Diethart: „Das Ziel ist wieder die Weltspitze“

Drei Jahre nach dem sensationellen Triumph bei der Vierschanzentournee ist die Karriere von Thomas Diethart auf einem Tiefpunkt. „Das Ziel ist wieder die Weltspitze“, sagt der 25-jährige Skispringer im Interview mit noe.ORF.at.

Fast aus dem Nichts kürte sich Thomas Diethart bei der Vierschanzentournee 2013/2014 sensationell zum Triumphator. Danach lief nichts mehr, wie es laufen sollte: 2016 stürzte der Skispringer aus Michelhausen (Bezirk Tulln) zweimal schwer, im vergangenen Jahr nahm er an keinen Weltcupspringen teil. Kommende Saison ist Dietharts großes Ziel, wieder in den Weltcup zurückzukehren, sagt er im Interview mit noe.ORF.at.

noe.ORF.at: Sie hatten einen kometenhaften Aufstieg in der Saison 2013/14. Was empfinden Sie, wenn Sie selbst an diese Zeit zurückdenken?

Thomas Diethart: Es ist für mich immer noch schwer zu realisieren, was mir da sozusagen passiert ist. Ich war ein Newcomer und da hat man eigentlich Ziele wie: "Man ist dabei“, „man möchte Punkte machen“ und „sich das Ganze einmal anschauen und Erfahrung sammeln“. Und ich habe gleich gewonnen, das war ein Wahnsinn.

Thomas Diethart

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Er kam quasi aus dem Nichts und siegte: Thomas Diethart gewann 2013/2014 sensationell die Vierschanzentournee

noe.ORF.at: Dann kamen noch die Olympischen Spiele in Sotchi. Silber im Teambewerb, dazu Platz vier im Einzelspringen auf der Normalschanze, dann war die Saison 2014 zu Ende. Was war dann plötzlich?

Diethart: Es veränderte sich doch sehr viel, auch was die Struktur betrifft. Ich war dann im Nationalteamkader und da läuft doch einiges anders. Es ist sehr viel professioneller und es gibt viele Termine, die man wahrnehmen muss. Die Saison beginnt dann wieder, und nach so einer Saison ist es eben schwierig, dass man sich Ziele setzt, wie: „Was gehe ich jetzt an“, „was möchte ich schaffen“. Und dann passiert es, dass man sich vielleicht ein bisschen übernimmt, gerade, weil die Saison davor sehr gut war, und es kommen Kleinigkeiten dazu. Man bekommt Druck von außen, macht sich selbst sehr viel Druck. Dann ist es nicht einfach, dass man einfach locker springen kann. Das war bei mir damals so der Fall.

noe.ORF.at: 2014 kam noch ein Trainerwechsel im Skisprungteam hinzu. Heinz Kuttin kam für Alexander Pointner. Hatte das auf Sie persönlich Auswirkungen?

Diethart: Würde ich nicht sagen. Ich bin mit Alex Pointner sehr gut zurechtgekommen und mit Heinz Kuttin funktioniert auch alles sehr gut. Mit dem Trainerwechsel hatte das nichts zu tun.

Thomas Diethart

APA/Herbert Neubauer

Der Blick ist nach vorne gerichtet: Diethart will sich zurück in die Weltspitze kämpfen

noe.ORF.at: Vom Frühjahr 2016 weg lief es nicht nach Maß. Wie geht es Ihnen jetzt damit und was sind die nächsten Schritte, gerade nach den Stürzen?

Diethart: Es ist momentan nicht einfach. Der eine Sturz, der mir damals passierte, war zu einer Zeit, als ich wieder auf dem Weg der Besserung war, wo es wieder zum Laufen angefangen hätte. Da passierte mir das leider. Ich hatte Pech mit dem Wind und die Saison war vorbei. Ich fing dann wieder mit dem Sommertraining an und stürzte gleich wieder. Das sitzt mir jetzt noch immer im Kopf. Das ist eben nicht einfach, gerade weil beim Skispringen sehr viel im Kopf passiert. Da fehlt mir eben noch das Selbstvertrauen, dass wieder alles funktioniert. Da bin ich momentan sehr viel am Kämpfen und hart am Beißen.

noe.ORF.at: Sieht sich ein Thomas Diethart künftig wieder auf dem Stockerl stehen?

Diethart: Auf alle Fälle! Das Ziel ist nach wie vor, dass ich wieder in die Weltspitze zurückkomme, dass ich wieder Weltcupspringen gewinne, vielleicht Olympia-Gold gewinne. Meine Kindheitsträume sind auf alle Fälle noch da. So schnell werde ich nicht aufgeben. Ich werde weiterkämpfen. Ich weiß, dass es eine harte Zeit ist, aber ich war schon einmal in einer ähnlichen Situation. Ich werde auf jeden Fall weitermarschieren.

Das Gespräch führte Maximilian Brunner, noe.ORF.at