Autonomes Schulzentrum in Ybbs

Das Schulzentrum Ybbs an der Donau (Bezirk Melk) wird seit zwei Jahren im Schulversuch autonom geführt. Ab Herbst ist es zudem die erste Schule in Niederösterreich, die abseits des Schulversuchs als Pilotschule autonom arbeitet.

Das Schulzentrum besteht aus der HAK und der HTL Ybbs an der Donau. Beide Schulen werden von einem Direktor geführt, seit zwei Jahren autonom. Dadurch wurden einige Änderungen im täglichen Unterricht durchgeführt. Die Schülerinnen und Schüler haben beispielsweise Individual- und Verantwortungsunterricht.

Unterrichtszeit auf 40 Minuten verkürzt

„Wir haben die Unterrichtszeit in den ersten sechs Stunden am Tag von 50 auf 40 Minuten reduziert und geben diese 240 Minuten, die die Schülerinnen und Schüler und Lehrerinnen und Lehrer verlieren, wieder als individuelle Lernzeit zurück“, sagt Direktor Rainer Graf. Die so genannten Indy-Stunden finden von Montag bis Mittwoch jeweils in der dritten und vierten Stunden statt. Die Schülerinnen und Schüler buchen online eine von ihnen gewählte individuelle Stunde. Das Fach können sie sich selbst aussuchen.

Schulschwerpunkt Autonome Schule

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„In diesen Indy-Stunden können die Lehrkräfte alle ihre Kompetenzen anbieten, die sie haben“, erklärt Direktor Graf, „das muss auch gar nichts sein, das am Stundenplan steht. Es gibt zum Beispiel auch vertiefende Sachen, wie hier an der HAK das Programm SAP. In der HTL sind es ganz spezielle Programme, die man im normalen Unterricht nicht macht.“

Schwächen ausbessern, Stärken ausbauen

In der Handelsakademie absolvieren die Schülerinnen und Schüler beispielsweise den Wertpapier-Profi. In einer anderen Klasse wird Englisch, Französisch und Mathematik gelernt. „Die Schüler nehmen es inzwischen sehr gut an“, berichtet Lehrerin Eva Hochenauer über die Indy-Stunden, „sie verwenden es, um sich für die anstehenden Prüfungen vorzubereiten, aber auch, um eventuell Schwächen auszubessern, und auch um ihre Stärken auszubauen.“

Lena Gartner, Schülerin der HAK, bereitet sich in den Individualstunden für eine spezielle Englisch-Prüfung, die abseits der Schule stattfindet, vor. „Ich interessiere mich extrem für Englisch und für Sprachen und deswegen möchte ich mich auch in diesem Bereich weiterbilden und mehr machen, damit ich noch besser werde“, sagt Gartner. Andere Schüler, wie Hannah Döcker aus der HTL, nützen die Stunden zum Lernen: „Ich finde diese Stunden super, weil oft hat man in der Stunde nicht die Zeit, dass man Lehrer fragt, wenn man sich nicht auskennt. Und da kann man in den Indy-Stunden die Mitschüler oder auch die Lehrer fragen.“

Schulschwerpunkt Autonome Schule

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HTL-Lehrer Stefan Zauner arbeitet mit seinen Schülern an unterschiedlichsten Projekten. „Einer der größten Vorteile ist, dass Schüler aus verschiedenen Klassen zur gleichen Zeit an einem gemeinsamen Projekt arbeiten können. Das wäre im Regelunterricht nicht möglich“, sagt er.

Zusätzlich zu diesen Individual-Stunden haben die Schülerinnen und Schüler Verantwortungsunterricht, wo sie sich in der Region sozial betätigen. Valentin Toaso erzählt: „Ich bin jeden Freitag im Pflegeheim Ybbs. Ich besuche dort eine ältere Dame, spiele mit ihr Karten und sie erzählt mir über ihre Vergangenheit.“ Künftig sollen die individuellen Angebote für die Schülerinnen und Schüler noch weiter ausgebaut werden.

Pia Seiser, noe.ORF.at

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