Androsch: „Kritik an NGOs ist entbehrlich“

Asyllandesrat Maurice Androsch (SPÖ) bezeichnet die zuletzt an Hilfsorganisationen geäußerte Kritik als „entbehrlich“. Derzeit befinden sich etwa 12.100 Asylwerber in der Grundversorgung, jetzt müsse man beschlossene Maßnahmen umsetzen.

Zuletzt ging die Zahl der neu ankommenden Flüchtlinge konstant zurück. „In den Jahren 2015 und 2016 haben wir in Spitzenzeiten in unseren Quartieren und in Privatunterkünften mehr als 15.000 Flüchtlinge untergebracht“, sagte der für Asylthemen zuständige Landesrat Maurice Androsch gegenüber noe.ORF.at. „Diese Zahl hat sich jetzt reduziert. Wir haben trotzdem noch etwas mehr als 12.100 Flüchtlinge in der Grundversorgung, darunter rund 1.000 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge.“

Bestehende Quartiere werden überprüft

Wichtig sei jetzt, sich angesichts der Unsicherheiten in der Türkei und im Mittelmeer Puffer zu schaffen, so Androsch. Auch nutze man die Zeit zur verstärkten Überprüfung der bestehenden Unterkünfte. „Auf jene Quartiere, die diese hohe Qualität nicht aufweisen, wird man ein besonderes Augenmerk haben. Wichtig ist, dass wir nicht reihenweise Quartiere schließen, sondern dass wir langsam sukzessive zurückfahren, wo es notwendig ist.“

Die Aufteilung auf das ganze Land müsse beibehalten werden, „weil wir sehen, dass wir mit kleineren Quartieren die besten Möglichkeiten auf Integration haben“, so Androsch. Derzeit leisten etwa sieben von zehn Gemeinden in Niederösterreich einen Beitrag zur Unterbringung bzw. Integration von Flüchtlingen. Eine Ausweitung ist laut Androsch derzeit nicht geplant.

„Beschlossene Maßnahmen umsetzen“

Vielmehr sei es jetzt notwendig, bereits beschlossene Integrationsmaßnahmen im ganzen Land umzusetzen, argumentiert Androsch. Als Beispiel nannte er das Integrationsjahr für Asylberechtigte. „Es ist wichtig, dass wir die Menschen, die jetzt bei uns sind und ein Bleiberecht oder eine hohe Chance darauf haben, auch in die Gesellschaft hereinholen“, so der Asyllandesrat. Als zentrale Punkte nannte er flächendeckende Sprachkurse und weitere Maßnahmen zur Eingliederung in den Arbeitsmarkt.

Der jüngsten Kritik an Hilfsorganisationen begegnete Androsch mit Unverständnis. Zuletzt hatte etwa Franz Schabhüttl, der langjährige Leiter des Erstaufnahmezentrums in Traiskirchen (Bezirk Baden), in einem Buch die Arbeit der Nichtregierungsorganisationen (NGOs) beanstandet. Schabhüttl zufolge würden NGOs, wie die Caritas, zwar wichtige Arbeit leisten, auf dem Gebiet des Asyl- und Fremdenwesens aus finanziellem Eigeninteresse aber wie große Wirtschaftsbetriebe agieren. Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) hatte zudem angesichts der Arbeit von Hilfsorganisationen in der Seenotrettung im Mittelmeer von „NGO-Wahnsinn“ gesprochen.

Androsch pocht auf gute Zusammenarbeit mit NGOs

„Ich denke, diese Kritik ist entbehrlich in der Art und Weise, wie sie mancherorts gemacht wird“, so Androsch gegenüber noe.ORF.at. Man könne zwar über die Arbeit der Organisationen diskutieren, „es ist aber nicht notwendig, NGOs in diese Ecke zu stellen und sie als Geschäftemacher oder als Pull-Faktor zu bezeichnen.“ Wichtig sei stattdessen, weiterhin auf partnerschaftlicher Ebene und auf Augenhöhe miteinander zusammenzuarbeiten.

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