Mit der Schere statt mit dem Pinsel malen

Der Scherenschnitt ist eine seltene und schwierige Kunstform. Anlässlich des 40. Todestages der Scherenschnittkünstlerin Josefine Allmayer zeigt das Museum Kierling in Klosterneuburg (Bezirk Tulln) eine Sonderausstellung.

Josefine Allmayer wurde 1904 in Kierling geboren und lebte bis 1977 im Nachbarort Maria Gugging. Geboren als ältestes von sechs Kindern wuchs sie in ärmlichen Verhältnissen auf. Der Vater, ein Tapezierer, verdiente sich mit dem Anfertigen von Zeichnungen und Scherenschnitten ein Zubrot. Schon mit vier Jahren begann Josefine, ihm nachzueifern. Weil sie noch keine Schere verwenden durfte, „zupfte“ sie ihre Motive aus dem Papier.

Ausstellungshinweis

„Kunst mit Papier und Schere“, Museum Kierling, 25. März bis 22. Oktober, jeden Freitag (18.00 bis 20.00 Uhr) und Sonntag (10.00 bis 12.00 Uhr)

Der Vater konnte den ersten Scherenschnitt seiner Tochter verkaufen, als diese erst zwölf Jahre war. Die zuerst spielerische Freizeitbeschäftigung wurde daraufhin zunehmend professioneller. Mit 16 Jahren stellte Josefine Allmayer eine Reihe kleiner Tiersilhouetten aus. Sie wurde von der Künstlervereinigung „Weiße Insel“ und dem wissenschaftlich humanitären Verein „Kosmos“ finanziell unterstützt.

Neue Technik brachte „3-D-Effekt“

Allmayers bevorzugtes Motiv war die Natur: Blumensträuße, Landschaftsdarstellungen, aber auch ländliche Szenen stellten den Großteil ihrer Werke dar. Sie erregte Aufsehen mit einer neuen, bisher unbekannten Technik: Indem sie zwischen dem Vorder- und dem Hintergrund eine oder mehrere Lagen Transparentpapier schob, erzielte sie einen dreidimensionalen Effekt.

Schon mit 25 Jahren galt sie im gesamten deutschsprachigen Raum als eine der bedeutendsten Scherenschnittkünstlerinnen, ihre Werke wurden sogar in New York ausgestellt. Auch Adolf Hitler würdigte die Scherenschnitte Allmayers schriftlich auf einer Karte. Diese schenkte die Künstlerin einer Nachbarin, die offenbar mehr Freude mit der Karte hatte als sie selbst, kann man in dem Buch „Josefine Allmayer, ein Leben für den Scherenschnitt“ lesen, das 1988 im Selbstverlag des Kierlinger Heimatmuseums erschien.

Die Sonderausstellung im 40. Todesjahr von Josefine Allmayer zeigt neben zahlreichen Scherenschnitten der Künstlerin auch Werke von Hildegard Adamowicz sowie chinesische Scherenschnitte. Ebenfalls werden bisher unveröffentlichte Laubsägearbeiten, von Anhängern nach Motiven Allmayers hergestellt, präsentiert.

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