Albanische Bauern arbeiten für Sonnentor

Der Waldviertler Heilkräuterproduzent Sonnentor hat enge wirtschaftliche Verbindungen nach Albanien. Nicht nur aus dem Waldviertel, sondern auch von dort stammen viele Pflanzen für die Heilkräuter, die von Bauern gesammelt werden.

Etwa 200 Kilometer südlich der albanischen Hauptstadt Tirana liegt eines der wichtigsten Kräuteranbaugebiete des Landes. Dazu zählt die Region rund um das Dorf Sternec. Felsige Steilhänge im Dorf sind der luftige und nicht ungefährliche Arbeitsplatz der Kräutersammler. Im Durchschnitt wird acht Stunden pro Tag gearbeitet. In dieser Zeit kann eine Person etwa 200 Kilogramm frischen Salbei pflücken, das macht etwa 80 Kilogramm getrockneten Salbei und pro getrocknetem Kilogramm werden etwa 80 Cent bezahlt.

Kräutersammler in Albanien

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Die Familie Sinani lebt noch im Dorf, das Kräutersammeln ist für sie eine wichtige Einnahmequelle

Viele Sammler sind Saisonarbeiter

Rund um das Dorf werden auch Winterbohnenkraut, Hagebutte und andere Heilpflanzen gepflückt, doch viele Sammler sind bereits Saisonarbeiter. Zu den wenigen, die tatsächlich noch im Dorf leben, zählt die Familie von Mersin Sinani. „Das ist die wirtschaftliche Grundlage der Familie, weil die Gegend sehr reich an Heilkräutern ist. Die zweite Einnahmequelle sind Viehzucht und Molkereiprodukte“, sagte Mersin Sinani zur Lebenssituation seiner Familie.

Vor allem Schafe, Kühe und Ziegen werden hier gezüchtet, mit ihnen sind die Hirten oft auch in schwierigem Gelände unterwegs. Das Fleisch der Tiere wird auch wegen des vielfältigen Futters weit über die Grenzen des Dorfes hinaus geschätzt. Trotz dieser Vorzüge ist die Landflucht in der Region ein Problem. In Sternec und den zwei Nachbardörfern leben noch etwa 30 Familien mit nur sehr wenigen Kindern, in der Grundschule des Dorfes werden nur mehr drei Kinder unterrichtet.

Kräutersammler in Albanien

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Die Heilkräuter müssen oft in schwierigem Gelände gesammelt werden

Sonnentor hat 500 Bauern in Albanien unter Vertrag

Auch die Infrastruktur ist schlecht. Arzt, Apotheke und selbst kleine Geschäfte fehlen. Diese Entwicklung berücksichtigt auch Sonnentor, das seinen Hauptsitz in Sprögnitz (Bezirk Zwettl) hat. „Wegen der Abwanderungen erhöht Sonnentor den Anbau von Kräutern und Heilpflanzen auf den Feldern, doch noch immer können einige Pflanzen wie Hagebutte, Holunderblüten oder Brombeerblätter nur gesammelt werden. Wir versuchen jedenfalls, eine Balance zwischen Sammeln und Produktion zu halten“, erläutert der lokale Vertreter von Sonnentor, Endrit Kulaj.

Etwa 500 Bauern hat die Firma aus dem Waldviertel in Albanien unter Vertrag. Sie leistet damit auch einen Beitrag für eine ländliche Entwicklung im Land der Skipetaren, die es Bauern ermöglicht, ihrer Scholle treu zu bleiben.

Christian Wehrschütz, noe.ORF.at

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