Digitalisierung: 360.000 Jobs in Gefahr

Durch die fortschreitende Digitalisierung in der Wirtschaft sind in Österreich etwa 360.000 Stellen gefährdet. Betroffen sind vor allem wenig qualifizierte Personen. Die Arbeiterkammer Niederösterreich fordert eine bessere Ausbildung.

Durch die zunehmende Digitalisierung änderte sich der Arbeitsmarkt in Österreich bereits in den vergangenen Jahren stark. Im Vorjahr war jeder Vierte mit Pflichtschulabschluss arbeitslos, „denn immer mehr Hilfsarbeiterjobs fallen weg“, sagt Marcel Fink vom Institut für höhere Studien (IHS). Wie der Wandel des Arbeitsmarktes in den nächsten Jahren aussehen wird, darüber wurde am Montag beim Dialog Forum „Arbeit 4.0“ der Arbeiterkammer Niederösterreich (AKNÖ) und des Gewerkschaftsbundes (ÖGB) in St. Pölten diskutiert.

Marcel Fink, Sven Hergovich, Edeltraud Stiftinger, ÖGB-Präsident Erich Foglar und Christina Hiptmayr

Alexandra Kromus

Vertreter vom Institut für höhere Studien, Sozialministerium, Austria Wirtschaftsservice und Gewerkschaftsbund diskutierten über die Auswirkungen

Die Digitalisierung sei laut Fink keine Revolution, sondern ein Prozess, der bereits vor 15 Jahren begonnen habe. Allerdings habe sich nach Ansicht von Markus Wieser, Präsident der Arbeiterkammer Niederösterreich, bisher gezeigt: „Je niedriger der Bildungsabschluss, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Arbeitsplatz im Zuge der Digitalisierung wegfällt.“ Allerdings werden in den nächsten Jahren Berufsfelder möglicherweise nicht nur verschwinden, sondern auch neu entstehen.

Wieser: „Negative Auswirkungen abfedern“

Sozialpartner und Politik sind laut Wieser jedoch gefordert, für die entsprechenden Rahmenbedingungen zu sorgen, „um die negativen Auswirkungen der Digitalisierung abzufedern und die positiven Auswirkungen bestmöglich zu nutzen.“ Immer wichtiger werde nach Ansicht der Arbeitnehmervertreter die Weiterbildung während des gesamten Berufslebens.

Laut Sozialminister Alois Stöger (SPÖ) liefere die Politik Lösungen auf zwei Ebenen: Zum einen sei es Pflicht des Staates, dass jeder Jugendliche nach Abschluss der Pflichtschule eine Ausbildung absolviert. Gleichzeitig verweist Stöger auf das Fachkräftestipendium, das all jenen zur Verfügung steht, die bereits im Arbeitsleben stehen. Neben der Politik seien laut Stöger aber auch die Betriebe gefordert, über Qualifizierungsfragen zu diskutieren.

Personalzuwächse bei Bildung und Gesundheit

Wieser erinnerte diesbezüglich an das erfolgreiche Modell der dualen Ausbildung in der Lehre. „Analog zur dualen Lehrausbildung wollen wir eine duale Weiterbildung“, erklärt Wieser. Das Ziel sei ein Modell, in dem sich alle Beschäftigten regelmäßig „fit halten können für die sich ständig verändernden Anforderungen des Arbeitslebens“, erklärt Wieser. Im Dialog mit Wissenschaft und Wirtschaft sei man nun bemüht, diese Forderung zu konkretisieren.

Die besten Berufschancen gibt es in den kommenden Jahren nach Ansicht von Wirtschaftsforschern in den Bereichen Bildung, Soziales, Pflege und Gesundheit. Weniger Jobs werde es in der Gastronomie, im Tourismus oder auch im Einzelhandel geben. Grundsätzlich werde es aber laut Marcel Fink vom IHS alle Berufsarten auch in Zukunft geben, „nur in einem anderen Ausmaß.“

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