Haydn soll in Niederösterreich zur Marke werden

Im Geburtsland von Joseph Haydn und dessen Bruder Michael soll verstärkt auf die Musik der Komponisten gesetzt werden. Die „Haydnregion Niederösterreich“ als Marke zu positionieren ist Ziel einer neuen kulturpolitischen Initiative.

Das Geburtshaus der Komponisten-Brüder Joseph und Michael Haydn steht in Rohrau (Bezirk Bruck an der Leitha) und befindet sich im Besitz des Landes. Um 1,6 Millionen Euro wird derzeit renoviert und erweitert. Im September, pünktlich zum 280. Geburtstag von Joseph Haydns jüngerem Bruder Michael, soll das alte Bauernhaus wiedereröffnet werden. Die Region soll dann zum „Magnet“ für Musikinteressierte werden, sagte Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) bei der Präsentation der Pläne am Freitag in Wien.

„Wir sind uns unserer Verantwortung bewusst, indem wir dieses Geburtshaus renovieren und erweitern sowie diese Persönlichkeiten Joseph und Michael Haydn in den Mittelpunkt stellen und ihr Schaffen würdigen“, so Mikl-Leitner. Der Bezirk Bruck an der Leitha sei demnach bereits als Römerland und als Weinregion bekannt. Nun werde ein weiterer - auch touristischer - Schwerpunkt gesetzt, dessen Zentrum das Geburtshaus werden soll. Aufgrund der überregionalen Bedeutung der Komponisten werde das nicht nur positive Auswirkungen für den Bezirk, sondern auch für die Nachbarregionen haben, erklärte Mikl-Leitner.

Johanna Mikl-Leitner Harald Kosik Haydnregion Niederösterreich

ORF / Novak

Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner und Harald Kosik, Leiter des Vereins „Haydnregion Niederösterreich“, am Freitag bei der Präsentation

Getragen werden die Ambitionen vom Verein „Haydnregion Niederösterreich“ unter Geschäftsführung des Kulturmanagers Harald Kosik. Dem Pianist und Mitbegründer des Haydn Trios Eisenstadt gehe es nicht darum, einen Festival-Schwerpunkt zu setzen, sondern die Region das ganze Jahr über mit Konzerten zu bespielen.

Von Haydn-Forschung bis zum Gesangswettbewerb

Kosik kündigte eine umfassende Beschäftigung mit der Musik der Brüder Haydn an. Die Palette reicht von der Haydn-Forschung in Kooperation mit der Donau-Universität Krems, die sich mit der Familie Haydn und insbesondere der Jugend der Brüder befasst, über ein reichhaltiges Vermittlungsangebot für Kinder bis zum internationalen Gesangswettbewerb „Klassisches Lied & Arie“ unter dem Jury-Vorsitz der Star-Mezzosopranistin Angelika Kirchschlager.

Wichtig sei, auch den weniger bekannten Komponisten Michael Haydn zu würdigen und dessen Musik zu fördern, heißt es. So gab Haydn-Experte Kosik bei der Präsentation des Programms am Freitag selbst zu, dass sogar er in seiner bisherigen Karriere wenig mit Josephs jüngerem Bruder zu tun hatte. „Wenn ich mit meinen Kollegen spreche, sind sie nach wie vor sehr überrascht, was Michael Haydn gemacht hat, wie seine Biografie aussieht, welche Werke er komponiert hat.“ Ziel der Initiative sei es jedenfalls, „uns um die gesamte Familie Haydn zu kümmern.“ Das schließe auch Evangelist Haydn, einen dritten Bruder, der ebenfalls Musiker war, mit ein, so Kosik.

Anlässlich von Joseph und Michael Haydns Geburts- und Todestagen sollen in den nächsten Jahren deren sakrale Meisterwerke erklingen, ebenso ihre Symphonien: Joseph Haydn schuf 107, Michael 46, betonte Kosik. Dem musikdramatischen Schaffen soll mit der „J & M Haydn Opern-Werkstatt“ Rechnung getragen werden.

Haydn Geburtshaus

ORF

Das Geburtshaus von Joseph und Michael Haydn wird derzeit renoviert

Konzerte und Vorträge im Geburtshaus

Das Geburtshaus in Rohrau soll zum Kommunikationszentrum entwickelt werden, in dem Konzerte und Vorträge stattfinden werden. Man hoffe auch auf viele Touristen aus der ganzen Welt, so Kosik. Eine weitere Schiene gelte der Lebens- und Landkultur: Die kinderreiche Familie Haydn habe sich einst in Rohrau intensiv an Festen beteiligt, gemeinsam gesungen und musiziert. In dieser Tradition werde es „Wirtshaus-Konzerte“ geben. Zusätzlich will sich Kosik auch der Wiederentdeckung vieler Werke des weniger bekannten Michael Haydn widmen.

Der gebürtige Eisenstädter Kosik, der mit seinem Ensemble auf 18 CDs alle Volksliedbearbeitungen von Joseph Haydn eingespielt hat und 2015 in NÖ die Schlosskonzerte Walpersdorf gründete, „brennt“ für Haydn, freute sich Mikl-Leitner. Die Initiative werde „bottom up“, also aus der Bevölkerung heraus entwickelt, erklärte Hermann Dikowitsch, Leiter der NÖ Kulturabteilung. Er verwies auf den Zusammenschluss der Bürgermeister im Gründungskomitee des Vereins.

Links: