Ebreichsdorf soll „Smart City“ werden

Der zweigleisige Ausbau der Pottendorfer Linie von Wien in den Süden ist eines der größten Projekte der ÖBB. In Ebreichsdorf (Bezirk Baden) will man das nutzen. Mit einem neuen Bahnhof soll auch ein neuer Stadtteil entstehen.

Eine riesige Fläche, so groß wie die Wiener Seestadt Aspern, ist in Ebreichsdorf derzeit noch Ackerland. In sechs Jahren soll sie von der neuen Bahntrasse durchschnitten werden. Im Zuge des zweigleisigen Ausbaus der Pottendorfer Linie von Wien in den Süden wird um Ebreichsdorf eine 10 Kilometer lange Strecke neu gebaut. Auch ein neuer Bahnhof wird entstehen, der das Zentrum einer ganzen Region mit zehn Gemeinden und 40.000 Einwohnern werden soll.

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Wo heute noch Ackerland ist, soll in ein paar Jahren die „Smart City“ entstehen

Bürgermeister Wolfgang Kocevar (SPÖ) spricht von einem der wichtigsten Bahn-Knotenpunkte im Süden Wiens: „Wiener Neustadt an der Südbahn, Gramatneusiedl und der neue Ebreichsdorfer Bahnhof, das sind dann die wichtigsten Punkte des öffentlichen Verkehrs nach Süden und von enormer Bedeutung für die Pendlerinnen und Pendler.“

TU Wien als Projektpartner

Ebreichsdorf wächst derzeit als Teil des sogenannten Speckgürtels um Wien. Seit die Pläne der ÖBB bekannt sind, wird in der Gemeinde deshalb an einem Konzept gearbeitet, was sich rund um den neuen Bahnhof entwickeln könnte. Neben einem Bürgerbeteiligungsprojekt ist auch die Technische Universität (TU) Wien federführend dabei.

An der TU wurden mögliche Nutzungen eines neuen Stadtteils erhoben, wie Thomas Dillinger erklärt. Er ist Professor im Department für Raumplanung der TU und selbst ein Ebreichsdorfer: „Ich denke, man sollte alles daran setzen, dass man eine gemischte Nutzung hat, also nicht nur reine Wohnsiedlungen, sondern auch mit Betrieben und einer Geschäftsstruktur. Im Bereich des Bahnhofs denke ich an Erdgeschoß-Zonen mit Nahversorgung.“

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Derzeit führt die Bahn direkt durch Ebreichsdorf

Arbeitsgruppe will auch ÖBB „ins Boot holen“

Auch der öffentliche Verkehr wird eine zentrale Rolle spielen. Rad- und Fußwege sollen alle Ortsteile direkt mit der neuen „Smart City“ verbinden. In zwei Jahren ist der Baubeginn für die Neubaustrecke geplant, 2023 sollen die Züge rollen. Bis dahin soll auch ein leistbares Konzept fertig sein.

Ein Projektpartner ist das Land, man hofft aber auch auf die ÖBB, erklärt Heinrich Humer, der Leiter der Arbeitsgruppe Zukunft Ebreichsdorf: „Die ÖBB beschränkt sich natürlich primär auf den Bahnbau und wir versuchen diese Schnittstellen zwischen Bahn und den Anforderungen der Stadt zu schließen. Mit dem Smart-City-Projekt versuchen wir auch, mehr Gewicht zu bekommen, um die Möglichkeit zu bekommen, die ÖBB stärker ins Boot zu holen, ohne die wird es nicht gehen.“

Längster Park Europas geplant

Mit dem Ausbau der Pottendorfer Linie und dem neuen Bahnhof werden in wenigen Jahren auch die bisherige Strecke und der dazugehörige Bahnhof ausgedient haben. Die „alte“ Strecke wäre nämlich nur mit großem Aufwand zweigleisig ausbaubar gewesen. Deshalb entschied man sich bei den ÖBB für die Umfahrung des Stadtkerns.

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Die bisherige Strecke könnte laut dem Bürgermeister zum Park werden

Für die bisherige Trasse gibt es schon Zukunftspläne. Bürgermeister Kocevar spricht von der Möglichkeit, den längsten Park Europas auf diesem Gelände anzulegen, einen Grünstreifen mit zehn Kilometern Länge, der als Freizeitgelände und Rückzugsgebiet dienen könnte. Der wichtigste Aspekt des Ebreichsdorfer „Smart-City“-Konzeptes aber sei - das wird immer wieder betont - das Gesetz des Handelns früh genug selbst zu bestimmen, um nicht später auf Ungewolltes reagieren zu müssen.

Robert Salzer, noe.ORF.at

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