Meixner jagt nächsten Weltrekord

Extremsportlerin Alexandra Meixner jagt ab Mittwoch den Weltrekord im 10-fach-Ultratriathlon. Die Bestleistung für 38,62 Kilometer Schwimmen, 1.802,5 Kilometer auf dem Rad und 422 Kilometer Laufen liegt aktuell bei 249 Stunden.

Die 46-Jährige aus St. Martin (Bezirk Gmünd) hat in den vergangenen Jahren schon mehrfach österreichische Sportgeschichte geschrieben. Sie absolvierte nicht nur als erste Österreicherin das Race around Austria und den Einzelbewerb des Race across America, sondern hält auch die Weltrekorde im Double-Deca-Ultra-Triathlon und Deca-Ultra-Triathlon „one by day“.

Weltrekordversuch im „Continuous“-Bewerb

Ab Mittwoch will Meixner beim swissultra 2017 in Buchs in der Schweiz den nächsten Weltrekord in Angriff nehmen: erneut im DECA-Ultratriathlon, allerdings in der „Continuous“-Variante. In diesem Bewerb läuft die Stoppuhr ohne Unterbrechung weiter. Es warten 38,62 km Schwimmen, 1.802,5 km Radfahren und 422 km Laufen am Stück.

Vor dem Start sprach Österreichs aktuelles Aushängeschild im Ultra-Triathlon mit noe.ORF.at über die Faszination Ausdauersport, Kritik und wie sich Beruf, Familie und Training vereinbaren lassen.

noe.ORF.at: Ihre Zielankunft beim härtesten Ausdauer-Radrennen der Welt, dem „Race across America“, liegt noch keine zwei Monate zurück und Sie nehmen bereits das nächste Ausdauer-Event in Angriff. Was reizt Sie an solchen Herausforderungen?

Alexandra Meixner: Meine Triebfeder ist meine Neugierde. Ich will immer wieder aufs Neue wissen, ob ich es schaffe, was ich mir vornehme und wie sich Körper und Geist dabei anfühlen. Überwiegt die Freude oder der Schmerz? Muss ich mich quälen oder überrasche ich mich selbst? Das sind Fragen, die mich reizen. Die Hoffnung auf einen Weltrekord ist das Zuckerl, das mir hilft, das Ganze durchzustehen.

Der zweite große Punkt ist das Teambewusstsein. Im Ausdauersport gibt es fast kein Konkurrenzdenken. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer fühlen sich eher wie eine große Familie, wir sprechen auch untereinander von der „Ultra-Family“. Man bleibt stehen und hilft sich bei Reifenschäden oder schickt seinen Masseur auch mal zu jemandem, der ihn gerade dringender braucht als man selbst. Dieses freundschaftliche Verhältnis und diese Hilfsbereitschaft während den Rennen sind einmalig. Außerdem macht das Gefühl, eine Herausforderung geschafft zu haben, süchtig. Die Emotionen, die immer kurz vor dem Ziel hochkommen, lassen sich kaum in Worte fassen.

noe.ORF.at: Trotz des Erfolgs sind Sie als Ultra-Triathletin weit entfernt von einem Profistatus. In der Regel investieren die Sportler in dem Umfeld sogar selbst Geld, um ihrer Leidenschaft nachgehen zu können. Wie gehen Sie mit Kritikern um, die Ihre Beweggründe nicht nachvollziehen können?

Meixner: Früher haben mich die Leute gefragt, was ich kompensieren will oder ob ich als Ärztin nicht weiß, wie ungesund dieser Extremsport ist. Ich reflektiere solche Fragen natürlich schon. Vielleicht sind diese drei bis fünf Wochen im Jahr wirklich nicht gesund. Aber alle anderen Faktoren, wie meine angepasste Ernährung oder das Training, das ich im Wohlfühltempo mache, sind alles andere als schädlich.

Ich denke, dass fünf fordernde Wochen im Jahr gesundheitlich weniger bedenklich sind, als etwa jeden Tag im Jahr zu rauchen, Alkohol zu trinken und übergewichtig zu sein. Abgesehen davon, steht für mich immer der Spaß im Vordergrund und irgendwann habe ich aufgehört, mich zu rechtfertigen. Jeder soll das machen dürfen, was ihm Spaß macht.

Alexandra Meixner

privat

Alexandra Meixner

noe.ORF.at: Als Frauenärztin haben Sie einen fordernden Beruf. Wie lässt sich die Praxis mit dem Training vereinbaren? Wie groß ist der Trainingsaufwand?

Meixner: Aktuell trainiere ich etwa 15 bis 17 Stunden pro Woche mit einem trainingsfreien Tag. Als Vorbereitung auf den Ultra-Triathlon habe ich zuletzt wieder öfter die Laufschuhe geschnürt und war in Gmünd im Sole-Felsen-Bad schwimmen. Dadurch dass ich eine brotlose Sportart betreibe, kommt mir mein Beruf sehr entgegen und lässt mir finanziellen Spielraum, obwohl es ab und zu zeitlich eng wird.

Vor dem „Race across America“ war ich über 15 Monate ausgebucht. Der Beruf leidet nicht, ich arbeite noch immer 30 bis 40 Stunde die Woche. Die Zeit für den Sport habe ich mir vom Schlaf und den sozialen Kontakten genommen. Zum Glück habe ich einen verständnisvollen Mann, der sich für mich sehr zurücknimmt und mich auf allen Ebenen unterstützt, und auch treue Freunde, die eine Einladung zur Not auch sechs Mal aussprechen, wenn ich gerade im Training bin.

noe.ORF.at: Wie werden Sie den Weltrekordversuch anlegen?

Meixner: Ich werde es mit einer ähnlichen Taktik wie beim Race across America versuchen. Mit einem eigenen Rhythmus und regelmäßigem Schlaf in den frühen Morgenstunden. Der Plan wäre, pro Tag 20 Stunden auf der Rennstrecke zu sein und vier Stunden zu pausieren. An erster Stelle stehen aber der Spaß und das Genießen der „Ultra-Family“. Wenn ich den Weltrekord von 249 Stunden unterbieten kann, umso besser. Wie es dann wirklich läuft, werde ich sehen.

Das Gespräch mit Alexandra Meixner führte Christoph Gregorites, noe.ORF.at

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