Kern auf Stimmenfang in Poysdorf

Bundeskanzler und SPÖ-Spitzenkandidat Christian Kern war am Sonntag auf Wahlkampftour in Poysdorf (Bezirk Mistelbach). Auf dem Winzerfest warb er um Stimmen. Unter anderem sagte Kern, er könne sich eine Dreierkoalition vorstellen.

Als SPÖ-Spitzenkandidat Christian Kern aus dem Wahlkampfbus aussteigt, herrscht beim Winzerfest in Poysdorf bereits großes Gedränge. Zahlreiche sozialdemokratische Funktionärinnen und Funktionäre wollen ihren Spitzenkandidaten persönlich begrüßen. „Wir brauchen ein Foto, da haben wir einen langjährigen Funktionär“, ertönt etwa eine Stimme aus der Menge. Kern nimmt sich Zeit, schüttelt Hände und steht auch für zahlreiche Selfies zur Verfügung.

In seinen Gesprächen widmet sich Kern unter anderem auch dem Wein. „Rote habt ihr wenige hier in der Gegend“, merkt er an. Gemeint ist natürlich der Wein, doch nach politischer Farbenlehre könnte man auch einen versteckten Auftrag des Bundeskanzlers ableiten. Die Gemeinde Poysdorf ist nämlich fest in Hand der ÖVP. Sie stellt 22 von insgesamt 29 Gemeinderäten.

Kern: „Viel Zuspruch durch Menschen“

Auf seiner Tour durch Poysdorf trifft Kern auch Politiker anderer Parteien, darunter Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP), Landesrat Karl Wilfing (ÖVP) und Walter Rosenkranz, den Landesspitzenkandidaten der FPÖ Niederösterreich für die Nationalratswahl. Auch mit dem Ehrenpräsidenten des 60. Winzerfests, Toni Polster, wechselt der SPÖ-Spitzenkandidat einige Worte. „Das ist einer dieser Tage, wo du eigentlich mit mehr Energie ins Bett gehst, als du aufgestanden bist, weil es gibt viel Zuspruch, viele freundliche Worte und das motiviert einen“, so Kern, der den Wahlkampf genießt, wie er sagt.

Große Diskussionen über die Wahlkampfforderungen der SPÖ - von einer Steuerentlastung auf Arbeit bis hin zu einem sicheren Gesundheitssystem - gehen sich im Gedränge des Festes nur wenige aus. „Man hört sich vor allem an, was die Menschen wirklich meinen. Für mich ist es wichtig zu verstehen, wo die Sorgen sind und wo der Schuh drückt, und da passen wir dann unsere Politik an“, betont Kern. Um Streitereien in einer künftigen Regierung zu unterbinden, könne er sich nach der Wahl auch eine Dreierkoalition vorstellen: „So ist die idee mit diesem Dritten entstanden, weil da sitzt dann quasi immer ein Schiedsrichter am Tisch“, so der SPÖ-Spitzenkandidat.

Angesprochen auf die sogenannten Anti-Kurz-Videos betont Kern, dass er für einen sauberen Wahlkampf sei: „Mir ist ganz wichtig, dass wir das alles aus dem Verkehr gezogen haben. Wir veröffentlichen solche Videos nicht, sondern konzentrieren uns auf unsere eigene Kampagne. In dem Wahlkampf wird sowieso viel zu viel an Negativem und Schmutz transportiert und ich finde das gut, dass wir da nicht mitmachen. Jeder, der das in der SPÖ anders macht, kriegt ein Problem mit mir, also ich kann Ihnen garantieren, da wird keiner aus der Reihe tanzen.“ Wie das Video entstanden sei, könne Kern, wie er sagt, nicht beantworten. Außerdem habe er es selbst nie gesehen.

Schnabl: „Wir schaffen den Turnaround“

Dass man in Umfragen derzeit eher um Platz zwei als um Platz eins kämpft, sieht Franz Schnabl, der Vorsitzende der SPÖ Niederösterreich, gelassen. „Ich bin ganz sicher, dass wir den Turnaround schaffen, auch in den Umfragen. In den Herzen der Menschen sind wir die Partei, die die richtigen Themen gesetzt hat. Weil am Ende des Tages kommt es darauf an, eine gerechte Gesellschaft zu haben“, führt Schnabl aus. SPÖ-Spitzenkandidat Kern betont ebenfalls neuerlich sein Wahlziel: Er will Erster werden.

Links:

• Kern: „Bundeskanzler oder Opposition“ (noe.ORF.at; 7.9.2017)
• SPÖ will „als Erster durch das Ziel gehen“ (noe.ORF.at; 30.8.2017)
• NR-Wahl: Deutlich mehr Wahlberechtigte (noe.ORF.at; 24.8.2017)
• 15. Oktober: Zehn Parteien und Listen treten an (noe.ORF.at; 18.8.2017)