Behindertenhilfe unterm „Sonnendach“

Wer kümmert sich um pflegebedürftige Angehörige, wenn man in die Arbeit muss oder wie wird Selbständigkeit bei behinderten Menschen gefördert? Auf diese Fragen hat der Verein Sonnendach in Hollabrunn Antworten.

Seit 1995 betreuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Vereins Sonnendach in einer Tagesstätte in Hollabrunn Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen und jeden Alters. Seit 2014 gibt es gleich nebenan auch ein Wohnhaus, in dem dauerhaft zehn Personen leben. Derzeit sind es Bewohnerinnen und Bewohner im Alter von 19 bis 54 Jahren. Jeder und jede von ihnen hat ein Einzelzimmer. In den Gemeinschaftsräumen und im Garten kommt man zusammen und in der Küche wird gemeinsam gegessen.

Tag beginnt mit einem guten Frühstück

Dort beginnen die Bewohner jeden Tag mit einem Frühstück, das auch zum Teil selbst vorbereitet wird. Wann gefrühstückt wird, entscheidet jeder für sich, beschreibt die Leiterin des Wohnhauses, Barbara Wickenhauser: „Es ist ganz individuell, je nachdem wie jeder aufsteht. Einer steht um 6.00 Uhr auf, der andere um 6.30 Uhr, der andere um 9.30 Uhr. Und jeder hat sein Frühstück, wir wissen das natürlich schon, wo die Vorlieben sind.“

Arbeitsalltag in der Tagesstätte Sonnendach. Es werden Schrauben einsortiert.

ORF

Gemeinser Arbeitsalltag in der Tagesstätte des Vereins Sonnendach

Ab 9.00 Uhr gehen alle gemeinsam in die angrenzende Tagesstätte des Vereins Sonnendach. Dort werden 38 Personen mit unterschiedlichen körperlichen und geistigen Behinderungen betreut. In kleinen Gruppen verbringen sie dort ihren Arbeitstag bis 15.00 Uhr. Erledigt werden etwa Auftragsarbeiten für verschiedene Firmen. Es sind durchwegs einfache Tätigkeiten wie das Kuvertieren von Post oder das Verpacken von Schrauben.

Gewohnte Abläufe sind hilfreich

„Menschen mit Behinderung brauchen diese gewohnten Abläufe“, sagt die Tagesstätten-Leiterin Melanie Mantler. Wenn sie etwas gut könnten, würde ihnen das ein Gefühl von Sicherheit geben und das Selbstvertrauen stärken, so Mantler: „Sie sehen in der Arbeit eine sinnvolle Tätigkeit. Vor allem, weil wir immer wieder Aufträge von Firmen bekommen und dies sehr gerne machen.“ Auch ein Bügelservice wird in der Tagesstätte angeboten, das von den Hollabrunnern gerne genutzt wird.

Leopold Scholler ist seit siebeh Jahren in der Tagesstätte Sonnendach

ORF

Leopold Scholler beim Einkuvertieren von Post

Leopold Scholler sitzt im Rollstuhl und ist seit sieben Jahren regelmäßig in der Tagesstätte. Einmal wöchentlich hat Scholler auch Physiotherapie im Wohnhaus nebenan. Das sei wichtig für den Erhalt seiner Muskulatur in den Beinen, wie er sagt: „Das dauert eine Stunde. Das ist super, das mache ich schon jahrelang. Das gehört dazu.“

Finanzierung über Spenden

Der Verein Sonnendach wurde vor 27 Jahren gegründet, um behinderte Menschen und ihre Angehörigen in der Region Hollabrunn zu unterstützen. Finanziert wird der Verein hauptsächlich über Spenden und Auftragsarbeiten sowie über den Verkauf der selbst produzierten Werkstücke in Hollabrunn und auf Märkten.

Derzeit sind im Wohnhaus zwei Plätze frei, erzählt der Obmann des Vereins, Harald Perko: „Man kann jederzeit vorbeikommen und sich über das Sekretariat anmelden. Wir sind ausgestattet für jede Form der Behinderung, von Rollstuhlfahrern angefangen bis zur Intensivbetreuung.“

Link: