Borkenkäfer: Rekordbefall erwartet

Die Borkenkäfer sorgen erneut für Anspannung bei den niederösterreichischen Forstwirten. 2016 verursachten die Schädlinge bereits einen überdurchschnittlich großen Schaden. Heuer könnte dieser noch übertroffen werden.

Die Wetterbedingungen der vergangenen Monate sorgten dafür, dass die Borkenkäferbelastung in den heimischen Wäldern heuer besonders stark ausfällt. In Niederösterreich sind vor allem die Bezirke Zwettl und Krems betroffen. Auch im Alpenvorland und in der Buckligen Welt gibt es bereits Schäden.

Schäden durch Borkenkäfer

dpa-Zentralbild/Martin Schutt

Der charakteristische Befall eines Buchdruckers

Die Bäume werden von den Käfern befallen und sterben anschließend ab. Ein sichtbares Zeichen dafür ist, dass sich die Baumkrone rot färbt. Vor allem zwei Borkenkäferarten - der Buchdrucker und der Kupferstecher - setzen derzeit den heimischen Fichten stark zu. Andere Käferarten gefährden dagegen Bestände von Kiefern und Buchen.

Mehr als 600.000 Festmeter Schadholz befürchtet

Bereits 2016 meldeten die niederösterreichischen Forstwirte vermehrten Borkenkäferbefall. Landesweit verursachten die Schädlinge damals etwa 600.000 Festmeter Schadholz – heuer dürfte es noch mehr werden. Die Gründe sind im Wetter der vergangenen Monate zu suchen: Heiße Sommer, Sturm- und Frostschäden sowie die Hitze- und Dürreperiode schwächten die Baumbestände.

Im Interview mit noe.ORF.at spricht Reinhard Hagen von der Abteilung Forstschutz des Landes Niederösterreich über Gründe und Auswirkungen der derzeitigen Spitzenbelastung.

Noe.ORF.at: Herr Hagen, was macht die Situation heuer so prekär?

Reinhard Hagen: Die Fichte bekommt zu wenig Wasser, hat zu wenig Substanz für ihr Wachstum und verliert auch an Vitalität. Dadurch findet kein intensiver Harzfluss im Baum statt. Aus diesem Grund kann sich der Borkenkäfer dort einbohren und wird vom Baum nicht ertränkt. Die heurige Sommerperiode ist für Fichten, gerade in der Region Waldviertel, aber auch im Zentralbereich Niederösterreich, sehr schlimm und für den Käfer wirklich eine optimale Periode.

Noe.ORF.at: Der Käfer befällt aber nicht nur Fichten. Wie unterscheidet sich der Befall je nach Baumart?

Hagen: Bei der Fichte gibt es zwei gefährliche Borkenkäferarten, die Buchdrucker und die Kupferstecher. Sie befallen Fichten in jeder Altersklasse und in jeder Stärke. Der Borkenkäfer ist aber nicht nur bei der Fichte ein Thema, sondern auch bei der Kiefer – in der Region Kamptal oder auch im Steinfeld und im Marchfeld. Auch bei Laubholz, zum Beispiel bei Buchen, gibt es Borkenkäfer, die nach solchen heißen und in dürren Sommerperioden bei den Bäumen für große Schäden sorgen.

Noe.ORF.at: Wie können Waldbesitzer auf diese Gefahren reagieren?

Hagen: Momentan sind die Waldbesitzer dringend gefordert, hinauszugehen und die von Käfern befallenen Bäume so schnell wie möglich umzuschneiden und aus dem Wald zu entfernen. Denn auch Holz, das im Wald liegen bleibt, ist gefährlich, weil sich darin Käfer oder Larven befinden, die auf benachbarte Bäume übergreifen können. Das Tempo ist deswegen so wichtig, weil die Käfergenerationen etwa fünf bis sechs Wochen brauchen, bis sich eine Generation vermehrt hat. Deshalb ist es wichtig, innerhalb von ein bis zwei Wochen zu reagieren.

Noe.ORF.at: Ist dieses Holz dann beschädigt, also für eine etwaige Weiterverwendung wertlos?

Hagen: Das Holz ist nicht wertlos. Normale „Käferbäume“ sind durchaus gesund und können als gutes Bauholz oder Sägeholz verwendet werden.

Das Gespräch mit Reinhard Hagen führte Daniel Amerhauser, noe.ORF.at.

Links: