Pflege: Kleine Wohngruppen statt großer Heime

Das Land Niederösterreich investiert in den nächsten fünf Jahren 170 Millionen Euro in den Neu- und Umbau von Pflegeheimen. Das Konzept sieht kleine, familiäre Wohngruppen statt großer Stationen vor.

Der Niederösterreichische Landtag wird am Donnerstag, den - seit 1992 sechsten - Fünf-Jahres-Ausbauplan für die 48 Pflege- und Betreuungszentren des Landes beschließen. Die wissenschaftliche Grundlage, um den Stand an den aktuellen Bedarf anzupassen, liefert der Pflege-Almanach.

Zahl der Pflegegeldbezieher steigt

Die Prognosen würden die Herausforderungen zeigen, verwies Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) darauf, dass die Zahl der Pflegegeldbezieher beiderlei Geschlechts von derzeit 92.000 bis zum Jahr 2025 um 18 Prozent auf 108.000 steigen werde. In der stationären Betreuung werden bis 2025 zusätzliche 1.300 Betten benötigt. Die Auswirkungen durch die Abschaffung des Pflegeregresses seien dabei noch nicht berücksichtigt. Diese Zahlen würden bis Ende 2018 evaluiert, dann soll entsprechend nachjustiert werden.

Die 48 Pflege- und Betreuungszentren des Landes bieten derzeit 6.000 Plätze und zählen 5.000 Beschäftigte plus 1.500 ehrenamtliche Helfer. Das Land investiere sowohl in die Infrastruktur, was zugleich wirtschaftliche Impulse auslöse und 4.000 Arbeitsplätze sichere, als auch in das Pflegepersonal. Es bedürfe in diesem Beruf der Kompetenz und Herzenswärme, so Mikl-Leitner.

Mehr Lebensqualität in kleinen Wohngruppen

Wohngruppen würden den Bewohnern mehr Lebensqualität bringen, erklärte Landesrätin Barbara Schwarz (ÖVP): „Wir wollen mehr Privatheit schaffen.“ Zwölf bis 16 Personen sollen über private Räume verfügen und im gemeinsamen Wohnbereich mit Kochnische und oft auch Terrasse eine familiäre Atmosphäre finden. Ein innovatives Projekt sei der Generationencampus Korneuburg mit Pflege- und sozialpädagogischem Zentrum für Jugendliche.

Es gelte, den Standard im Pflegebereich zu halten und laufend zu verbessern, so Schwarz. Sie verwies auf eine von einem externen Institut durchgeführte anonyme Umfrage, wonach 5.186 Heimbewohner und Angehörige ihre Heime mit Noten von 1 bis 1,5 bewerteten.

„Engmaschiges Kontrollnetz“

In Sachen Qualitätssicherung gebe es in Österreich mit 18 Stellen (je neun von Bund und Ländern) ein engmaschiges Kontrollnetz. In allen Ausbildungen werde daran gearbeitet, den Pflegekräften das Rüstzeug auch für Stresssituationen mitzugeben, bei Einstellungsgesprächen würden die Zeugnisse genau angeschaut und die Motive für die Jobwahl ergründet. Tausende würden tagtäglich hervorragende Arbeit leisten, aber einige wenige hätten offenbar sadistische Neigungen, meinte sie im Zusammenhang mit dem vor einem Jahr bekannt gewordenen Fall des Quälens von Patienten in einem privaten Heim in Niederösterreich.

Man müsse sich bewusst sein, dass Menschen, die sich nicht an Regeln halten, das „natürlich nicht öffentlich“ tun. Umfragen unter dem Pflegepersonal zum eigenen Befinden im Umgang mit der Belastung seien da ein Informationsinstrument. Mikl-Leitner erinnerte daran, dass die NÖ Patientenanwaltschaft nun auch Pflegeanwaltschaft als anonyme Anlaufstelle für jeden sei.

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