Extreme Lawinengefahr nach Schneerekord

Nach dem plötzlichen Wintereinbruch galt in Niederösterreich am Donnerstag teilweise die höchste Lawinenwarnstufe. Im Osten Österreichs lag so viel Schnee wie noch nie in der zweiten Aprilhälfte. Die Bergrettung war in Alarmbereitschaft.

In den Ybbstaler Alpen galt laut dem Lawinenwarndienst Niederösterreich am Donnerstag Lawinenwarnstufe fünf. Das bedeutet eine „sehr große“ Lawinengefahr. „Nachdem das die höchste Warnstufe ist, ist natürlich auch der Katastrophenschutz im Hintergrund aktiv. Es sind alle maßgeblichen Straßen, wo möglicherweise Lawinen auf Verkehrswege niedergehen, vorsorglich gesperrt“, teilte Stefan Kreuzer vom Katastrophenschutz Niederösterreich mit.

Bergrettung warnt vor Berg- und Skitouren

In den Türnitzer Alpen, den Gutensteiner Alpen und im Rax-Schneeberg-Gebiet wurde die Lawinengefahr mit „groß“ und im Wechselgebiet mit „erheblich“ beurteilt. „Durch den weiteren Neuschnee und die damit verbundene Gewichtszunahme der Schneedecke ist mit spontanen Lockerschneelawinen, die auch exponierte Verkehrswege erreichen können, zu rechnen. Ebenso sind in den Hochlagen spontane Schneebretter aus steilem, felsdurchsetzen Gelände jederzeit möglich“, hieß es am Donnertag im Lagebericht des Lawinenwarndienstes. In der Nacht auf Freitag soll die Lawinengefahr in Niederösterreich voraussichtlich von „sehr groß“ auf „groß“ sinken, wurde am späten Nachmittag mitgeteilt.

Schnee in Annaberg

Ernst Ziehengraser

Viele Straßen, etwa hier in Annaberg, mussten wegen des Wintereinbruchs gesperrt werden

Wegen der extremen Lawinengefahr in den niederösterreichischen Alpen rief auch die Bergrettung dazu auf, auf Berg- und Skitouren zu verzichten. Die Helfer selbst sind einer Aussendung zufolge in erhöhter Alarmbereitschaft. Im Gelände sei „äußerste Vorsicht“ geboten, betonte Hubert Köttritsch, Sprecher der Bergrettung Niederösterreich/Wien. Auch auf Zufahrtsstraßen in den Bergen könne es bei extremer Schneelage „zu Lawinenabgängen an Stellen kommen, die bis dato als sicher gelten bzw. wo bisher noch nie Lawinenabgänge registriert wurden“.

Schneerekord in Niederösterreich

Der plötzliche Wintereinbruch sorgte auch für einen Schneerekord im Osten Österreichs. Wie die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) mitteilte, lag hier im Bergland stellenweise so viel Schnee wie noch nie um diese Jahreszeit. „In Lunz am See lagen am Donnerstag in der Früh 86 Zentimeter Schnee. Das gab es hier in der zweiten April-Hälfte seit Messbeginn im Jahr 1896 noch nie. Der Rekord für den gesamten April liegt in Lunz bei 170 Zentimetern am 1. April 1944“, schilderte ZAMG-Klimatologe Alexander Orlik.

Die größten Schneehöhen kamen am Mittwoch und Donnerstag von den Ybbstaler Alpen bis zum Rax-Schneeberg-Gebiet zusammen. Hier schneite es ab einer Seehöhe von 1.000 Metern verbreitet zwischen 70 und 100 Zentimeter, stellenweise sogar bis zu 150 Zentimeter.

400 Einsätze für die Feuerwehr

Das Schneechaos forderte am Mittwoch und Donnerstag vor allem die Feuerwehren. Laut einer vorläufigen Einsatzbilanz waren an den beiden Tagen 38 Feuerwehren mit 450 Helfern im Einsatz. Es habe 400 Einsatzstellen gegeben, teilte Franz Resperger vom Landesfeuerwehrkommando mit. Der Feuerwehrsprecher berichtete von 200 Pkw- und 70 Lkw-Bergungen, „zu 90 Prozent im Süden des Landes, da vor allem auf der A21 sowie auf dortigen Bundes-, Landes- und Gemeindestraßen“.

Feuerwehrauto im Schneeeinsatz

Stefan Schneider / BFK Baden

Der Rest der Einsätze wurde laut Resperger durch umgestürzte Bäume ausgelöst. Neun Feuerwehren waren am Donnerstagnachmittag in den Bezirken Mödling und Baden noch immer im Einsatz. Das Bezirksfeuerwehrkommando Baden teilte mit, dass alleine im Großraum Alland-Hochstraß 143 Helfer ausgerückt waren. Sie seien bis in die frühen Morgenstunden im Dauereinsatz gestanden.

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