„Schwarze Witwe“ vor 20 Jahren verurteilt

Die Dreifachmörderin Elfriede Blauensteiner, die „schwarze Witwe“, wurde vor 20 Jahren im Landesgericht Krems zu lebenslanger Haft verurteilt. Jetzt hat ihre Tochter erstmals mit Journalisten gesprochen.

Dieser Fall verblüffte sogar Kriminalisten. Mit Inseraten suchte sich Elfriede Blauensteiner in den 1990er Jahren Männer im besten Alter. Bald darauf waren sie tot. Die Frau gab zunächst zu, ihren Ehemann ermordet zu haben. Zu lebenslanger Haft verurteilt wurde sie jedoch, weil sie hintereinander drei Pensionisten vergiftet hatte. Drei weitere Morde konnten nicht nachgewiesen werden. Blauensteiner hatte schwer nachweisbare Medikamente verwendet, um ihre Opfer zu töten und an ihr Geld zu kommen.

Prozess Elfriede Blauensteiner

APA/Herbert Pfarrhofer

Opfer mit Medikamenten vergiftet

Laut rechtskräftigem Urteil hatte die Witwe alle drei Opfer mit dem Blutzucker senkenden Medikament Euglucon bzw. dem Antidepressivum Anafranil vergiftet, nachdem die Opfer der Frau ihren Besitz und ihre Liegenschaften überschrieben bzw. vermacht bekommen hatte. Spuren der Medikamente ließen sich in den exhumierten sterblichen Überresten nachweisen.

Blauensteiner stand dann zunächst wegen Mordes an Alois Pichler in Krems an der Donau vor Gericht und wurde dafür am 7. März 1997 zu lebenslanger Haft verurteilt. Legendär war ihr Auftritt im Gerichtssaal: Mit erhobenem goldenen Kreuz in der Hand beteuerte sie vor dem Richter: „Ich wasche meine Hände in Unschuld. Ich würde niemals töten“. 2003 starb die von Medien als „Schwarze Witwe“ titulierte 72-Jährige im Gefängnis.

Tochter im ersten Interview

In der ORF-Sendung „Thema“ hat die Tochter von Elfriede Blauensteiner am Montag erstmals Journalisten ein Interview gegeben. Die Frau, die anonym bleiben möchte, spricht über ihre schwierige Kindheit mit einer Mutter, die später in die österreichische Kriminalgeschichte einging.

Maria B. Tocher Blauensteiner

ORF

Die Tochter der verurteilten Dreifachmörderin im Interview

Thema: Wie haben Sie Ihre Mutter als Kind erlebt?

Maria B.: Ich war voller Angst und ich war abhängig. Ich hatte nur meine Mutter und ich war ihr völlig ausgeliefert. Sie war manipulativ und unglaublich kontrollierend. Meine Kindheit war eine Gratwanderung. Manchmal hatte ich das Gefühl, als würde ich knapp am Tod vorbeigehen. Wenn meine Mutter zornig war, hat sie mich manchmal halb totgeprügelt.

Thema: Wie hat die Art, wie Ihre Mutter gemordet hat, zu ihrem Charakter gepasst?

B.: Das Ruhigstellen war ihr wichtig; dass ihr jemand völlig ausgeliefert ist. Das hat dazu gepasst. Sie hatte es gern, wenn jemand krank war. Ich glaube, es war ursprünglich gar nicht beabsichtigt, dass sie jemanden umbringt. Vielleicht ist das bei ihrem zweiten Mann einfach passiert, der ja angeblich das erste Opfer war. Vielleicht ist sie dadurch auf die Idee gekommen, sie könnte das absichtlich tun und damit Geld erben.

Thema: Hat sich Ihre Mutter jemals bei Ihnen entschuldigt, hat sie Reue gezeigt?

B.: Es hat eine Situation damals gegeben, bei meiner Einvernahme bei der Kriminalpolizei. Da hat sich meine Mutter einmal dafür entschuldigt, was sie uns mit dieser Sache angetan hat. So nahe war ich meiner Mutter vorher nie und nachher nie wieder. In der Untersuchungshaft habe ich sie das nächste Mal gesehen. Da war das vorbei. Ab dem Moment hat sie alles nur noch geleugnet, auch mir gegenüber. Obwohl sie mir ja schon gestanden hat, dass sie das getan hat. Sie hat so getan, als hätte sie das nie gesagt.

Thema: Was hat bei Ihnen beim Tod Ihrer Mutter überwogen, Schmerz oder Erleichterung?

B.: Ich hätte ursprünglich geglaubt, es wäre die Erleichterung. Es war dann aber doch der Schmerz. Es war ein Verlustgefühlt und diese Endgültigkeit. Das war mir vorher nicht so klar, dass doch immer noch diese Hoffnung da war, man könne noch irgendetwas besser machen.

Das Interview führte Christoph Feurstein, ORF-Thema-Redaktion

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