Lehrermangel: Lehrer könnten versetzt werden

Johann Heuras, Präsident des Landesschulrats für Niederösterreich, will gegen den drohenden Lehrermangel vorgehen: Lehrer könnten etwa aus Volks- in Mittelschulen wechseln, das Lehrerimage soll aufgewertet werden.

Niederösterreich steuert auf einen massiven Lehrermangel zu: Bis zum Jahr 2025 geht im Bereich der Neuen Mittelschulen etwa die Hälfte aller Pädagoginnen und Pädagogen in Pension, dazu kommt eine Umstellung in der Lehrerausbildung, die vorübergehend zu weniger Absolventen führen wird.

Im „Niederösterreich heute“-Interview spricht der Präsident des Landesschulrats für Niederösterreich, Johann Heuras, über Möglichkeiten, dem Lehrermangel entgegenzuwirken: Lehrer könnten in anderen Schularten zum Einsatz kommen, fachlich gut ausgebildete Personen sollen für den Lehrberuf begeistert werden und das Lehrerimage soll wieder verbessert werden. Zudem will man künftig bei der Pensionierung, bei den Sabbaticals und der Teilzeitbeschäftigung „etwas rigoroser“ vorgehen, kündigte Heuras an.

noe.ORF.at: Niederösterreich steuert einem Lehrermangel zu. Mit welchen Maßnahmen wollen Sie konkret gegensteuern?

Johann Heuras: Der Lehrermangel wird unterschiedlich ausgeprägt sein, sodass es möglich sein kann oder wird, Lehrerinnen und Lehrer aus gewissen Schularten in anderen Schularten einzusetzen, beispielsweise Volksschulehrerinnen oder Lehrerinnen und Lehrer aus dem höheren Schulbereich in der Mittelschule. Ich glaube, dass wir im Mittelschulbereich wegen der „Lehrerbildung neu“, der Pensionierungswelle und auch wegen einer größeren Drop-out-Rate auf der Universität die größten Druckpunkte bekommen werden. Von anderen Schularten auf Lehrer zuzugehen, in der Mittelschule zu unterrichten, ist eine Maßnahme.

Eine andere ist aber auch, fachlich gut ausgebildete Personen für den Lehrberuf zu begeistern. Musikschullehrer sind beispielsweise hervorragend ausgebildet, dürfen aber nicht alleine in der Klasse Musik unterrichten. Hier sie soweit zu pädagogisieren, dass das geht, bringt Entlastung. Teilzeitmaßnahmen sind eine andere Möglichkeit.

Und es ist etwas zu tun mit dem Lehrerimage. Wir haben ganz einfach zu wenige, die in die Ausbildung gehen. Viele werden durch die gesellschaftlichen Ressentiments abgeschreckt, die da sind. Daher ist es mir wichtig, am Lehrerimage zu arbeiten, dem Beruf mehr Wertschätzung entgegenzubringen, ihn aufzuwerten. Es ist symptomatisch, dass wir im Volksschulbereich fünf Prozent männliche Bewerber haben, im Mittelschulbereich zehn Prozent. Hier ist tatsächlich Luft nach oben.

Johann Heuras

ORF

Landesschulratspräsident Johann Heuras

noe.ORF.at: Könnten bereits beschäftigte Pädagoginnen und Pädagogen Überstunden machen müssen, um den Engpass besser abzufedern?

Heuras: Es gibt sehr viele Teilzeitarbeitskräfte, weil das natürlich bei Frauen sehr begehrt und beliebt ist. Etwas rigoroser bei der Pensionierung, bei den Sabbaticals und der Teilzeit umzugehen, ist zweifellos auch eine Maßnahme, die zumindest etwas Druck herausnehmen könnte, um diesem Lehrermangel zu entgehen.

noe.ORF.at: Inwiefern erwarten Sie sich Unterstützung vom Bund, konkret vom Bildungsministerium?

Heuras: Ich finde es ein bisschen bedenklich, dass man wissend, dass es besonders pensionshaltige Jahrgänge geben wird, genau in der Zeit die „Lehrerbildung neu“ umsetzt bzw. durchzieht, wo genau in diesen Jahrgängen kein Lehrer aus der Ausbildung herauskommt. Das passt stimmig und zeitlich nicht zusammen. Hier hätte ich mir eine längerfristige Planung gewünscht.

Das Gespräch mit Johann Heuras führte Thomas Birgfellner, noe.ORF.at

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