Bankgeschäfte: Internet löst Filialen ab

Obwohl ihr Beginn fast zehn Jahre zurückliegt, bekommen die Banken die Folgen der Finanzkrise noch immer zu spüren. Dazu kommt, dass sich das Kundenverhalten geändert hat: 51 Prozent aller Kunden gehen nicht mehr in die Bank.

Banken und ihre Kunden blicken auf turbulente Zeiten zurück: Im Jahre 2008 erreichte die Finanzkrise Österreich, die Kärntner Hypo Alpe Adria und Kommunalkredit wurden in weiterer Folge verstaatlicht, die Volksbanken AG wurde teilverstaatlicht. Heute, fast zehn Jahre danach, gelten für Banken strenge Regeln, etwa bei der Vergabe von Krediten oder der Eigenkapitalquote.

„Die Banken stehen jetzt besser da als vor der Krise. Es zeigt sich aber auch, dass ein struktureller Wandel in den Banken notwendig ist. Das bedeutet wahrscheinlich größere Einheiten, und das Wichtigste ist eigentlich: In den Banken muss gespart werden“, resümiert Johann Vieghofer, Spartenobmann bei der Wirtschaftskammer. Für ihn geht das Regelwerk rund um „Basel III“ zu weit: „Es ist nicht alles falsch, was an neuem Regelwerk auf uns zukommt. Es ist aber vieles viel zu schnell eingefordert und vor allem ist die Proportionalität vergessen worden - und das ist das Problem der niederösterreichischen Banken.“

Filialzahlen Bank Austria in NÖ:

2010: 38 Filialen

2017: 24 Filialen

Niederösterreichs Bankenlandschaft bestehe zu einem großen Teil aus Regionalbanken, erklärt Vieghofer gegenüber noe.ORF.at: „Sie sind für den Regionalmarkt gedacht und waren nicht Auslöser für die Finanzkrise, werden jetzt aber genauso geprüft und genauso mit Regeln versehen wie zum Beispiel die Deutsche Bank.“

Verändertes Kundenverhalten als Herausforderung

Zudem stehen Banken heute vor einer weiteren Herausforderung: Wie eine Studie der Boston Consulting Group zeigt, wickeln 51 Prozent aller Kunden ihre Geschäfte bereits überwiegend im Internet ab. 38 Prozent nutzen Bankschalter und digitale Kanäle und nur noch elf Prozent aller Österreicher erledigen ihre Bankgeschäfte an Ort und Stelle.

Filialzahlen BAWAG in NÖ:

2010: 16 Filialen

2016: 86 Filialen

Der Anstieg resultiert aus den gemeinsamen BAWAG und Postfilalen ab 2011.

Das Geschäft am Schalter wird also weniger, Regeln und Verwaltungsaufwand werden hingegen mehr. Eine Gratwanderung, mit der jede Bank anders umgeht: „Wir haben uns strategisch klar dafür ausgesprochen, dass wir unsere Filialen behalten wollen, weil das ein ganz wichtiger Kanal zu unseren Kunden ist und für eine Regionalbank extrem wichtig ist und wir wollen keine Mitarbeiter abbauen. Das haben wir unserer Mannschaft auch immer wieder gesagt“, so Hansjörg Henneis, Vorstand der Kremser Bank.

Immer noch turbulente Zeiten für Banken und Kunden

„Die gesetzlichen Anforderungen sind andere geworden, das stellt andere Anforderungen an unsere Berater, die Kunden stellen andere Anforderungen an Öffnungszeiten und und und. Diesen Veränderungen haben wir Rechnung zu tragen und unsere Struktur auch entsprechend anzupassen“, sagt Leopold Grubhofer, Geschäftsleiter Raiffeisen Bank Mittleres Mostviertel. Bei Raiffeisen sind Schließungen also ein Thema. Details sollen im Herbst feststehen. Fast zehn Jahre nach der Krise zeigt sich: Die turbulenten Zeiten für Banken und ihre Kunden sind noch nicht vorbei.

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