voestalpine in den USA auf Wachstumskurs

Der heimische Stahlriese voestalpine befindet sich in den USA auf Wachstumskurs. Insgesamt 110 Millionen US-Dollar wurden in ein Werk in Cartersville investiert. Gesteuert wird es von der Sparte für Metallformung mit Sitz in Krems.

Für den Technologie- und Industriegüterkonzern voestalpine bilden die USA zusammen mit Kanada und Mexiko derzeit den größten Wachstumsmarkt. 1,3 Milliarden Euro setzte der Stahlriese im abgelaufenen Geschäftsjahr im sogenannten NAFTA-Raum um, bis 2020 soll dieser Betrag auf drei Milliarden Euro steigen.

„Für uns ist Nordamerika einer der Wachstumsmärkte und -treiber, wo wir uns unbedingt entwickeln wollen“, sagte Peter Schwab, Vorstandsmitglied der voestalpine und Leiter der Sparte „Metal Forming“ mit Sitz in Krems.

voestalpine mischt bei Mobilität mit

Insbesondere in der Automobilbranche möchte voestalpine immer stärker mitmischen. Dem Werk in Cartersville im US-Bundesstaat Georgia kommt dabei eine Schlüsselrolle zu. Es ist die erste voestalpine-Produktionsstätte im NAFTA-Raum, in der hochfeste Leichtbauteile für die Automobilindustrie hergestellt werden. „Wir haben unsere ursprünglichen Prognosen bereits mehrmals überarbeiten müssen und die Nachfrage nach unseren Produkten ist sehr gut“, so Philipp Schulz, Geschäftsführer des voestalpine-Standorts in Cartersville, gegenüber noe.ORF.at.

Voest in USA

ORF/ Thomas Puchinger

Im Autobau wird das Leichtbausegment immer wichtiger

Generell trägt die Automobilbranche bereits jetzt zu einem wesentlichen Teil des Umsatzes bei. 11,3 Milliarden Euro machte der Umsatz des heimischen Stahlriesen im abgelaufenen Geschäftsjahr aus. Jeder dritte Euro stammte von Zulieferungen von Komponenten für die Automobilindustrie. Rechnet man die Branchen Luftfahrt und Bahn hinzu, war der Mobilitätssektor sogar für knapp die Hälfte des Konzernumsatzes verantwortlich.

Leichtbau als chancenreicher Zukunftsmarkt

Speziell im Leichtbau-Segment möchte das Unternehmen eine immer größere Rolle spielen, führte voestalpine-Vorstand Schwab aus: „Der Leichtbaumarkt entwickelt sich global bis 2025 zu einem Markt mit 100 Milliarden Euro Umsatz.“ Sollten die Schätzungen stimmen, würde sich der Markt damit verfünffachen. „Das hat den Grund, dass die Autos leichter werden müssen. Zum einen, um weniger Sprit zu verbrauchen bzw. bei den Elektroautos, damit die Batterien kleiner gemacht werden können, und zum anderen natürlich auch, um die Fahrdynamik zu erhalten“, so Schwab weiter.

Um mit dem Wachstum mithalten zu können, wird das Werk in Cartersville derzeit zum dritten Mal ausgebaut. Außerdem wurden 11 Millionen US-Dollar in einen weiteren Standort in Birmingham im benachbarten US-Bundesstaat Alabama investiert, wo Autoteile zusammengesetzt werden können, bevor sie dann schließlich an die Autohersteller ausgeliefert werden.

Ein ausschlaggebender Grund für diese Erweiterungen ist ein Großauftrag eines deutschen Premium-Autoherstellers im Wert von einer halben Milliarde US-Dollar aus dem Vorjahr. Bis heute ist aus vertraglichen Gründen nicht bekannt, um welchen Hersteller es sich da handelt. Vermutlich war es aber entweder BMW oder Mercedes, wobei aufgrund der Nähe des Standortes vieles auf Mercedes hindeutet.

voestalpine bleibt bei NAFTA-Diskussion gelassen

Trotz allem verlief der Wachstumskurs des heimischen Technologie- und Industriegüterkonzerns bislang keinesfalls ungetrübt. Einerseits geriet zuletzt die im Oktober 2016 eröffnete Direktreduktionsanlage in Corpus Christi im US-Bundesstaat Texas in die Schlagzeilen, nachdem die Kosten unerwartet auf eine Milliarde Dollar explodiert waren.

Andererseits drohte US-Präsident Donald Trump ausländischen Unternehmen in den vergangenen Monaten immer wieder mit Strafzöllen und Importbeschränkungen und spielte sogar offen mit dem Gedanken, das Freihandelsabkommen NAFTA zu kündigen. Schwab sieht seinen Konzern diesbezüglich aber auf der „sicheren Seite“, wie er gegenüber noe.ORF.at sagte: „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass man das mit einer gewissen Gelassenheit angehen muss und dann ist man erfolgreich.“

Am Standort in Cartersville beschäftigt voestalpine derzeit 240 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. „Wir werden bis 2020 auf 450 Mitarbeiter wachsen“, so der örtliche Geschäftsführer Schulz. Da Fachkräfte in der Region jedoch schwierig zu finden sind, setzt der heimische Konzern vor allem auf ein unternehmenseigenes Lehrlingsprogramm. Derzeit befinden sich sieben Lehrlinge in Ausbildung. Laut Schulz soll das Programm in Zukunft zusammen mit anderen örtlichen Unternehmen weiterentwickelt und ausgebaut werden.

Thomas Puchinger, noe.ORF.at, aus Cartersville

Links: