Toter Rekrut: Heer setzt Sonderkommission ein

Der Tod eines Rekruten in Horn ist laut Obduktionsergebnis auf Überhitzung des Körpers zurückzuführen. Das Bundesheer teilte daraufhin am Dienstag mit, dass neben einer Untersuchungs- auch eine Sonderkommission eingesetzt worden sei.

Die Bundesheer-Untersuchungskommission habe die unmittelbar beteiligten Kameraden des Verstorbenen bereits befragt, dem Streitkräftekommandanten liegt allerdings noch kein Bericht vor. Als neuen Kommissionsvorsitzenden setzte Verteidigungsminister Hans-Peter Doskozil (SPÖ) den Salzburger Gerichtspräsidenten Hans Rathgeb ein. Damit wolle man größtmögliche Offenheit und Transparenz sicherstellen, hieß es Dienstagabend bei der Pressekonferenz des Bundesheeres.

Staatsanwaltschaft Krems ermittelt

Eine zweite Sonderkommission unter der Leitung von Günter Höfler, Leiter der österreichischen Militärvertretung Brüssel, soll unter anderem prüfen, ob die Regelungen für die Ausbildung ausreichend sind. Als Eingeständnis, dass es hier Mängel geben könnte, will man die Kommission beim Bundesheer aber nicht sehen.

Seit Mittwochvormittag werden alle 170 Grundwehrdiener und das Ausbildungspersonal in Horn befragt. Die Staatsanwaltschaft Krems ermittelt wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung und der fahrlässigen Tötung unter besonders gefährlichen Verhältnissen.

Verdacht: 44 Grad Körpertemperatur

Fest steht bisher, dass der verstorbene Rekrut sportlich gewesen sein soll und entgegen ursprünglichen Vermutungen an keiner bakteriellen Infektion erkrankt war. Dem vorläufigen Obduktionsergebnis zufolge starb er jedenfalls an einem Herzstillstand durch Überhitzung - inoffiziell ist von 44 Grad Körpertemperatur die Rede - mehr dazu unter Horn: Rekrut an Überhitzung gestorben (noe.ORF.at; 8.8.2017).

Dabei war es laut Franz Reißner, Kommandant der Landstreitkräfte, ein Marsch, „bei dem auf die hohe Temperatur Bedacht genommen wurde“. Vergangenen Donnerstag hatte es in Horn 34 Grad im Schatten. Die Soldaten seien deshalb in moderater Geschwindigkeit mit nicht allzu schwerem Gepäck marschiert, hätten nur Unterhemden tragen müssen und genug zu trinken gehabt, erklärte Reißner. Dennoch war der 19-Jährige nach etwa drei Kilometern Marsch bewusstlos zusammengebrochen.

Bundesheer: „Bestmögliche Versorgung“

Daraufhin sei unverzüglich die bestmögliche Versorgung des Rekruten eingeleitet worden, es habe keine Verzögerungen gegeben, meinte Höfler. Nach dem Zusammenbruch des Rekruten wurde er nicht direkt ins Spital gebracht, sondern mit einem Lkw in die Kaserne zu Sanitätern, wo der 19-Jährige von einem Notarzt übernommen wurde. Reißner: „Ob hier optimal gehandelt wurde, wird die Untersuchung zeigen. Ich habe bisher keine Indizien, dass hier etwas versäumt wurde.“

In einem Interview mit der Wiener Stadtzeitung „Falter“ schilderte der Vater eines Kameraden des Verstorbenen, dass bei einem Marsch einen Tag vor dem Todesfall mehr als 20 Rekruten ohnmächtig geworden sein sollen. Zudem habe der verstorbene 19-Jährige schon vor seinem Zusammenbruch Anzeichen von Schwäche gezeigt, aber die Verantwortlichen hätten angenommen, er simuliere, beklagte der Vater.

Keine Toleranz bei Fehlverhalten

Allerdings waren weder der interviewte Vater noch sein Sohn selbst Augenzeugen des Vorfalls. Streitkräftekommandant Reißner konterte auf die Kritik: „Ich habe derzeit keine Indizien, dass diese Meldungen in Medien stichhaltig sind. Nichtsdestotrotz habe ich den Auftrag gegeben, auch diese Meldungen ausführlich zu untersuchen.“

Bei einem Fehlverhalten, wenn etwa „ein Ausbildner über das Ziel hinausschießt“, wie es die Stadtzeitung beschreibt, werde es jedenfalls „keine Toleranz“ geben, betonte ein Sprecher des Bundesheeres. Zudem kündigte er am Dienstagabend an, dass der Kommandant des in Wien stationierten Bataillons am Mittwoch das Gespräch mit den Eltern der Soldaten suche: „Wir nehmen jeden Vorwurf ernst.“

Bernt Koschuh und Stefan Sailer, noe.ORF.at

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