Bernhardsthal: Eine Bahn trennt den Teich

Die Gemeinde Bernhardsthal (Bezirk Mistelbach) liegt an einem speziellen Teich: Er gehört zum letzten Rest einer einst großen Teichlandschaft, ist eines der größten Gewässer im Weinviertel und wird von einer Bahnbrücke geteilt.

Wo heute das grüne Ruderboot und die bunten Tretboote am Holzsteg liegen, war man vor mehr als 20 Jahren noch trockenen Fußes unterwegs. Stufenweise hatte die Gemeinde Bernhardsthal seit 1980 das 50 Hektar große Areal vom Fürsten von Liechtenstein erworben und wieder zu dem gemacht, was es einst war. „Das Problem war, die Erde aus dem bereits völlig verlandeten Teich zu bekommen, 80.000 Kubikmeter Erde mussten entfernt werden“, sagt der Historiker Friedel Stratjel, der sich mit der Entstehungsgeschichte der Teichlandschaft befasste.

Landschaftsteich Bernhardsthal

ORF

Teich stand bereits drei Mal in Flammen

Bernhardsthal ist die nordöstlichste Gemeinde in Niederösterreich, nahe der Grenze zu Tschechien, und lag vor Jahrhunderten noch inmitten einer großen Teichlandschaft. „Im 14. Jahrhundert gab es hier in der Gegend 14 Teiche. Davon sind bis heute allerdings nur drei geblieben, der Bernhardsthaler Landschaftsteich ist zum Glück einer davon“, erklärt Stratjel.

Im Laufe der Jahre wurde der Teich immer wieder trocken gelegt. „Meist wurde er wegen der Fischgesundheit ausgelassen, dann wurde ein paar Jahre Frucht angebaut. In meiner Lebenszeit von 76 Jahren war er die Hälfte der Zeit ohne Wasser. Das hatte aber auch einen anderen Grund. Der Teich hatte drei Mal gebrannt, weil Erdöl hineingekommen war, was durchaus eine Besonderheit für einen Teich ist“, sagt Stratjel.

Der Bernhardsthaler Landschaftsteich

Das Ufer des 25 Hektar großen Teichs ist unverbaut, im Sommer kommt man gerne zum Bootfahren, im Winter zum Eisstockschießen.

Heute ist der Teich für viele Bernhardsthaler das, was ihre Gemeinde ausmacht. Mit 25 Hektar ist er eines der größten Gewässer im Weinviertel, das 2.700 Meter lange Ufer ist gänzlich unverbaut. Im Sommer bietet er Gelegenheit zum Bootfahren und Schwimmen, im Winter trifft man sich hier zum Eislaufen und Eisstockschießen. Das Teichstüberl mit dem Heurigen ist ein beliebter Treffpunkt, und am Ufer hofft so mancher Angler auf den großen Fang.

Sendungshinweis

„NÖ heute“, 28.9.2017

Älteste Bahnbrücke Österreichs

Von Zeit zu Zeit wird die Ruhe beim Fischen allerdings gestört. Ein tschechischer Güterzug mit grünen, roten, blauen und orangenfrbigen Containern donnert bei unserem Lokalaugenschein über die Bahnbrücke - ein für ein Naherholungsgebiet ungewöhnliches Bild. Das Ziegelbauwerk teilt den Teich in zwei Hälften und weist eine starke Ähnlichkeit mit dem „Kalte Rinne“-Viadukt der Semmeringbahn auf, der auf der Rückseite einer 20-Schilling-Banknote zu sehen war.

Eine Ähnlichkeit, die keinesweg auf Zufall beruht, erklärt Stratjel: „Unsere Bahnbrücke wurde ebenfalls im Büro von Carl Ritter von Ghega konstruiert, er war der leitende Bauingenieur. Es handelt sich um die älteste erhaltene Bahnbrücke in Österreich, sie stammt aus dem Jahr 1839.“

Thomas Koppensteiner, noe.ORF.at

Link: