Tötung von Fischottern sorgt für Diskussionen

Die geplante Tötung von 40 Fischottern in Niederösterreich sorgte nicht nur im Landtag für heftige Diskussionen. WWF und „Vier Pfoten“ übten am Donnerstag scharfe Kritik an der Maßnahme und forderten ein anderes Vorgehen.

Im Februar gab das Land Niederösterreich bekannt, dass 40 Fischotter bis Sommer 2018 „entnommen“ werden dürfen. Als Grund wurde damals genannt, dass sich der Fischbestand in Niederösterreich reduziert habe - mehr dazu in Land NÖ erlaubt Tötung von 40 Fischottern (noe.ORF.at; 24.2.2017). Am Donnerstag drehte sich die Diskussion mit teils scharfen Worten weiter. In einer gemeinsamen Pressekonferenz übten die Umweltschutzorganisation WWF sowie die Tierschutzorganisation „Vier Pfoten“ neuerlich hefte Kritik. Die Tötung der Fischotter würde nicht den gewünschen Effekt bringen, heißt es.

„Maßnahme geht ins Leere“

Die Maßnahme würde nicht nur ins Leere gehen, man würde die Türe öffnen, um den strengen Tierschutz aufzweichen, kritisierten die beiden Organisationen. Außerdem würden andere Fischotter kommen und den Platz einnehmen. „Wenn das lokale Männchen wegfällt, wandern andere Männchen zu“, sagte Kurt Kotrschal, Zoologe der Universität Wien, der von WWF und „Vier Pfoten“ zu der Pressekonferenz eingeladen wurde. „Durch diese Regulierungsmaßnahmen, die keine sind, steigt die Otterdichte.“

Fischotter

dpa-Zentralbild/Patrick Pleul

Die geplante Tötung von 40 Fischottern sorgt in Niederösterreich für heftige Diskussionen

Statt den Fischotter zu jagen, forderte der WWF, dass kleinere Fischteiche eingezäunt werden. Bei größeren Seen hätten die Fische ohnehin genügend Rückzugsmöglichkeiten. Laut Helmut Pechlaner, Ehrenpräsident des WWF Österreich, sollten Flüsse und Bäche außerdem nicht mehr mit ausgewachsenen Fischen besetzt werden, sondern nur noch mit Eiern: „Wenn wir das machen, geht die Besiedlungsdichte der Fischotter automatisch auf ein natürliches Maß zurück. Sie müssen sich plagen und sie müssen in der Nacht 30 bis 40 Kilometer schwimmen, bis sie endlich etwas zu beißen haben“.

Pernkopf: „Ungleichgewicht“ entstanden

Der für Umwelt zuständige designierte Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP) wies die von WWF und „Vier Pfoten“ vorgebrachte Kritik am Donnerstag zurück. Pernkopf sprach von einem „Ungleichgewicht“, das entstanden sei. Das vom Land Niederösterreich beschlossene Maßnahmenpaket sei außerdem von Experten erarbeitet worden und diene dem Artenschutz. „Mittlerweile ist bei den Fischottern eine so hohe Zahl erreicht, dass hier ein Eingriff stattfinden muss. Das kennen wir vom Biber und das ist auch nichts Neues. Deshalb stehe ich auch zu dieser Entscheidung“, so Pernkopf gegenüber noe.ORF.at.

Der designierte Landeshauptfrau-Stellvertreter wird in seiner Ansicht nicht nur von den Teichwirten unterstützt, auch auch der von der SPÖ nominierte Volksanwalt Günther Kräuter sprach sich in seiner Funktion als Präsident der Arbeiter-Fischerei-Vereine für die Maßnahme aus: „Wir begrüßen das sehr, dass für Balance und Ausgewogenheit gesorgt wird. Wir sind ja nicht gegen eine bestimmte Tierart, sondern für Tierarten, nämlich die Fische.“

SPÖ und Grüne gegen Tötung der Fischotter

Im Landtag gingen die Meinungen zwischen SPÖ und ÖVP hingegen auseinander. Die Sozialdemokraten hatten die Aktuelle Stunde beantragt und das Vorgehen des Landes scharf kritisiert. Die Tötung der Fischotter sei keine Lösung, sagte die SPÖ-Abgeordnete Heidemaria Onodi. Sie erinnerte an den Tierschutz. „Wenn man nicht genau weiß, ob diese Maßnahmen zum Erfolg führen und wenn nicht vorher alle alternativen Methoden ausgeschöpft sind“, dann gäbe es laut Onodi folglich auch keinen vernünftigen Grund für die Tötung der Tiere.

Die Grünen kritisierten, dass es keine seriösen Angaben zur Fischotterpopulation in Niederösterreich gäbe. Die Tötung sei unmoralisch und rechtswidrig. „Diese Pseudo-Rechtsgrundlage, die hier geschaffen wird, hält einer verfassungsrechtlichen und einer europarechtlichen Prüfung nicht stand“, sagte Madeleine Petrovic.

FPÖ, ÖVP und Liste Frank befürworten Maßnahme

FPÖ-Klubobmann Gottfried Waldhäusl sprach sich für das Töten der Fischotter aus. Die Population habe nur so groß werden können, weil der Mensch eingegriffen habe, so Waldhäusl, laut dem man jetzt erneut gefordert sei: „Ich bin der Meinung, dass wir gut unterwegs sind, wenn wir so eingreifen, dass es weiterhin Fischotter geben kann, dass es weiterhin Teichwirte gibt und dass es ein ökologisches System in Teichen und Flüssen gibt.“

Die ÖVP verteidigte die geplante Maßnahme. Laut Karl Moser geht es um die Erhaltung des Ökosystems und dazu sei die Beteiligung des Menschen erforderlich. „Naturschutz ist nicht unter eine Käseglocke machbar, sondern in der freien Natur und im Zusammenwirken von Mensch, Tier und der gesamten Flora und Fauna“, so der ÖVP-Abgeordnete.

Die Liste Frank sprach sich im Vorfeld der Landtagssitzung für ein Eingreifen in den Fischotterbestand aus. Im Rahmen der aktuellen Stunde ergriff jedoch keiner der Abgordneten das Wort. Der Bescheid für die Entnahme der 40 Fischotter wurde vom Land Niederösterreich jedenfalls bereits erlassen.

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