Christine Nöstlinger eröffnete Kinderbuchfestival

Derzeit findet in St. Pölten das Kinder- und Jugendbuchfestival „KiJuBu“ statt, das mit einer Lesung der erfolgreichen Kinderbuchautorin Christine Nöstlinger eröffnet wurde. Mehr als 400 Schüler hörten ihr im Festspielhaus in St. Pölten zu.

Bereits zum 14. Mal will das „KiJuBu“ dem jungen Publikum die Lebendigkeit von Literatur vermitteln. Neben Christine Nöstlinger sind weit mehr als 20 weitere Autorinnen und Autoren aus Österreich, Deutschland, der Schweiz und den Niederlanden eingeladen. Mit Lesungen, Erzählungen, Präsentationen, Kreativstationen, Workshops, Theatervorführungen und Bilderbuchkinos soll Kindern und Jugendlichen an sieben Tagen eine einmalige Begegnung mit Texten ermöglicht werden - mehr dazu in St. Pölten im Zeichen des Kinderbuchs (noe.ORF.at; 24.3.17).

Nöstlinger schrieb mehr als 150 Bücher

Die Lesung der 80-jährigen Christine Nöstlinger war einer der Höhepunkte des Programms, das mehr als 80 Veranstaltungen umfasst. Die geborene Wienerin schrieb weit mehr als 150 Bücher und Erzählungen für Kinder und Jugendliche. Mit ihren ersten beiden Büchern „Die feuerrote Frederike“ (1970) und „Wir pfeifen auf den Gurkenkönig“ (1972) läutete sie gewissermaßen eine neue Zeit in der Kinderbuchliteratur ein.

Kinder- und Jugendbuchautorin Christine Nöstlinger

Cornelia Hladej

noe.ORF.at: Frau Nöstlinger, in fast 50 Jahren als Schriftstellerin haben Sie mehr als 150 Kinder- und Jugendbücher geschrieben. Ihr eigentlicher Berufswunsch war jedoch Zeichnerin gewesen. Wie sind Sie dann letztendlich zum Schreiben gekommen?

Christine Nöstlinger: Ich bin ins Gymnasium gegangen, und anscheinend hat in diesem Gymnasium niemand richtig zeichnen können. Ich habe halbwegs gut gezeichnet und alle haben erklärt, dass ich ein großes Talent bin. Danach bin ich auf die Akademie für angewandten Kunst gegangen. Dort habe ich aber gemerkt, dass ich gar nicht so gut bin. Und ich mag nicht, wenn ich mittelmäßig bin, dann habe ich überhaupt aufgehört zu zeichnen.

Später habe ich geheiratet, zwei Kinder bekommen und wollte etwas machen, das von zu Hause aus geht. Ich habe mir gedacht, ich mache ein Bilderbuch - und habe eine Geschichte erfunden. Die Geschichte ist immer länger und länger geworden, das Buch hat in Deutschland einen Preis bekommen, aber nicht die Bilder, sondern die Geschichte! Ich habe mir dann gesagt, wenn man meint, dass ich Geschichten schreiben kann, soll es mir auch recht sein.

noe.ORF.at: Was würden Sie sagen, was braucht ein Buch, damit es Kinder gerne lesen?

Nöstlinger: Die Kinder sagen selber, dass es spannend sein muss. Ich habe mir oft gedacht, mein Gott, meine Bücher sind ja in keiner Weise spannend, also, was ich unter spannend verstehe. Kinder verstehen darunter anscheinend etwas anderes, und dann sollte es natürlich auch witzig sein, weil Kinder mögen ein bisschen lachen.

noe.ORF.at: Was ist Ihnen wichtig, wenn Sie ein Kinderbuch schreiben?

Nöstlinger: Dass ich nicht lüge. Dass ich nicht die Wahrheit und die Realität zurechtbiege und irgendwie so auf kindlich hintrimme. Ich will eigentlich, wenn ich ein Buch schreibe, einfach ein Stück Welt in Sprache umsetzen. Das möchte ich so ehrlich machen, wie es möglich ist.

noe.ORF.at: Haben Sie spezielle Figuren, die Sie erfunden haben, die Ihnen am Herzen liegen?

Nöstlinger: Eigentlich nicht. Man muss bedenken, ich schreibe seit fast 50 Jahren Bücher, das ist ein halbes Jahrhundert. Ein paar von den Büchern, muss ich ehrlich zugeben, die ich so vor 40 oder 45 Jahren geschrieben habe, die habe ich ja auch schon ein bisschen vergessen. Aber ich habe sehr lange eine Lieblingsfigur gehabt: Das war „Hugo. Das Kind in den besten Jahren“.

noe.ORF.at: Welche Bücher lesen Sie eigentlich selbst gerne, wenn Sie Zeit dazu haben?

Nöstlinger: Also ich lese manchmal Bücher, die in Zeitungskritiken gelobt werden. Zwischendurch lese ich aber immer Bücher von Kurt Tucholsky und Gedichte von Heinrich Heine. Ich stehe unheimlich auf Heine.

Das Interview mit Christine Nöstlinger führte Julia Ernstorfer, noe.ORF.at

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