Bessere Bezahlung für Pflegekräfte gefordert

Bei der mobilen Pflege in Niederösterreich herrscht akuter Personalmangel. Hannes Ziselsberger, Direktor der Caritas der Diözese St. Pölten, fordert, dass die Bezahlung und das Ansehen der Pflegearbeit steigen müssen.

Die Menschen in Niederösterreich werden immer älter, damit steigt auch der Bedarf an Pflegekräften. Im Bereich der mobilen Pflege, bei der die Menschen solange wie möglich in den eigenen vier Wänden betreut werden, gibt es allerdings zu wenig Personal. Caritas, Hilfswerk, Volkshilfe und Rotes Kreuz suchen dringend nach Fachkräften. Im „Niederösterreich heute“-Interview fordert Hannes Ziselsberger, Direktor der Caritas der Diözese St. Pölten, vor allem ein Verbesserung bei der Bezahlung der Pflegekräfte.

noe.ORF.at: Warum ist es so schwierig Pflegekräfte zu finden? Liegt es an der Bezahlung oder liegt es daran, dass es ein sehr belastender Beruf ist?

Hannes Ziselsberger: Es ist eine sehr schwierige und belastende Aufgabe, aber auch eine, die viele von unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sehr gerne übernehmen. Was wir tatsächlich merken ist, dass die Bezahlung im Betreuungsbereich am unteren Ende der Einkommen angesiedelt ist. Und dort muss auch notwendigerweise eine Verbesserung erfolgen.

noe.ORF.at: Das wäre also eine Schraube, an der man drehen könnte. Das liegt aber nicht in Ihrer Hand.

Ziselsberger: Genau das ist eine Schraube, an der man drehen muss. Da Pflege allerdings nicht von den Kundinnen und Kunden alleine finanziert wird, sondern ein großer gesellschaftlicher Anteil über die Landesbudgets, die Gesundheitsbudgets dazukommt, können wir das nicht alleine bewegen. Da braucht es eine gemeinsame politische Überzeugung, um das Ansehen der Arbeit unserer Pflegekräfte zu verbessern.

noe.ORF.at: Welche Leute suchen Sie? Geht es da nur um medizinisch ausgebildetes Personal oder auch beispielsweise um Heimhilfen?

Ziselsberger: Wir suchen Leute in allen Berufsgruppen. Derzeit haben wir hauptsächlich drei Berufsgruppen: diplomiertes Gesundheitspflegepersonal, Pflegeassistentinnen und -assistenten und Heimhilfen. In allen drei Berufsgruppen suchen wir Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Es gibt ab nächstem Jahr auch das neue Berufsbild der Alltagsbegleiterin, des Alltagsbegleiters, die hoffentlich in diesem Bereich auch entlastend tätig sein werden. Auch da suchen wir und werden Ausbildungen in der Caritas St. Pölten anbieten, damit Personen dieses Berufsbild ergreifen können.

noe.ORF.at: Welche Qualifikationen sollte man mitbringen, um als Pflegekraft oder im Bereich der mobilen Pflege arbeiten zu können?

Ziselsberger: Im medizinischen Bereich ist es natürlich die Ausbildung zur diplomierten Pflegeperson oder zur Pflegeassistenz. Im Bereich der Heimhilfe und der Alltagsbegleitung ist die Ausbildung nicht so umfassend. Hier geht es vor allem auch um menschliche Kompetenzen, denn bei Pflege und Betreuung arbeitet man ganz konkret mit Menschen zusammen. Da ist ein menschlicher Zugang ungemein wichtig und wertvoll.

noe.ORF.at: Der Hauptteil des Pflegepersonals sind Frauen. Suchen Sie auch Männer? Wie wollen Sie Männer davon überzeugen, vermehrt in diesen Beruf einzusteigen?

Ziselsberger: Wir suchen nicht nur Männer, sondern wir haben bereits sehr kompetente Männer im Pflegebereich. Ich möchte allen Männern Mut machen, die überlegen in diesen Bereich einzusteigen. Es wird mit eine Frage der Bezahlung sein. Wir wissen, dass im unteren Einkommensbereich leider immer noch hauptsächlich Frauen tätig sind. Es wäre für mich ein schöner Schritt, ein schönes Ziel, einerseits das Lohnniveau etwas anheben zu können, andererseits damit mehr Männer in den Pflege- und Betreuungsbereich zu holen. Die Beispiele, die wir haben, sind sehr positiv und wirklich wunderbare Mitarbeiter.

Das Gespräch mit Hannes Ziselsberger führte Claudia Schubert, noe.ORF.at

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