Mordprozess: Angeklagter bekennt sich schuldig

Jener 48-Jährige, der wegen Doppelmordes in Wiener Neustadt vor Gericht steht, hat sich schuldig bekannt. Der Mann soll seine pflegebedürftigen Eltern Anfang Jänner in Perchtoldsdorf mit einem Baseballschläger getötet haben.

Der gebrochen wirkende Angeklagte weinte am Dienstag während der Geschworenenverhandlung am Landesgericht Wiener Neustadt immer wieder auf. Er bekannte sich der Tat unumwunden schuldig. Sein ganzes Leben habe er sich demnach um seine Eltern gekümmert. Schließlich sei er der einzige in der Familie gewesen, der hören und sprechen konnte. Die Belastung, seine Eltern zu pflegen, sei schließlich zu groß geworden, sagte er vor Gericht aus.

Angeklagter Doppelmord Perchtoldsdorf Landesgericht Wiener Neustadt

APA/FRANZ BALDAUF

Der 48-jährige Angeklagte bekannte sich vor Gericht schuldig

Die Staatsanwältin beschrieb die mehrfachen wuchtigen Schläge mit einem Baseballschläger, die der unbescholtene Beamte seinen pflegebedürftigen, gehörlosen Eltern in jener Nacht in deren Schlafzimmer versetzt haben soll und sie damit laut Anklage „vorsätzlich tötete“. Das sei die rechtliche Seite vor dem Hintergrund einer schwierigen familiären Situation.

Staatsanwältin: Schwester hatte Hilfe angeboten

Laut den Ausführungen der Anklägerin hatte der Mann das Erdgeschoß bewohnt, die Eltern lebten im ersten Stock. Die Mutter hatte den Haushalt erledigt und sich um ihren Mann, den sie abgöttisch geliebt habe, gekümmert, die sozialen Kontakte seien sehr eingeschränkt gewesen. Ende Dezember 2016 stürzte die 75-Jährige über die Treppen, zog sich zahlreiche Prellungen zu und wurde im Spital behandelt. Weil sie Schmerzen hatte und kaum gehen konnte, suchte der Angeklagte um Pflegeurlaub an, die angebotene Hilfe einer Schwester lehnte er ab.

In der Nacht vor dem Mord habe sich der Beschuldigte zu der Tat entschlossen und zunächst acht Mal auf die Mutter eingeschlagen. Der Vater versuchte noch, aufzustehen und zu flüchten, wurde aber von den ersten Schlägen am Rücken getroffen. Dann habe der Mann den 85-Jährigen umgedreht und weiter geschlagen. Der alte Mann erlitt einen Schädelbruch, so die Anklägerin. Sie sprach von großer Brutalität und davon, dass sich ein anderer Weg hätte finden lassen - Hilfe habe der 48-Jährige zuvor ausgeschlagen.

Prozess wird am 4. Juli fortgesetzt

Nach der Tat habe der Angeklagte den Notruf verständigt und erzählt, dass er seine Eltern erschlagen habe - „endlich“. Laut Sachverständigengutachten sei die Zurechnungsfähigkeit des Mannes, der seine Interessen zeitlebens hintan gestellt hatte, gegeben.

Am Dienstagnachmittag sollen mehrere Zeugen befragt werden, darunter Familienangehörige, Bekannte und Nachbarn. Der nächste Prozesstag ist für den 4. Juli angesetzt. Dann soll es das Gutachten eines Sachverständigen und schließlich ein Urteil geben.

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