Fünf Tote: Wenn Helfer Hilfe brauchen

Es war ein Bild der Verwüstung, das sich den Einsatzkräften nach dem schweren Unfall mit fünf Toten auf der A21 geboten hat. Die Helfer bekommen deshalb nun selbst Hilfe. Wie in solchen Fällen üblich, werden sie psychologisch betreut.

„Wo fängt man an, zu helfen? In der Morgendämmerung nimmt man nur schemenhaft die Ausmaße des Szenarios wahr, das sich einem bietet. Menschen die schmerzerfüllt um Hilfe schreien, eingeschlossen in etwas, das nur Minuten zuvor ein intakter Neunsitzer auf dem Weg in die Heimat war.“ Diese Worte schrieb ein Feuerwehrmann der Freiwilligen Feuerwehr Alland in den Einsatzbericht, der eigentlich keiner ist.

Aus Respekt habe man sich bewusst gegen einen konventionellen Einsatzbericht entschieden, in dem normalerweise die Anzahl der Einstzkräfte und die technischen Details eines Einsatzes beschrieben werden, erklärte Joachim Zagler von der Feuerwehr Alland - mehr dazu in Fünf Tote und drei Verletzte nach Unfall auf A21 (noe.ORF.at; 10.9.2017).

Einsatzkräfte fast zehn Stunden an Unfallstelle

Mehr als 50 Einsatzkräfte waren am Sonntag an der Unfallstelle. Fast zehn Stunden lang waren sie mit Rettungs-, Bergungs- und Aufräumarbeiten beschäftigt. „Da kommen dann Gedanken, wie es passiert ist und was man eigentlich erlebt hat. Ich war nur froh, dass mein Sohn nicht mit war. Ich war froh, dass ich ihn zu Hause gelassen habe“, sagte Harald Schieder von der Feuerwehr Alland gegenüber noe.ORF.at.

Unfall A21

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Bereits während des Einsatzes waren mehrere sogenannte Peers von Rotem Kreuz, Polizei und Feuerwehr bei der Unfallstelle, um die Einsatzkräfte bei der Arbeit zu begleiten. „Für mich war es ganz wichtig, weil es mir nach dem Einsatz nicht gut gegangen ist. Ich war wirklich froh, dass zwei Peers da waren, die mit mir mehr als eine Stunde geredet haben“, erzählte Bernhard Fahrenberger, Mitglied bei der Feuerwehr Heiligenkreuz.

Hilfe für die Einsatzkräfte

Nach dem schweren Unfall auf der A21 am Sonntag bekommen die Einsatzkräfte nun psychologische Betreuung.

Peers versuchen, Erlebtes „verarbeitbar zu machen“

„Wir achten darauf, ob die Kameraden deutliche Zeichen, auch körperliche Anzeichen geben, dass sie die Situation nicht mehr verkraften, damit wir sie dann herausholen können. Wir versuchen, mit ihnen zu sprechen, ihnen etwas zu trinken anzubieten und versuchen, das soeben Erlebte für sie verarbeitbar zu machen“, sagte Feuerwehr-Peer Andreas Schubert, der am Sonntag bei der Unfallstelle die Feuerwehrleute begleitete.

Helfer Unfall A21

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Gespräche sollen den Feuerwehrleuten helfen, das Erlebte zu verarbeiten

Auch in den kommenden Tagen und Wochen wird Schubert gemeinsam mit anderen Peers weitere Gespräche mit den beteiligten Feuerwehrleuten führen, um das Erlebte zu verarbeiten. Doch nicht nur die Einsatzkräfte wurden am Sonntag von den jeweiligen Peers betreut, ein Kriseninterventionsteam des Roten Kreuzes kümmerte sich um Autofahrer, die den Unfall mitansehen mussten.

36 Feuerwehr-Peer-Einsätze seit Jahresbeginn

Insgesamt sind für die Feuerwehr in Niederösterreich 56 Peers im Einsatz, die direkt zur Unfallstelle kommen oder die Mitglieder danach begleiten. Im Jahr 2017 wurden die Peers, die jeweils in Teams arbeiten, bereits zu 36 Einsätzen gerufen, so die Angaben der Feuerwehr.

Beim Roten Kreuz arbeiten in Niederösterreich etwa 80 Peers, die sich in besonders herausfordernden Situationen um die Mitarbeiter kümmern und sie auch darüber hinaus begleiten. Ähnlich ist das System bei der Polizei. Auch den Polizeibeamten steht während und nach Einsätzen, die eine große Belastung darstellen, psychologische Hilfe durch Peers zur Verfügung.

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