Pressbaum will langsamer wachsen

Die Bevölkerung in Pressbaum (Bezirk St. Pölten) ist zuletzt stark gewachsen. Nun will die Gemeinde das Wachstum bremsen und hat Bausperren verhängt. Der starke Zuzug machte u.a. einen größeren Kindergarten notwendig.

Pressbaum liegt eingebettet im Wienerwald und doch direkt an der Westbahn und der Westautobahn. Die Bundeshauptstadt Wien und die Landeshauptstadt St. Pölten liegen quasi vor der Haustüre. Vor allem junge Familien ziehen aus Wien nach Pressbaum, weil sie im Grünen wohnen möchten. Der Platz dafür ist vorhanden: Die Gemeinde ist 59 Quadratkilometer groß, fast 80 Prozent davon sind bewaldet, 3,75 Quadratmeter sind Bauland.

Pressbaum Vogelperspektive

Stadtgemeinde Pressbaum

Pressbaum aus der Luft

Bürgermeister: „Wollen gezielt wachsen“

Die Entwicklung zeigt, dass Pressbaum eine Zuzugsgemeinde ist. 1869 waren 1.888 Hauptwohnsitzer registriert, 1900 bereits 2.940, 1951 waren es 4.400 und 1991 verzeichnete man 5.421. Heuer kann man bis zum Jahresende mit knapp 8.000 Einwohnern mit Hauptwohnsitz in Pressbaum rechnen. „Von unserer Seite ist es so, dass wir gezielt wachsen wollen“, sagt Bürgermeister Josef Schmidl-Haberleitner (ÖVP). „Wir wollen mit dem Bebauungsplan vorgeben, dass im Zentrum eine komprimierte Bauform möglich ist, dass aber außerhalb des Zentrums nur Ein- und Zweifamilienbauweise möglich ist.“

Das ist aber nicht nur eine Frage des Ortsbildes. Jede neue Einwohnerin und jeder neue Einwohner bringt der Gemeinde zwar Geld, kostet aber auch. 20 Wohnungen sind derzeit im Entstehen, nach Fertigstellung sollen Familien mit insgesamt 26 Kindern zuziehen. Für sie werden Plätze im Kindergarten und in den Schulen benötigt, zudem soll zu den neuen Wohnungen auch eine Straße führen. „Es müssen ein Kanal und eine Oberflächenentwässerung gemacht werden, die Beleuchtung wird mit LED gemacht und die Straße muss von der Gemeinde errichtet werden“, sagt Schmidl-Haberleitner. "Alleine was die Straße, Oberflächenentwässerung und Beleuchtung betrifft, sind das Gesamtkosten von 400.000 Euro, die die Gemeinde aufwendet, um die Infrastruktur herzustellen.

Pressbaum Bevölkerungsentwicklung

ORF

Die Bevölkerungsentwicklung in Pressbaum geht deutlich nach oben

Müllplatz und Freibad müssen vergrößert werden

Der neue Kindergarten, der erst vor ein paar Jahren als einer der größten Österreichs eröffnet worden war, ist mittlerweile schon wieder voll ausgelastet. Ein neues Müllsammelzentrum ist notwendig, auch das Freibad wird ausgebaut. Die magische 10.000-Einwohner-Grenze wird laut dem Bürgermeister nicht angestrebt. „Wir versuchen von unserer Seite mit Bausperren, die es derzeit gibt, diesen Zuzug zu bremsen, um mit der Infrastruktur nachzukommen“, so Schmidl-Haberleitner. Die Gemeinde hat auch die malerische Hansen-Villa im Zentrum samt 16.000 Quadratmetern Grund gekauft, um kontrollieren zu können, wie bzw. ob die Stadt verbaut wird.

Abgesehen von den bautechnischen Fakten versucht man in Pressbaum, dass die wachsende Gemeinde auch zusammenwächst - dass man die Zugezogenen einbindet und vom Engagement in Vereinen oder Organisationen überzeugt. „Es gibt sehr viele, die Wien gewohnt sind und zum Beispiel nicht wissen, dass unsere Feuerwehr hier im Ort eine Freiwillige Feuerwehr ist. Wir haben keine Berufsfeuerwehr“, spricht Schmidl-Haberleitner nur einen Aspekt an.

Pressbaum ist wie viele Gemeinden rund um Wien eine Zuzugsregion, was sicherlich auch ein Kompliment an die Lage und die Stadt ist, zugleich aber auch eine Bürde. Kontrolliertes Wachsen soll nun die Lösung sein.

Werner Fetz, noe.ORF.at

Link: