„Masterplan“ gegen Abwanderung

Zwei von drei Österreichern leben auf dem Land. Laut einer Studie im Auftrag des Landwirtschaftsministeriums werden bis zu zehn Prozent der Menschen jedoch in die Stadt ziehen. Die Politik reagiert mit einem „Masterplan“.

Die Folgen der Abwanderung sind kaum zu übersehen: In zehn Prozent aller niederösterreichischen Gemeinden gibt es keinen Nahversorger mehr, fast 500 Gasthäuser sperrten in den vergangenen zehn Jahren zu. Ein Abwärtstrend, der aus heutiger Sicht anhalten dürfte, wie am Donnerstag bei einer Pressekonferenz im Landwirtschaftsministerium zu hören war.

Konkret sagte Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter, dass bis 2030 „aus den ländlichen Regionen bis zu zehn Prozent Abwanderung zu erwarten“ seien, wobei „vor allem Frauen und gut ausgebildete junge Menschen in die Ballungszentren ziehen.“ Das Leben am Land soll deshalb wieder attraktiver werden, kündigte der ÖVP-Minister einen „Masterplan für den ländlichen Raum“ an, der etwa 20 Handlungsfelder haben werde.

Altlandeshauptmann übernahm Schirmherrschaft

Vorerst stehen bis 2018 175 Millionen Euro zur Verfügung, um zum Beispiel Lücken in der Breitbandversorgung zu schließen. Aber auch das Angebot im Bereich der Kinderbetreuung oder im kulturellen Bereich soll ausgebaut werden, konkretisierte Niederösterreichs Altlandeshauptmann Erwin Pröll (ÖVP), der als Schirmherr für das Projekt gewonnen werden konnte und zum ersten Mal seit seinem Rückzug eine Pressekonferenz gab.

„Wenn es uns gelingt, das kreative Potential im ländlichen Raum entsprechend zu wecken und zu nutzen, dann haben wir ab einer bestimmten Zeit auch die Chance, mit der Kreativität der Stadt auf Augenhöhe zu kommunizieren und aufzutreten“, sagte Pröll und nannte als Beispiele ein breites Angebot an Musikschulen oder Museen in ganz Österreich.

Politik soll „Ungleichheiten ins Lot bringen“

Pröll zeigte sich auch selbstkritisch. So sei in den vergangenen Jahrzehnten oft versucht worden, städtische Strukturen in Dörfern aufzubauen: „Über weite Strecken wurde in der Gestaltung des ländlichen Raumes das menschliche Maß verloren. Man hat sich anstecken lassen von einer Technikeuphorie und Technikgläubigkeit. Der Rechenstift hat menschliche Bedürfnisse verdrängt.“ Eine Politik für den ländlichen Raum müsse nun Ungleichheiten ins Lot bringen.

Konkret gehöre der ländliche Raum heutzutage „so gestaltet, dass der Rechenstift neben den Menschen und den Grundwerten des ländlichen Raumes gleichwertig Platz hat“, sagte Pröll. Dass seine Schirmherrschaft für das Projekt auf ein politisches Comeback hindeute, schloss er aus: „Eines vorweg: Ich denke nicht daran, eine neue politische Karriere zu entwickeln.“

Plan „wird nicht für die Schublade gemacht“

Der „Masterplan für den ländlichen Raum“ soll noch im Sommer und damit vor der Nationalratswahl fertig sein. „Er wird also nicht für die Schublade gemacht“, sagte Minister Rupprechter in Richtung einer neuen Bundesregierung: „Jede künftige Bundesregierung wird gut beraten sein, diesen Plan auch zu konkretisieren und in ein künftiges Arbeitsprogramm zu übernehmen, denn Österreich braucht einen starken ländlichen Raum und ein starker ländlicher Raum braucht faire Entwicklungschancen.“

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