Spitzenkandidat der FPÖ im Gespräch

Bei Chefredakteur Robert Ziegler sind diese Woche die Landesspitzenkandidaten für die Nationalratswahl zu Gast. Walter Rosenkranz von der FPÖ hat große Ziele und meint, die ÖVP habe FPÖ-Themen übernommen.

Der 55-jährige Kremser Rechtsanwalt, Walter Rosenkranz, ist Musikschullehrer und seit fast 30 Jahren Gemeinderat in seiner Heimatstadt. In den 90er-Jahren war er auch im Landtagsklub der FPÖ in Wien tätig. Seit 2008 ist er im Parlament, seit 2013 als stellvertretender Klubobmann. Rosenkranz war zuletzt Fraktionsführer der FPÖ im Eurofighter-Untersuchungsausschuss. Heuer tritt er zum dritten Mal als Landesspitzenkandidat für die FPÖ bei Nationalratswahlen an, im nächsten Jahr aber auch bei der Landtagswahl in Niederösterreich.

Walter Rosenkranz im Gespräch mit Robert Ziegler

ORF / Gernot Rohrhofer

noe.ORF.at: Herr Rosenkranz, die FPÖ hat in diesem Wahlkampf über weite Strecken eine Art Zuschauerrolle eingenommen. Was erwarten Sie sich davon? Platz ZWei, vor allem nach den Turbulenzen in der SPÖ jetzt?

Rosenkranz: Ich glaube, wir sind punktgenau richtig in diesen Wahlkampf gestartet. Wir haben über die Sommerpause versucht die Menschen in Österreich nicht zu belasten und zu belästigen und die Stimmung, die wir auf der Straße, die wir bei den Menschen einfangen, ist eine sehr gute für uns. Und wenn ich denke, wir haben eine Ausgangsbasis von der letzten Nationalratswahl mit 20 Prozent, dann glaube ich, dass wir da dazulegen können.

noe.ORF.at: Jetzt hört man viel deutlicher als bei früheren Wahlen, dass sich die FPÖ bereits durchaus regierungsbereit macht. Sind Sie dafür, dass die FPÖ in die Regierung geht?

Rosenkranz: Ich glaube, als politische Partei muss man für seine Wähler den Anspruch stellen, dass man auch regiert, denn warum sonst hätte man diese Partei gewählt, wenn die Programme nicht umgesetzt werden. Und das kann man am Leichtesten in einer Regierung machen. Wir wollen im Kammerstaat und in der Sozialversicherung ganz deutlich umsetzen, Zusammenlegungen, direkt demokratische Abstimmungen darüber, Kürzungen im Subventionsdschungel - das wäre dann freiheitliche Handschrift.

noe.ORF.at: Spielen Sie da eine besondere Rolle? Denn Sie sind ja FPÖ-Landesparteiobmann und haben gesagt, dass Sie als FPÖ-Spitzenkandidat in die Landtagswahl gehen wollen, sind jetzt aber auch Spitzenkandidat der FPÖ Niederösterreich für den Nationalrat. Werden Sie sich nach der Wahl in der konstituierenden Sitzung des Nationalrates im Bund angeloben lassen?

Rosenkranz: Ich habe gesagt, ich bleibe bis zur Landtagswahl im Nationalrat. Das geht aufgrund der vorgezogenen Wahl nur, indem ich mich auch jetzt wieder der Wahl stelle. Und als Landesparteiobmann habe ich gesagt, ich übernehme auch an der Spitze der niederösterreichischen Wahlbewegung für die FPÖ die Verantwortung, kandidiere hier, werde mich bei der konstituierenden Sitzung auch angeloben lassen. Ich glaube, dann wird ziemlich bald schon der Landtagswahlkampf anfangen.

Walter Rosenkranz im Gespräch mit Robert Ziegler

ORF / Gernot Rohrhofer

noe.ORF.at: Werden Sie sicher Spitzenkandidat der FPÖ Niederösterreich für die Landtagswahl?

Rosenkranz: Ich werde als Spitzenkandidat in Niederösterreich für die FPÖ in diese Wahlbewegung hineingehen und das erklärte Ziel ist, in die Landesregierung einzuziehen. Da möchte ich auch eine tragende Rolle spielen.

noe.ORF.at: Was ist, wenn im Laufe der Koalitionsverhandlungen der Ruf von H. C. Strache an Sie kommt für ein Ministeramt?

Rosenkranz: Grundsätzlich als Freiheitlicher kann man sich einem Ruf von H. C. Strache nie entziehen, aber es ist bereits im Vorfeld geklärt worden, dass dieser Ruf nicht kommen wird, weil Niederösterreich wichtiger ist.

noe.ORF.at: Das große Thema in diesem Wahlkampf sind die Zuwanderung und die Flüchtlingsthematik gewesen. Das hat über weite Strecken auch die ÖVP mit Sebastian Kurz besetzt. Das mag jetzt eine gute Voraussetzung sein für Koalitionsverhandlungen, denn in diesem Thema ist man sich über weite Strecken wohl einig. Aber fürchten Sie nicht, dass jene, für die die FPÖ lange Zeit dieses Thema besetzt hat, jetzt zur ÖVP gehen?

Rosenkranz: Das mag so sein. Wir sehen mit Genugtuung und Interesse, dass jetzt ein politischer Mitbewerber ganz plakativ an freiheitlichen Ideen seine Anleihe genommen hat. Ich kann fast sagen, Sebastian Kurz ist die Fleisch gewordene Blaupause der freiheitlichen Programme. Aber wer gibt die Garantie, dass es wirklich so wird, was Sebastian Kurz den Österreicherinnen und Österreichern verspricht?

Wir haben genau das, was er sagt, beantragt. Nur seine Gefolgsleute, seine eigenen schwarzen, türkisen, ich weiß nicht, ob gestreift oder getupft, die haben sich eindeutig dagegen ausgesprochen. Zum Beispiel Deutsch vor dem Regelunterricht in den Schulklassen wäre so ein Punkt gewesen. Die ÖVP hat es abgelehnt. Ich glaube, es wird für die, die glauben, mit Sebastian Kurz freiheitliche Positionen zu wählen, ein böses Erwachen bereits am 16. Oktober geben.

noe.ORF.at: Jetzt gibt es in Niederösterreich noch eine andere Kandidatin, mit Ihnen namensgleich, aber nicht verwandt. Ihre Vorgängerin in Ihrem Amt als Chefin der FPÖ Niederösterreich, Barbara Rosenkranz. Sie kandidiert auf der „Freien Liste“. Gerade weil sie aus Niederösterreich kommt und da durchaus Bekanntheit hat - was rechnen Sie, was wird das die FPÖ bei der Wahl an Prozentpunkten kosten?

Rosenkranz: So wie ich das jetzt sehe, spielt diese Liste, diese Gruppierung überhaupt keine Rolle. Prozentpunkte? Im Null-komma-irgendwas-Bereich vielleicht.

Walter Rosenkranz im Gespräch mit Robert Ziegler

ORF / Gernot Rohrhofer

noe.ORF.at: Bei der letzten Wahl hat die FPÖ bundesweit 20,5 Prozent der Stimmen erreicht, in Niederösterreich sind es aber doch weniger gewesen, 18,8 Prozent. Da gab es eine Differenz. Was ist denn diesesmal das Ziel?

Rosenkranz: Wenn es 25 Prozent für den Bund sein sollen, dann werden wir uns auch in Niederösterreich in dieser Größenordnung einpendeln. Das sind dann die richtigen Voraussetzungen, in eine gute Landtagswahlbewegung zu starten.

noe.ORF.at: Wobei, bei der Landtagswahl beim letzten Mal hatten Sie ein ganz anderes Ergebnis, da waren es etwas mehr als acht Prozent. Das ist ja meilenweit davon entfernt.

Rosenkranz: Sehen Sie, wir haben eben erkannt, dass man Erfolge anders einfahren muss und kann. Wenn ich davon ausgehe, das historisch beste Ergebnis war ungefähr bei 16 Prozent. Das möchte ich auf jeden Fall überspringen. Wir wollen das historisch beste Ergebnis in Niederösterreich erreichen und wenn wir dabei noch die SPÖ von Platz Zwei auf Platz Drei verdrängen, dann ist es uns sehr recht.

Das Gespräch mit Walter Rosenkranz führte Robert Ziegler, noe.ORF.at

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