Reminiszenzen von und mit Waltraut Haas

Ein Künstlergespräch mit Waltraut Haas, die am 9. Juni ihren 90. Geburtstag begangen hatte, hat am Wochenende zahlreiches Publikum ins Südbahnhotel am Semmering gelockt. Haas erzählte Schnurren aus ihrer langen Karriere.

Die Schauspielerin gab nicht nur etliche heitere Anekdoten zum Besten, sondern auch ihre Hans-Moser-Parodien und einige Lieder - nicht zuletzt das „Mariandl“ von Hans Lang aus dem legendären, 1947 gedrehten Film „Der Hofrat Geiger“.

Dass der Kultursommer Semmering neben dem Kurhaus nun auch im Südbahnhotel Einzug hält, hat als Überraschungscoup des Intendanten Florian Krumpöck für einiges Aufsehen gesorgt, galt das altehrwürdige, leer stehende Gebäude doch seit dem Abzug der Festspiele Reichenau (Bezirk Neunkirchen) vor sieben Jahren als unzugänglich für die Öffentlichkeit. Doch nach dem Ausfall des Hotels Panhans, dessen Sanierung offenbar längere Zeit als gedacht in Anspruch nimmt, hat sich nun eine attraktive Alternative eröffnet - mehr dazu in oe1.ORF.at.

Vital, freundlich, eloquent, charmant und schlagfertig

Waltraut Haas präsentierte sich im Gespräch mit Krumpöck überaus vital, freundlich, eloquent, charmant und schlagfertig und erinnerte sich an viele Details aus ihrem ereignisreichen Leben. Vor drei Jahren erlitt sie bei einem Unfall eine schwere Verletzung im Wirbelbereich und kann sich seither nicht mehr umdrehen. „Manche Leute glauben, das sei aus Arroganz“, bedauert Haas.

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Eine Theaterlegende erzählt

Waltraut Haas erzählte im Südbahnhotel, wie hoch ihre erste Gage war: Während des Zweiten Weltkriegs waren Lebensmittel wichtiger als Geld!

Auch denkt sie noch immer an ihre geliebten Dickhäuter im Tiergarten Schönbrunn, die zu Kriegsende umkamen und als „Elefantengulasch“ an die hungrigen Wiener verfüttert wurden. Sie rettete Maria Andergast vor den Russen und legte sich mit Peter Alexander an, mit dem sich später eine lebenslange Freundschaft entwickeln sollte.

Im mütterlichen Restaurationsbetrieb waren Fred Liewehr - der die kleine Waltraut für „Hanneles Himmelfahrt“ engagierte -, Paul Hörbiger und Johannes Heesters zugegen. Hans Moser wurde für Haas, die ihren Vater mit fünf Jahren verlor, zum „hundertprozentigen Vaterersatz“, und Franz Antel filmte 1966 die Hochzeit mit Erwin Strahl, die ein Gefängnispfarrer vornahm, im Rahmen der Dreharbeiten zu „00Sex am Wolfgangsee“.

In wie vielen Filmen sie mitgewirkt hat? Keine Ahnung - 80 vielleicht? Oder doch eher 800? Jedenfalls kommt 2017 der Streifen „Das kleine Vergnügen“ heraus. Da ist auch ihr Sohn Marcus Strahl dabei, der Intendant der Wachaufestspiele in Weißenkirchen (Bezirk Krems) ist. Dort spielt sie heuer noch einmal im „Hofrat Geiger“ mit - in der Rolle der Alten.

Bis 3. September: Leonskaja, Peymann & Ofczarek

Noch bis 3. September lädt der Kultur.Sommer.Semmering zum dritten Mal unter der Intendanz von Pianist und Dirigent Florian Krumpöck zur künstlerischen Sommerfrische ein. Gerti Drassl, Nicholas Ofczarek, Claus Peymann, Ursula Strauss, Peter Simonischek, Philipp Hochmair, Maria Bill, Robert Meyer, Angelika Kirchschlager oder Elisabeth Leonskaja kann man schon zur Familie des Festivals zählen.

Mit insgesamt 63 Veranstaltungen (Lesungen, Kabarett, Theater, Klassik, Jazz, neue Volksmusik und Chanson) werden zwei der wohl eindrucksvollsten Prachtbauten am Semmering - das Kurhaus und das Südbahnhotel - bespielt. Und am 17. August gelangt Friederike Mayröckers erstes Theaterstück zur Uraufführung.

Ewald Baringer, Austria Presse Agentur

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