EU-Richtlinie macht Kleinwasserkraft zu schaffen

Betreiber von Kleinwasserkraftanlagen kämpfen derzeit mit den extrem niedrigen Marktpreisen für die Stromerzeugung. Die Umsätze gingen zuletzt stark zurück. Zudem müssen die Anlagen wegen einer EU-Richtlinie teuer umgebaut werden.

Seit fast 200 Jahren besteht die Dumba-Wehr in Tattendorf (Bezirk Baden). Das Wasser aus der Triesting wird dadurch zu drei separaten Kleinwasserkraftanlagen geleitet. Nun muss die Wehr aber teuer umgebaut werden, denn laut einer aktuellen EU-Wasserrahmenrichtlinie ist für Kleinwasserkraftanlagen künftig eine Fischaufstiegshilfe vorgeschrieben. Die Umsetzung muss bis 2027 erfolgen, ansonsten kann das Wasserrecht entzogen werden.

Kleinwasserkraftanlagen Ökostrom Novelle

ORF

An der Dumba-Wehr in Tattendorf wurde nun eine Fischaufstiegshilfe eingebaut

Betreiber investieren 500.000 Euro

In Tattendorf kostet diese Maßnahme etwa 500.000 Euro. Die drei Anlagen-Betreiber schlossen sich dafür in der Betreibergesellschaft „Dumbaschraube“ zusammen, sagt Alexander Wilhelm: „Weil das einer alleine nicht machen kann. Wir finanzieren die Schnecke gemeinsam, wir betreiben sie und deswegen haben wir uns auch diese Investition leisten können.“

Vergangenen Herbst begannen die Bauarbeiten. Als einer der letzten Schritte wurde nun die Restwasserschnecke eingebaut. Die Fische gelangen dadurch zum unteren Teil des Flusses. Doch die Betreiber stehen noch vor einem anderen Problem. In Zukunft müssen sie aus der Triesting weniger Wasser entnehmen, damit der Fluss bei geringem Niederschlag nicht austrocknet. Dadurch geht aber auch die Stromproduktion zurück. „Wir rechnen mit einem Verlust von bis zu 25 Prozent“, sagt Wilhelm.

„Wirtschaftlicher Betrieb nicht möglich“

Niederösterreichweit müssen mehr als 600 solcher Kleinwasserkraftanlagen bis spätestens 2027 umgebaut werden. „Wir haben die Notwendigkeit Ökologisierungen vorzunehmen, Restwasser abzugeben, und gleichzeitig sehen wir Marktpreise, die 2016 bei zwei Cent lagen. Damit ist ein wirtschaftlicher Betrieb von Kleinwasserkraftanlagen eigentlich nicht möglich“, sagt Paul Ablinger, Geschäftsführer der Kleinwasserkraft Österreich.

Einige Betreiber mussten ihre Anlage bereits verkaufen. Ablinger fordert deshalb, dass ökologische Maßnahmen, wie die Fischaufstiegshilfen, wieder gefördert werden. Zudem gebe es derzeit viele genehmigte Anlagen, die aktuell aber keine Förderung erhalten, sagt er: „Wer jetzt um eine Förderung ansucht, muss bis 2023 warten. Dieser Rückstau muss früher abgebaut werden“, so Ablinger. Vor allem auch deshalb, weil die Baugenehmigungen für die Anlagen, wie bei Windrädern, verfallen, wenn sie nicht innerhalb von drei Jahren tatsächlich gebaut werden.

Für bereits bestehende Kleinanlagen fordert Ablinger wiederum Tarifzuschüsse, die nicht nur 13 Jahre fix ausbezahlt werden, sondern bis die Investitionen komplett abgeschrieben sind. „Damit die Kleinwasserkraft ein wichtiger Bestandteil für die Stromproduktion bleibt“, sagt Ablinger.

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