Druckgrafisches Werk von Nitsch zu sehen

Das druckgrafische Werk von Hermann Nitsch wird ab Sonntag in einer Werkschau im Nitsch Museum in Mistelbach gezeigt. Den Vortrag zur Eröffnung am Samstagabend hält der Direktor der Wiener Albertina, Klaus Albrecht-Schröder.

Kurator der Ausstellung ist der künstlerische Leiter des Museums, Michael Karrer. Am Sonntag (Beginn 13.00 Uhr) steigt im Schloss Prinzendorf das jährliche Pfingstfest. Bis zum 8. April 2018 sind Schlüsselwerke der Druckgrafik aus sechs Jahrzehnten zu sehen, die in enger Zusammenarbeit mit Verlegern und Druckern entstanden sind.

Von der „Grablegung“ bis zum „Abendmahl“

Unter den Ausstellungsstücken sind die Architekturentwürfe des Künstlers für sein Orgien Mysterien Theater, weiters die sogenannten Unikatsgrafiken, die Nitsch Anfang der 1990er-Jahre gemeinsam mit dem Drucker Kurt Zein entwickelte, wobei auf vorab mit Farbe handüberschüttetem Papier gedruckt wird, und die großformatigen Druckgrafiken „Die Grablegung“, „Die Eroberung von Jerusalem“ und „Das letzte Abendmahl“.

Nitsch, geboren 1938 in Wien, einst Gründer des Wiener Aktionismus, zählt zu den vielseitigsten zeitgenössischen Künstlern Österreichs: Er ist Aktionist, Maler, Komponist (von Sinfonien und Orgelkonzerten) und Bühnenbildner. Nitsch lebt und arbeitet auf Schloss Prinzendorf im Weinviertel sowie in Asolo und Neapel (Italien). Im Rahmen seines Schaffens führte er mehr als 140 Aktionen, über 70 Malaktionen und mehr als 60 Konzerte auf. Seine Werke sind in den Nitsch Museen in Mistelbach und Neapel sowie in den renommiertesten internationalen Museen und Galerien vertreten.

Skizzen für unterirdische Theaterarchitektur

In den 1950er-Jahren entwickelte Nitsch die Idee zum Orgien Mysterien Theater, während er im Zuge einer fünfjährigen Ausbildung an der grafischen Lehr- und Versuchsanstalt bis 1957 drucktechnische Fertigkeiten erlernte. Mitte der 1960er-Jahre erstellte der Künstler die ersten Zeichnungsskizzen für eine konzeptionelle unterirdische Theaterarchitektur, in der die Aktionen des Orgien Mysterien Theaters stattfinden sollten. „Alles, was Hermann Nitsch macht, was er denkt, malt, zeichnet, dichtet, baut, komponiert, ist Teil des Orgien Mysterien Theaters und erhält von daher seine Bedeutung“, wurde Wieland Schmied („Ein Kosmos unter der Erde“, 1993) in einer Aussendung des Museums zitiert.

Hermann Nitsch

APA / Georg Hochmuth

Hermann Nitsch im Schloss Prinzendorf

Im Sinne des von Schmied formulierten Leitmotivs präsentiert die Zeitreise das druckgrafische Werk im Kontext des Gesamtkunstwerkes des Künstlers. Gemeinsam mit Schüttbildern, Relikten, Aktionsfotos, Filmen und Originaldokumenten entsteht eine Gesamtinstallation, die dem Besucher einen perspektivischen Einblick in den Kosmos von Hermann Nitsch ermöglicht. Eine von Nitsch konzipierte Video- und Toninstallation im Seitenraum der Ausstellungshalle (Gestaltung: Frank Gassner) widmet sich der Wahrnehmung von Sinnesreizen.

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