Experten für erweitertes Rauchverbot

Der Leiter der Lungenfachabteilung im Universitätsklinikum in Krems, Peter Errhalt, spricht sich klar für eine Ausweitung des Rauchverbotes aus. Im Raum steht, dass dieses vom 16. auf das 18. Lebensjahr angehoben wird.

Primar Dr. Peter Errhalt

Universitätsklinikum Krems

Errhalt begrüßt eine Ausweitung des Rauchverbotes für Jugendliche

Peter Errhalt leitet die Klinische Abteilung für Pneumologie im Universitätsklinikum Krems. Im Gespräch mit noe.ORF.at hält er eine Ausweitung des Rauchverbotes für Jugendliche für wichtig. Ende März werden die zuständigen Landesräte der Bundesländer über eine Anhebung auf 18 Jahre diskutieren - mehr dazu in Rauchverbot könnte bald bis 18 gelten (noe.ORF.at; 10.3.2017).

noe.ORF.at: Aus Sicht des Mediziners, der tagtäglich mit den negativen Folgen des Rauchens konfrontiert ist - was sagen sie zu dieser Absicht?

Peter Errhalt: Aus lungenfachärztlicher Sicht, aus ärztlicher Sicht überhaupt, gibt es kein anderes Statement, als: Das sollte unbedingt kommen! Ich hoffe es bleibt nicht bei der Absicht, sondern wird auch tatsächlich umgesetzt werden. Wir wissen aus anderen Ländern, dass das positive Effekte auf das Rauchverhalten von Jugendlichen hat.

noe.ORF.at: Ist es gefährlicher, wenn man in jungen Jahren raucht?

Errhalt: Bis zum 19. und 20. Lebensjahr des Menschen entwickelt sich die Lunge weiter, die Lunge wächst bis zu diesem Zeitpunkt. Wenn zu diesem Zeitpunkt schädigende Einflüsse auf die Lunge einwirken, wie insbesondere das Rauchen, dann kann es zu einer verzögerten Entwicklung führen. Die Jugendlichen oder die Erwachsenen starten dann mit einem geringeren Lungenvolumen ins weitere Leben als sie normalerweise haben würden. Das ist ganz entscheidend, denn man erleidet über die Jahre ohnehin einen Lungenfunktionsverlust - das ist normal - und wenn man von einem niedrigeren Niveau aus startet, dann ist das ein Nachteil für die jungen Menschen.

noe.ORF.at: Studien zeigen, dass mit dem Anheben der Altersgrenze in Großbritannien 2007 von 16 auf 18, die Zahl der 16- und 17-jährigen Raucher um 30 Prozent gesunken ist - aber auch die der 11- bis 15-jährigen Raucher. Wie ist das zu erklären?

Errhalt: Das ist durchaus nachvollziehbar. Gerade in diesem Alter sind die Peers, also die Vorbilder, die Gleichaltrigen, von mehr Wirksamkeit als irgendwelche Verbote oder erzieherische Maßnahmen. Das wissen wir. Und wenn Ältere weniger rauchen, dann fangen auch die Jüngeren weniger leicht an. Es ist ja auch so: Keiner beginnt zu rauchen, weil es gut ist. Das ist ja alles mit Gruppendynamik verbunden und diese Gruppendynamik gilt es zu durchbrechen.

noe.ORF.at: Es gibt Stimmen, die sagen: Schon wieder ein Verbot! Oder: Wie soll das kontrolliert werden? Ist ein Verbot dennoch sinnvoll?

Errhalt: Unbedingt! Es gibt eine Studie aus dem Jahr 2005 vom Kollegen Riedler, einem Kinderfacharzt (Univ. Prof. Dr. Josef Riedler, Anm.), der hat die Jugendlichen gefragt: Was würde sie vom Rauchen abhalten? Und da gab es vier Punkte die ganz wesentlich waren. Der Preis spielt eine Rolle. Wenn Zigaretten zu teuer sind, kauft man sie nicht. Außerdem ist die Vorbildwirkung der wichtigsten Mitmenschen wesentlich. Da zählen auch Lehrer dazu.

Also man hat sich dafür ausgesprochen, dass die Zigaretten teurer sein sollten, dann raucht man nicht. Es sollte ein Rauchverbot an öffentlichen Plätzen und in Lokalen geben - das ist interessanterweise schon 2005 von den Jugendlichen selbst als Vorschlag eingebracht worden. Und es sollte bei einem Rauchverbot an den Schulen auch den Lehrern verboten sein zu rauchen. Das war der Vorschlag der Jugendlichen was sie davon abhalten würde, mit dem Rauchen zu beginnen. Das war sehr interessant.

noe.ORF.at: Die Zahl der jungen Raucher sinkt in Österreich, dennoch rauchen mehr junge Menschen als in anderen europäischen Ländern. Warum?

Errhalt: Weil es in Österreich noch immer leicht ist an die Zigaretten zu kommen. Jugendliche ab 16 Jahren können Zigaretten kaufen. Kinder, die jünger sind, lassen sie sich von älteren Freunden kaufen. Also es ist kein Problem, an den „Stoff“ zu kommen und daher ist es nur begrüßenswert, wenn das erschwert wird, durch ein hoffentlich kommendes neues Gesetz. Das wäre ganz wichtig.

Das Interview führte Werner Fetz, noe.ORF.at

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