Vom „weißen Fleck“ zum „Kulturland“

Im Kulturbereich habe sich Niederösterreich von einem „weißen Fleck“ zum „Kulturland“ entwickelt, das sagt Landeshauptmann Erwin Pröll (ÖVP) bilanzierend über 25 Jahre Kulturpolitik. 70 Kulturbauten wurden geschaffen.

Das Festspielhaus in St. Pölten, der Musiksommer und die zahlreichen Klassik-Konzerte in Grafenegg, die Kunstmeile Krems und zahlreiche Museen sind bloß ein paar der bekanntesten kulturpolitischen Projekte, die Landeshauptmann Pröll seit seinem Amtsantritt 1992 umgesetzt hat. Am Dienstag gab er mit Hermann Dikowitsch, dem Leiter der Abteilung Kunst und Kultur im Land Niederösterreich, und Paul Gessl, dem Geschäftsführer der Niederösterreichischen Kulturwirtschaft (NÖKU), „einen Rückblick und Überblick darüber, was sich kulturpolitisch in den zurückliegenden 25 Jahren getan hat“.

Eröffnungskonzert

ORF/ Hans Leitner

Grafenegg gilt heute als das Paradebeispiel für die niederösterreichische Kulturpolitik

Pröll: „Ohne Geld keine Musi“

„Am Anfang am Herzen gelegen“ sei ihm „ein gestärktes Kulturbewusstsein“, betonte Pröll, dass dieses „eine wichtige Trägerrakete für die Entwicklung des Selbstbewusstseins Niederösterreichs“ gewesen sei. In den zurückliegenden 25 Jahren seien 360 Millionen Euro investiert, über 70 Kulturbauten und über 25.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche geschaffen worden. Das Kulturbudget habe man „von 37 Millionen Euro im Jahr 1992 auf 130 Millionen Euro im Jahr 2016 entwickelt".

Pröll habe „Nachholbedarf“ geortet. „Ohne Geld keine Musi“, so der scheidende Landeshauptmann, der auch deutlich machte, dass er sich mit seiner offensiven Kulturpolitik nicht immer nur Freunde gemacht hat. „Aber man muss Geld aufbringen für eine funktionierende Kulturpolitik.“ Jetzt blickt er erfolgreich auf 25 Jahre zurück. Man habe im Bereich der Kultur Niederösterreich von einem „weißen Fleck“ zu einem „Kulturland" entwickelt. „Es ist uns gelungen, die Menschen auf breitester Ebene für Kultur zu begeistern.“ Zudem habe sich Pröll von der Bundeshauptstadt Wien und vom Bund generell kulturell emanzipieren wollen.

Hermann Nitsch und Erwin Pröll

APA/ERNST WEISS

Hermann Nitsch und Landeshauptmann Erwin Pröll bei der Eröffnung des Nitsch Museums in Mistelbach 2007

Seite an Seite mit den großen Künstlern

Von Anfang an war es das Ziel von Erwin Pröll, große Künstlerpersönlichkeiten Österreichs nach Niederösterreich zu holen. Viele fanden in den letzten 25 Jahren hierzulande ihre Heimat. Dass sich ein Peter Turrini, ein Daniel Spoerri, ein Arnulf Rainer, ein Felix Mitterer oder ein Erwin Wurm zu Niederösterreich bekennen, habe Strahlkraft weit in die Regionen hinein.

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Pröll zu den Künstlerkontakten

Bei Künstlerkontakten habe Landeshauptmann Pröll die Parteipolitik stets außer Acht gelassen. Er ist stolz auf diese Entwicklung.

2001 wurde das Karikaturmuseum in Krems mit einer Dauerausstellung von Manfred Deix eröffnet. Sechs Jahre später, 2007, wurde das Museumszentrum Mistelbach mit dem Hermann Nitsch Museum eröffnet, 2009 das Arnulf Rainer Museum in Baden. Pröll ehrte im Lauf der Jahre zahlreiche Persönlichkeiten aus der Kulturszene, immer über Partei- und Ideologiegrenzen hinweg.

Neue Form des Kulturmanagements eingeführt

Ein weiterer wichtiger Punkt sei die organisatorische Facette, so fuße die erfolgreiche kulturpolitische Arbeit auf neuen Formen des Kulturmanagements. Man habe den Schritt „von einer reinen Kulturverwaltung zu einem modernen Kulturmanagement“ vollzogen, hob der Landeshauptmann die NÖKU mit ihren 27 Kulturbetrieben, die Kultur.Region.Niederösterreich, die etwa 700 Museen und 35 Musikschulen verwalte, und die Kulturvernetzung Niederösterreich hervor.

Die finanziellen und organisatorischen Maßnahmen seien auch Voraussetzung dafür gewesen, „um in eine inhaltliche Breite hineinzugehen“, so Pröll. "Jemand, der in der eigenen Kultur nicht tief verwurzelt ist, der ist nicht fähig, weltoffen nach vorne zu gehen“, führte er aus, dass man daher auch einen Fokus auf die zeitgenössische Kunst gelegt habe – etwa durch eigene Formate wie das Donaufestival, durch das Forum Frohner oder das Nitsch-Museum in Mistelbach und durch den Ankauf von Vorlässen.

Theaterfest belebt viele Regionen im Land

Durch die Übersiedlung der Landeshauptstadt von Wien nach Niederösterreich sei auch der kulturelle Fokus auf der Landeshauptstadt St. Pölten gelegen. Dabei habe man aber auch immer die Regionen im Blick gehabt. Dass sich die innovative Kraft der Kulturarbeit und der Künstler auf die Entwicklung einer Region derart positiv auswirken könne, habe dazu geführt, dass man in den dezentralen Regionen kulturelle Kristallisationspunkte geschaffen habe, hob Pröll das Theaterfest Niederösterreich, die Niederösterreichischen Landesausstellungen und das Viertelfestival hervor.

Theatersommer Haag Tribüne

Bruno Klomfar

Beim Theaterfest Niederösterreich ist ein ganzes Land Bühne, so wie hier in Haag (Bezirk Amstetten). Etwa 220.000 Besucher kommen pro Jahr zum Theaterfest

250 Millionen Euro für kulturelles Erbe

Seit 1992 verantworte Pröll in Niederösterreich auch den Denkmalschutz, führte der Landeshauptmann aus, dass in den zurückliegenden 25 Jahren 250 Millionen Euro in Burgen, Schlösser und Kirchen investiert worden seien. Fast alle Stifte seien revitalisiert worden. Dazu zählten auch die Revitalisierungsmaßnahmen im Zusammenhang mit den Landesausstellungen, dafür sei das Schloss Pöggstall mit der heurigen Landesausstellung ein Musterbeispiel.

Seine Motivation in der kulturpolitischen Arbeit sei gewesen, „ein kulturpolitisches Profil zu schaffen mit dem Ziel, das Selbstbewusstsein Niederösterreichs zu stärken“, betonte Pröll. 88 Prozent der Niederösterreicher bezeichnen Niederösterreich als Kulturland und für 80 Prozent ist die Kultur ein Anliegen.

Auch nach der Amtszeit von Pröll werden seine kulturpolitischen Projekte weiterhin für Schlagzeilen sorgen. Im September etwa wird das Haus der Geschichte in St. Pölten eröffnet. Im Sommer 2018 öffnet die Landesgalerie Niederösterreich in Krems ihre Pforten.

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