jahren immer größer geworden.“

Bei der Eröffnung der „Ab Hof“-Messe am Freitag war auch die bevorstehende Reform der gemeinsamen Agrarpolitik der EU Thema. Gerade für Klein- und Mittelbetriebe stehen derzeit nämlich viele Fördermillionen auf dem Spiel. Ab 2020 könnten die Agrarförderungen deutlich geringer ausfallen als bisher. Das war bereits bei einem Besuch des EU-Agrarkommissars in Niederösterreich im Jänner Thema.

Am Freitag wurde das Thema erneut aufgegriffen. Der designierte Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP) betonte dabei, dass die Betriebe in Europa nicht gleich sein könnten: „84 Prozent der Landesfläche sind voralpin, alpin oder schwer bewirtschaftbare Zonen. Da können die Betriebe bei uns nicht so wie im ehemaligen Ostdeutschland oder in Norddeutschland sein. Das wird nicht funktionieren“, sagte Pernkopf. „Deswegen müssen die Bauernhöfe so vielfältig sein, wie die Landschaften in Europa sind.“

„Ab Hof“ zieht etwa 35.000 Besucher an

Die erste „Ab Hof“-Messe fand 1995 in kleinem Rahmen in Wieselburg statt. Heute werden jedes Jahr etwa 35.000 Besucher gezählt. Viele von ihnen kommen aus dem Ausland nach Wieselburg, heißt es. Auch von den etwa 300 Ausstellern stammen etwa 20 Prozent nicht aus Österreich. Die Spezialmesse für bäuerliche Direktvermarkter richtet sich sowohl an Direktvermarkter als auch an Konsumentinnen und Konsumenten. Während auf einem Teil des Messegeländes Maschinen, Geräte oder Hilfsmittel für die Verarbeitung und Vermarktung von Produkten zur Schau gestellt werden, werden im anderen Teil des Geländes Einkaufs- und Verkostungsmöglichkeiten geboten.

Darüber hinaus finden bei der „Ab Hof“-Messe zahlreiche Verkostungsschulungen statt, bei denen man lernt, Produkte richtig zu beurteilen und Rückschlüsse auf die Produktion zu ziehen. Bei Produktionsseminaren können sich Interessierte Tipps für die Produktion holen. Die Ausstellungsfläche ist heuer übrigens ein Stück größer als in den vergangenen Jahren. Erstmals findet die „Ab Hof“-Messe nämlich auch in der neuen Halle 3 der Messe Wieselburg statt - mehr dazu in Messe Wieselburg wird modernisiert (noe.ORF.at; 17.7.2016).