Znaimer Gurke als Symbol der Versöhnung

Im Südmährermuseum in Laa an der Thaya (Bezirk Mistelbach) wird die Geschichte der Region aufgearbeitet. Die Schau „Znaimer Gurke und mehr...“ wurde von tschechischer und niederösterreichischer Seite gemeinsam gestaltet.

Die Vertreibung von fast dreieinhalb Millionen Sudetendeutschen aus Südmähren und Böhmen 1945 ist ein dunkles Kapitel der Geschichte. 72 Jahre später will man nun einen Neuanfang zwischen den beiden Ländern starten. Ein erster Brückenschlag zur Versöhnung stellt die gemeinsam gestaltete Ausstellung im Südmährermuseum in Laa an der Thaya dar.

Wie der Titel der Ausstellung „Znaimer Gurke und mehr...“ verrät, spielt dabei die Znaimer Gurke eine besondere Rolle. Denn hinter dem Titel steckt eine gemeinsame Geschichte: Die Znaimer Gurke erlangte für die Region rund um Znaim, Laa an der Thaya und bis nach Wien große Bedeutung. Sie entstand aus einer Kreuzung zwischen tschechischer und indischer Gurke und wuchs im Znaimer Becken. Sie entwickelte sich zu einem Exportschlager und konnte durch die Eisenbahn auch weiter verbreitet werden.

Südmährer Mueum Laa a. d. Thaya

ORF/ Südmährer Mueum Laa a. d. Thaya

Die Znaimer Gurke war eine Spezialität aus Südmähren und ist es nun wieder

Das Rezept für die Znaimer Gurke stammte von Sudetendeutschen und war nach der Vertreibung in Vergessenheit geraten. Nun wird sie wieder produziert und soll symbolisch eine Spezialität sein, die gleichzeitig auch verbindet. Diesen Gedanken will auch die Ausstellung im Alten Rathaus in Laa an der Thaya aufzeigen.

Hier sind zudem auch Dokumente ausgestellt, welche die Zeit der Vertreibung der Sudetendeutschen - unmittelbar nach Ende des Zweiten Weltkriegs - zeigen. Damals wurden etwa 3,5 Millionen Sudetendeutsche aus Südmähren und Böhmen gezwungen, binnen weniger Tage, alles liegen und stehen zu lassen und mit nur 50 Kilogramm Gepäck zu flüchten - mehr dazu in Gedenken an „Brünner Todesmarsch“ (noe.ORF.at; 29.5.2015).

Geschichte aufarbeiten und nach vorne blicken

Vielen ist die Ausstellung auch eine Hilfe, die Geschichte aufzuarbeiten. So etwa dem 80-jährigen heimatvertriebenen Karl Pristl. Als achtjähriger Bub wurde er mit seiner Mutter gezwungen, Haus und Hof in der tschechischen Heimat zu verlassen. Heute ist er bereit, mit der Vergangenheit abzuschließen. „Wir haben jetzt gesehen, dass man vor allem mit den jungen Tschechen gute Kontakte knüpfen kann und die auch bereit sind, ihre Geschichte aufzuarbeiten.“

Der junge Reiseleiter Lukas David stammt aus Znaim. Mittlerweile ist er der gleichen Meinung. „Ich glaube, wir als junge Generation sind schon lockerer in dem, wie wir die gemeinsame Geschichte sehen. Und wir sind natürlich auch offen zu sagen, ja, es sind damals Unrechte passiert und die muss man gemeinsam aufarbeiten.“

Südmährer Mueum Laa a. d. Thaya

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Die Sonderausstellung ist im Südmährischen Heimatmuseum in Laa an der Thaya zu sehen

Neben der geschichtlichen Aufarbeitung stehen auch die Gemeinsamkeiten in der Region zwischen Znaim und Laa an der Thaya im Vordergrund. „Znaim hat immer die Hauptbeziehungen in Richtung Süden gehabt, also nach Wien und Niederösterreich“, so Jiri Kacettl, der Leiter des Südmährischen Museums in Znaim.

„Für uns ist jetzt die Verständigung die Hauptsache. Zudem ist die Orientierung im Handel, in der Kultur und in der Gesellschaft die Zukunft für Znaim, wie in der alten Monarchie“, so Kacettl.

Gemeinsamkeiten finden und nützen

Die Initiave für die Sonderausstellung ging von Brigitta Appel, der Obfrau des Südmährischen Heimatmuseums in Laa an der Thaya, aus. „Mir persönlich ist es wichtig, dass die Geschichte endlich aufgearbeitet wird. Und dass man nicht nur in die Vergangenheit, sondern endlich auch in die Zukunft schaut und eine Gemeinsamkeit findet“, begründet Appel ihr Engagement.

Die Geschichte der Znaimer Gurke kann dabei als Vorbild gesehen werden, so Appel: „Ein kleines Lebensmittel, das man als Symbol verstehen kann.“ Sie ist überzeugt, dass „die Region um Znaim und Laa an der Thaya wieder enger zusammenwächst.“

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